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Man sieht sie an jeder Ecke: Smartphone-Besitzer, die geistesabwesend durch den Sommer stolpern und dabei nicht den Blick vom Display nehmen können. Immer dabei: ein mobiles Ladegerät, denn die zwanghafte Smartphone-Nutzung saugt den Akku schnell leer.
Oft laufen sie in kleinen Gruppen durch die Stadt und versammeln sich an bestimmten Plätzen – der Altonaer Balkon in Hamburg ist an diesen Sommertagen voll mit Menschen, die wie entrückt auf ihre Smartphones starren.
Anlass der neuen Smartphone-Sucht ist das Kult-Mobilspiel Pokémon Go, das Nutzer rund um den Erdball seit Juli in Atem hält. Gamer versuchen dabei virtuelle Pokémon-Monster zu fangen, die sich an verschiedenen Orten in der realen Welt verstecken.
Legt man die neusten Erhebungen der Investmentbank Axiom Capital Management zugrunde, die die Pokémon Go-Nutzung von den Marktforschern Sensor Tower, SurveyMonkey und Apptopia hat auswerten lassen, sind die Hamburger Monsterjäger spät dran: Der Pokémon-Hype ist nämlich schon wieder deutlich am Abebben.
Tägliche Nutzerzahlen, Downloads, Interaktionsrate auf dem Rückzug
Wie Bloomberg mit Verweis auf Axiom Capital Management berichtet, deutet jedes Kriterium – die täglichen Nutzerzahlen, die Downloads, die täglich mit der App verbrachte Zeit und die Interaktionsrate – darauf hin, dass die Begeisterung für Pokémon Go ihren Zenit überschritten hat.
Die täglichen weltweiten Nutzerzahlen, die Ende Juli mit 45 Millionen Pokémon Go-Spielern ihren Höhepunkt erreicht hatte, sind demnach in den vergangenen vier Wochen beständig zurückgegangen und liegen mit rund 30 Millionen inzwischen fast ein Drittel unter dem Gipfel.
Nintendo versucht Pokémon-Hype verspätet mit Gadget zu monetarisieren
Lizenzgeber Nintendo, der am Erfolg der von Niantic entwickelten App nur sehr begrenzt partizipiert, versucht unterdessen, die abebbende Erfolgswelle doch noch mit einem eigens kreierten Gadget zu reiten. In der kommenden Woche kommt der Tracker Pokémon Go Plus für 40 Euro auf den Markt, der Pokémon Go-Spieler dabei unterstützen soll, „das Spiel zu genießen, ohne dabei auf ihr Smartphone zu sehen“.
In anderen Worten: Die Pokémon Go-Spieler würden bei ihrer virtuellen Monsterjagd wieder ein bisschen mehr von der Umwelt mitbekommen – doch dann ist vom Sommer ohnehin nicht mehr viel übrig…