Herr Elemenler, glauben Sie dass die EU-Zölle einer amerikanischen Marke wirklich schaden könnten? Könnten Unternehmen mit Traditionsmarken vor dem Bankrott stehen?
Die EU-Zölle verfolgen in erster Linie das Ziel, amerikanische Unternehmen aus Bundesstaaten mit einflussreichen, republikanischen Politikern zu belasten. So soll die politische Unterstützung für eine protektionistische, amerikanische Politik verringert werden. Denn wenn die betroffenen amerikanischen Unternehmen geringere Gewinne erwirtschaften oder gar Arbeitnehmer entlassen, könnte dies die Wiederwahl der republikanischen Politiker gefährden. Dass dies funktionieren kann, sieht man daran, dass sich etwa Levi Strauss & Co und Harley Davidson gegen die Einführung von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium ausgesprochen hatten, da die Vergeltungszölle der EU sie betreffen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen allein wegen der Anhebung der EU-Zölle bankrottgeht, ist allerdings gering.
Handel hat eine erhebliche Bedeutung für friedliche Beziehungen zwischen Staaten
Trotzdem haben sich die Länger abhängig von einander gemacht oder?
Der transatlantische Markt zwischen der EU und der USA ist der größte Markt der Welt. Dabei darf nicht vergessen werden, dass dieser nicht nur den Handel mit Gütern umfasst, sondern auch Dienstleistungen und Investitionen, die ebenfalls einen erheblichen Beitrag zu Wohlstand und Wachstum beitragen. Laut Schätzungen stützt dieser Markt direkt 15 Millionen Arbeitsplätze auf beiden Seiten des Atlantiks.
Bereits der Handel mit Gütern zeigt, dass beide Seiten für den jeweils anderen der größte Handelspartner sind: 18,4 Prozent der amerikanischen Exporte gingen in die EU, während 20 Prozent der EU-Exporte die USA zum Ziel hatten. Der Wert der amerikanischen Exporte in die EU ist damit mehr als doppelt so hoch wie derjenige zu China. Handel führt dazu, dass Ressourcen effizienter genutzt werden und der Wettbewerb gestärkt wird. Um Umkehrschluss bedeutet dies, dass ein Rückgang des Handels zu einem geringeren Wirtschaftswachstum führen würde und Innovationen abnehmen würden. Auch hat Handel eine erhebliche Bedeutung für friedliche Beziehungen zwischen Staaten: Je intensiver die Handelsverflechtungen zwischen zwei Staaten, desto weniger ist es wahrscheinlich, dass sich diese Staaten bekriegen.
Nun wird es dann eben ein „Handelskrieg“. Denn egal ob Erdnussbutter, Orangensaft, Motorrädern und Whiskey. Amerikanische Produkte werden es nun schwer haben. Könnten alternative EU-Produkte durch die Zölle aufgewertet werden?
Die Anhebung von Zöllen führt dazu, dass Konsumenten – zumindest teilweise – auf Produkte ausweichen, die von der Zollanhebung nicht betroffen sind. Die Produzenten solcher Produkte zählen zu den Gewinnern der Zollanhebung. Für Konsumenten bedeutet dies jedoch nicht, dass sie dann tatsächlich das bessere Produkt erwerben.
Ist es zum Schluss der Verbraucher, der drauf zahlt, wenn er ein bestimmtes Produkt erwerben will? Also Amerikaner und Europäer gleichermaßen? Wer hat hier die größere Last zu tragen?
Die Zölle werden von den Importeuren gezahlt, die in der Regel die erhöhten Preise weitergeben. Diese kommen dann bei den Verbrauchern an. Es kommt jedoch auf das Produkt an, ob die Zölle in derselben Höhe weitergegeben werden oder ob der Importeur nur ein Teil der Zölle auf den Preis aufschlagen kann. Bei verzichtbaren oder austauschbaren Gütern, wie dem Motorrad für das Wochenende oder Whisky, mag der Druck auf den Importeur höher sein, den zusätzlichen Zoll nicht in derselben Höhe auf den Preis aufzuschlagen, da nur ein geringerer Kreis bereit sein mag, den erhöhten Preis zu zahlen. Ungeachtet dessen ist klar, dass die Verbraucher diesseits und jenseits des Atlantiks zu den Verlierern der Zölle gehören werden.