Der digitale CSO 

Die Digitalisierung verursacht einen gigantischen Energieverbrauch. Sie wirkt sich aber auch positiv auf Nachhaltigkeitsziele aus.
Marketing Effektiv: Header Kolumne Larissa Pohl
Larissa Pohl ist GWA-Präsidentin. (© Cecil Arp, Montage: Olaf Heß)

Laut einer PwC-Studie verfügt rund ein Drittel der deutschen Unternehmen mittlerweile über einen „Chief Sustainability Officer (CSO)“. Allerdings liegt die Quote bei Unternehmen mit weniger als einer Milliarde Euro Umsatz bei lediglich 12 Prozent. Auch in der Agenturbranche dürfte der oder die CSO eine Ausnahme sein. Angenommen, man wolle das ändern: Wie sähen denn die Kernaufgaben dieser Person aus?  

Bis zu zwölf Prozent des globalen Stromverbrauchs geht auf digitale Geräte zurück, also auf Rechner, Server, Endgeräte und so weiter. Der Anteil dürfte eher steigen, in Deutschland hat sich beispielsweise die Kapazität der Rechenzentren zwischen 2010 und 2020 verdoppelt. Auf der anderen Seite kann die Digitalisierung aber auch helfen, Emissionen zu reduzieren. Laut Branchenverband Bitkom können digitale Technologien je nach Szenario insgesamt 43 bis 80 Millionen Tonnen CO2 einsparen. 

Unternehmen haben eine klare Managementaufgabe, nämlich die genannten negativen Folgen der Digitalisierung zu beseitigen und zugleich die Digitalisierungschancen konsequent nutzen. Auf der einen Seite brauchen wir Effizienzsteigerungen, mehr grünen Strom, wir müssen die in den Rechenzentren entstehende Abwärme nutzen und vieles mehr. Auch die Agenturbranche hat hier ihren Part. Jede Kampagne verursacht einen CO2-Fußabdruck, es wird immer mehr darauf ankommen, diesen zu minimieren und die Auftraggeber*innen entsprechend zu beraten.  

Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammen denken

Auf der anderen Seite muss Digitalisierung aber auch als Unterstützerin von Nachhaltigkeitsprozessen betrachtet und entsprechend genutzt werden, und zwar möglichst systematisch und konsequent. Die Zahl der Geschäftsreisen und Arbeitswege können dank Digitalisierung deutlich reduziert werden. Intelligente Tools senken den Strom- und Energieverbrauch von Unternehmen, sie liefern auch die Datengrundlage für ein effektives Nachhaltigkeitsmanagement und so weiter. 

Daraus folgt zunächst, dass beide Themen – Digitalisierung und Nachhaltigkeit – zusammengehören und auch zusammen gedacht und geführt werden müssen. Dazu sind entsprechende Prozesse und Zuständigkeiten zu etablieren. In der Konsequenz braucht es aus meiner Sicht in jedem Unternehmen eine(n) Chief Sustainability Officer (CSO) oder Inhaber*in einer vergleichbaren Position. Und in dessen Stellenbeschreibung sollte ganz oben als wichtigste Anforderung ein tiefes Verständnis digitaler Prozesse stehen. 

Larissa Pohl ist GWA-Präsidentin. Die Kolumnistin schreibt im Wechsel mit Franziska Duerl und Sandra Harzer-Kux über die Zusammenarbeit von Unternehmen und Agenturen.