Der CMO als Wachstumsmanager der Zukunft 

KI hat das Zeug dazu, die gesamte Marketinglandschaft umzukrempeln. Wie sich dadurch auch das Rollenbild des CMOs verändert, erläutert unsere Gastautorin Merle Meier-Holsten.
thumbnail (4)
Merle Meier-Holsten leitet ab 1. Oktober die Tourismusabteilung bei der Wirtschaftsförderung Bremen. Davor war sie Head of Marketing Central Europe bei Visa. (© Imago, Montage: Olaf Heß)

KI, flexible Budgetführung, ständig wechselnde Rahmenbedingungen – wir erleben gerade einen rasanten Wandel und das Marketing als zukunftsgerichtete und umsatzsteigernde Funktion nimmt hier eine führende und richtungsweisende Rolle ein. Damit ist zwangsläufig verbunden, dass sich Rollenbilder und Herangehensweisen in der Markenführung weiterentwickeln und es heute nicht mehr ausreicht, nur noch CMO mit einer Konzentration auf das funktionale Marketingwissen und klassische Führungs-Know-how zu sein.  

Sind wir hierfür überhaupt gerüstet? Was brauchen wir und was konkret müssen wir noch lernen? Es werden Fragen aufgeworfen, die Denkanstöße geben, was eine*n erfolgreiche*n CMO heute ausmacht und in welche Richtung sich die Rolle weiterentwickelt. Turbulenz fungiert dabei als ein Katalysator, der diese Entwicklung noch forciert. Vieles ist bereits da, kommt aber in turbulenten Zeiten schneller und massiver zum Ausdruck. Mit anderen Worten: Eine Weiterentwicklung würde so oder so erfolgen. Aber je turbulenter die Zeiten, desto stärker sind wir auch in unserer Rolle als Führungskraft gefordert. 

Der CMO wird zum CGO

CMO wird daher zum Wachstumsmanager, dem CGO, im Sinne einer konsequenten und kontinuierlichen Wachstumskomponente, die wir für uns, unsere Teams, unsere Unternehmen und Marken verinnerlichen und fördern sollten. Nichts ist mehr normal und kann als gegeben vorausgesetzt werden. Wir leben in einer Zeit, in der das Herkömmliche nur noch eine bedingte Rolle spielt. Das Neue allerdings ist noch nicht wirklich vorstellbar.  

Das schürt Unsicherheit, die häufig erst einmal als negativ empfunden wird, obwohl man sich immer vor Augen halten sollte, dass ohne Veränderung nichts vorangehen würde und sie eigentlich der Motor von Entwicklung ist. Das betrifft die Mitarbeiter*innen, den Marketingplan, aber auch Themen auf der Metaebene wie zum Beispiel die aktuelle Diskussion rund um das Thema KI.  
 

Die Aufgabe von Führung ist es daher zunehmend, eine Diskussion zu moderieren, zu navigieren und somit auch Impact zu kreieren. Führungsverantwortliche müssen bei der Entscheidung unterstützen und die Richtung vorgeben, die wir weitergehen wollen – als Team, Marke, Unternehmen und sogar auch als Gesellschaft. ‚Embrace the unkonwn‘ und ‚Simplicity ist king‘. Manchmal müssen wir vielleicht auch wieder lernen, Räume der Unwissenheit zu akzeptieren. Bei uns selbst, aber auch im Umgang mit unserer Umgebung. 

Informationen ordnen und anfassbar machen 

Klingt oft leichter gesagt als getan. Gerade für Personen, die gerne alles unter Kontrolle haben. Umso wichtiger wird es, noch vernetzter und systemischer zu denken und ein ganzheitliches Verständnis zu schulen und entwickeln. Informationen sollten geordnet und verknüpft reduziert und damit anfassbar gemacht werden. Als Führungskraft müssen wir mehr denn je durch eine Art der strukturellen Nervosität führen. Wie führe ich durch Zeiten, in denen vielleicht der ein oder andere dazu neigt, an der Zukunft zu verzweifeln? Wie führe ich, ohne alle Fakten zu kennen? Wie führe ich, bei sich schnell ändernden Rahmenbedingungen? Wie führe ich, wenn Erlerntes nicht mehr zwingend anwendbar ist 

Hiermit sollten wir uns dringend für die Führung unserer Teams und unserer Marken auseinandersetzen. Wir sollten lernen, die richtigen Fragen zu stellen und den Trampolineffekt zu nutzen. Einmal mehr die Rolle einzunehmen, Hilfestellung zu geben und nicht eine fertige Lösung zu präsentieren. Auch als Marke reicht es heute nicht mehr aus, nur Antworten zu geben.  

Dialog mit Konsument*innen gewinnt an Bedeutung

Das viel zitierte ‚listen to understand and not to reply‘ kann man durchaus auch mal in der Markenführung weiterdenken. Kennen wir wirklich die aktuellen Bedürfnisse unserer Konsument*innen? Was hat sich genau verändert? Was können wir bereits antizipieren? Was ist wirklich wichtig? Stellen wir und somit unsere Marken die richtigen Fragen? Und wie?  

Der Dialog mit dem Konsument*innen hat noch einmal mehr an Bedeutung gewonnen. Unsere Marken entwickeln sich immer mehr zu Eco System Brands, die Produkte, Dienstleistungen oder andere relevante Inhalte entlang einer Customer Journey holistisch miteinander verbinden und somit eine umfassende und für die Konsument*innen gewinnbringende Markenerfahrung schaffen. Dabei wird zunehmend sogar Unterstützung bei der Lösung gesellschaftlicher Themenstellungen erwartet.  
 

Im Zuge dieser Entwicklung ergeben sich viele anspruchsvolle und spannende Themenfelder, die Lust auf mehr machen. Ein mehr, das impliziert, dass wir in unseren Rollen offen und neugiriert sind. Verbunden mit der Bereitschaft des kontinuierlichen und differenzierten Lernens. Die Rolle des CMOs wird zukünftig erweitert und neu interpretiert. Im Sinne von Wachstum (Growth), holistisch über das Eco System gedacht und die Zukunft leitend.