Zwischen 280 und 900 Milliarden Euro werden bis zum Jahr 2050 die Schäden kosten, die beispielsweise durch Ernteausfälle in der Landwirtschaft, Überflutung von Gebäuden und Unterbrechung der Lieferketten entstehen. Das haben Forschungsinstitute in der Studie „Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland“ errechnet. 900 Milliarden Dollar, das ist eine Hausnummer, natürlich lief die Zahl über alle Nachrichtenkanäle.
Dabei enthält die Studie viele Unwägbarkeiten, was die beteiligten Wissenschaftler auch gar nicht verschweigen. Für den Auftraggeber, das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, kommt die Botschaft trotzdem wie gerufen: Als Weckruf für Zahlenmenschen, die mit konkreten Geldbeträgen mehr anfangen können als mit dem Wissen um immer weiter steigende Temperaturen. Und als Benchmark für Investitionen, die Klimaschäden schon im Vorfeld möglichst geringhalten sollen. Da hat jemand seine Hausaufgaben in Sachen Marketing gemacht.
Studie weist nach: Öko-Landbau spart Umweltkosten
Und das ist gut so. Auch wenn nachhaltig orientierte Unternehmen selbst ohne Preisetikett wissen, was der Umwelt guttut. Das werden alle Leser*innen bestätigen, die schon einmal versucht haben, mit Biobauern zu diskutieren. Aber man kann ja trotzdem mal nachrechnen. Wissenschaftler am Lehrstuhl für ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme der TU München haben genau das getan und sind zu einem verblüffend genauen Ergebnis gekommen: Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft spart der Öko-Landbau pro Hektar 750 Euro Umweltkosten im Jahr. Bewertet wurden insbesondere CO2- und Stickstoffemissionen.
Die Autor*innen der Studie meinen daher, dass möglichst viele Anbauflächen möglichst schnell auf Biolandbau umgestellt werden sollten. Und die geringere Produktivität? Lebensmittelverluste verringern und den Konsum von tierischen Produkten einschränken, lautet die Empfehlung. Zumindest Letzteres ist in Bayern gar nicht so populär, auch wenn beim letzten Oktoberfest vegane Weißwürste gesichtet wurden.
Solarauto-Programm zu verkaufen: Autobauer mit tiefen Taschen gesucht
Wo wir schon über Preise sprechen: Zu hoch gepokert hat offenbar das Start-up Sono Motors, das ein Solarauto mit einer Karosserie aus Siliziumzellen bauen wollte. Das Projekt hatte sich als unerwartet kapitalintensiv erwiesen, weshalb die Gründer an ihre Community appellierten, insgesamt 3500 Modelle zu ordern und anzuzahlen (siehe Green Wednesday vom 11. Januar).
Doch mit der Solidarität ist es so eine Sache, wenn ein Wagen fast 30.000 Euro kosten soll. Jetzt tut Sono Motors, was seine Investoren schon lange empfehlen, und konzentriert sich auf Solartechnik für Busse und Lkw. Das Sion-Programm hingegen wird verkauft. Autobauer mit tiefen Taschen und Nachhaltigkeitsambitionen, bitte melden. Wie wär’s mit BMW? Dessen französischer Kooperationspartner Angell hat gerade verkündet, dass er E-Bikes für die Marke Mini entwickeln wird. Da würde ein kleiner Sion doch auch gut ins Sortiment passen.
Auszeichnung für dm – Drogeriekette will umweltneutral werden
Preise anderer Art bemessen sich in der Währung Aufmerksamkeit. Vergangene Woche wurden zum 20. Mal die Best Brands Awards verliehen. Die Gesamtsieger sollen uns an dieser Stelle nicht interessieren (Sie können sie bei Bedarf hier nachlesen), sondern die Best Corporate Sustainability Brands. Bemerkenswert, wer sich unter den Top Ten tummelt, oder hätten Sie bei diesem Thema an die Deutsche Post, Audi und Edeka gedacht?
Platz eins belegt die Drogeriekette dm, mit 100 von 100 Punkten in den Dimensionen ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit sowie Reputation. Das ist absolut verdient. Die Marke zehrt nicht nur von der Vergangenheit, geprägt durch den legendären Gründer Götz Werner. Sohn Christoph Werner stellt die Weichen in Richtung umweltneutrales Unternehmen, etwa mit der Produktserie „Pro Climate“. Deren Umweltkosten werden nicht mit umstrittenen Klimasiegeln kompensiert, sondern durch Renaturierung alter Industrieflächen. Damit war dm auch beim Marken-Award der absatzwirtschaft nominiert.
Auch das Handwerk wird nachhaltig – wenn Robert Habeck kommt
Auch diese Woche gibt es in der bayerischen Landeshauptstadt eine Großveranstaltung. Robert Habeck und Markus Söder treffen aufeinander, und nebenbei treffen beide den Handwerkspräsidenten (vielleicht treffen auch beide hauptsächlich den Handwerkspräsidenten). Es beginnt nämlich die Internationale Handwerksmesse, und jemand hatte die Idee, aus diesem Anlass einen Kongress „Zukunft Handwerk“ ins Leben zu rufen.
Es geht, na klar, um Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Frauenförderung. Überdies wird erstmals ein „Klimaretter Award“ ausgelobt für Betriebe, die mit eigenen Ideen für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit sorgen. Merke: Auch im Handwerk verstehen sie etwas von Marketing. Der Kongress läuft übrigens bis Freitag.
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!