Der „Green New Scam“ des Donald Trump

Während der US-Präsident den Klimawandel leugnet, beschließt die EU den Clean Industrial Deal. Die Love Brand Voelkel wirbt in der Bahn für Tomatensaft und die Messe ISH hat ein neues Konzept.
20.09.2019, xsvx, News Klimademo, Fridays for Future - Demo in Karlsruhe emspor, v.l. Demonstration von Fridays of Future auf dem Friedrichsplatz in Karlsruhe Donald Trump Karlsruhe  20 09 2019, xsvx, News Klimademo, Fridays for Future Demo in Karlsruhe emspor, v l Demonstration of Fridays of Future at Friedrichsplatz in Karlsruhe Donald Trump Karlsruhe
Trumps Präsidentschaft ist nicht nur für die Finanzierung von Klimamaßnahmen schädlich, sondern auch für die Klimakommunikation. (© Imago)

Donald Trump hat gesprochen – und in seiner langen Rede vor dem amerikanischen Kongress am gestrigen Dienstag auch zum Thema Nachhaltigkeit einen Kurs bestimmt, der es in sich hat. Umweltregulierungen und Förderprogramme will er aussetzen, etwa zur energetischen Nachrüstung von Gebäuden. In seinen Augen sind sie „appalling waste“, haarsträubende Verschwendung.  

Der ungeheuerlichste Satz in seinem Manuskript, das Sie hier im Wortlaut lesen können, lautet: „I terminated the ridiculous ‚green new scam‘.“ Um sich dann dafür zu loben, aus dem Pariser Klimaabkommen zur Begrenzung der CO2-Emissionen ausgestiegen zu sein. 

Greenscamming, so lernen wir bei Wikipedia, ist eine dem Greenwashing verwandte Taktik, um gegen die Umwelt gerichtete Aktionen zu tarnen und gegenüber der Öffentlichkeit als grün auszugeben. Der amerikanische Präsident beschuldigt also die Staatengemeinschaft, ihre Bürger in Bezug auf den Klimawandel betrogen zu haben. 

Damit kehrt Trump die Tatsachen um. Denn er ist ja derjenige, der die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Erderhitzung ignoriert und leugnet. Die 195 Länder, die das Pariser Abkommen von 2015 unterschrieben haben, sollten der Propaganda aus dem Weißen Haus entschieden entgegentreten.  

Wirtschaft profitiert vom Clean Industrial Deal 

Einen Anfang hat die Europäische Kommission mit dem Clean Industrial Deal gemacht. Trump hin oder her, Europa will an seinen ehrgeizigen Klimazielen festhalten und die grüne Strategie um Wachstumsimpulse ergänzen: durch Bevorzugung nachhaltiger Produkte, wenn die öffentliche Hand bestellt; durch über 100 Milliarden Euro zur Transformation der Industrie; durch einen „Circular Economy Act“, der die Umstellung auf Kreislaufwirtschaft so stark beschleunigt, dass 2030 ein Viertel der Rohstoffe aus dem Recycling stammt (Einzelheiten in der 24 Seiten langen „Roadmap“).  

Fachleute finden es gut: Dekarbonisierung sei für die EU „die einzig realistische Maßnahme, um die Energiekosten zu senken und die Sicherheit der Energieversorgung in einer Zeit zunehmender internationaler Volatilität zu erhöhen“, schreibt die in Brüssel beheimatete Denkfabrik Bruegel.  

Wasserstoffstrategie ohne Technik aus China? 

Mit den Folgen der Bundestagswahl für den sogenannten Wasserstoffhochlauf hat sich Michael Sterner beschäftigt, Professor für Energiespeicher, Energiewirtschaft, Wasserstoff und Erneuerbare Energien an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg. Seine beruhigende Botschaft: „Wasserstoff bleibt ein zentrales Thema.“  

Der Experte zeigt sich nicht nur optimistisch für eine Wasserstoffstrategie 3.0 unter einer unionsgeführten Bundesregierung. Er macht überdies Vorschläge für deren praxisgerechte Ausgestaltung – und zwar so, dass chinesische Elektrolyseure draußen bleiben. Das kann, erlauben wir uns anzumerken, teuer werden. Unabhängigkeit hat eben ihren Preis.  

„Der Traum vorm Fliegen“: Kampagne von Voelkel und der Deutschen Bahn

Einen hübschen Cross-Marketing-Coup haben die Deutsche Bahn und Bio-Safthersteller Voelkel gelandet: Sie vermarkten Tomatensaft in ICEs. Der Gedanke dahinter: Warum soll, was Reisende im Flugzeug besonders oft bestellen, nicht auch im Zug gut schmecken? Die Bahn will mit der Kampagne auf ihre Zubringer zu Flughäfen aufmerksam machen, das Familienunternehmen aus dem Wendland – das auch dank einer neuen Marketingstrategie mit Umsatzzuwächsen glänzt – neue Zielgruppen ansprechen.  

Einziger Schönheitsfehler der Aktion: Die Flaschen sind Einwegflaschen, für Voelkel eigentlich ein No-go. Man gehe davon aus, dass viele Kunden die mit Claims wie „Der Traum vorm Fliegen“ oder „Der Saft für Flugzeuge im Bauch“ bedruckten Pullen als Andenken mitnehmen würden, rechtfertigt Marketingchef Jannis Meseke den Verzicht auf Mehrweg.  

Weltleitmesse ISH zeigt Lösungen für die Zukunft 

„Lösungen für eine nachhaltige Zukunft“ verspricht die Internationale Sanitär- und Heizungsmesse (ISH), die am 17. März in Frankfurt beginnt. Die einstige Leistungsschau für Handwerker hat sich zu einer Technologiemesse rund um Themen wie Wärmeerzeugung, Wasserkreislauf und smarte Gebäudesteuerung entwickelt – und punktet dieses Jahr mit einem neuen Konzept: Die Ausstellung soll keine reine Produktpräsentation mehr sein, sondern ist erstmals nach Lösungsfeldern strukturiert. Ein spannender Ansatz. 

Grüne Neuinterpretation der 4Ps im Marketing 

Dass Marketing Superkräfte hat, glauben viele seiner Protagonistinnen und sogar manche Kunden. Für sie gibt es nun eine neue – grüne – Bibel mit dem Titel „Superpower Sustainable Marketing“, die nichts weniger verspricht als ein neues Marketing-Modell: Die klassischen 4Ps des Marketings – Product, Price, Place, Promotion – würden „im Sinne der ökosozialen Zukunftsfähigkeit“ neu interpretiert, schreiben die Autorinnen Birgit Berthold-Kremser (früher Siemens, zuletzt CMO Peek & Cloppenburg), Stefanie Kuhnen (Serviceplan) sowie die Journalistin Franziska Mozart.  

Ihr Appell an Kolleginnen und Kollegen: „Schnappt euren Superhelden-Umhang und tragt euren Teil dazu bei, die besseren Lösungen, die es heute schon gibt, endlich in den Mainstream zu bringen.“ 

Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick! 

(mat) führte ihr erstes Interview für die absatzwirtschaft 2008 in New York. Heute lebt die freie Journalistin in Kaiserslautern. Sie hat die Kölner Journalistenschule besucht und Volkswirtschaft studiert. Mag gute Architektur und guten Wein. Denkt gern an New York zurück.