Initiiert hat das Hamburger Beratungsunternehmen den CSR-Wettbewerb „Good Company Ranking 2013“ zum vierten Mal. Verglichen wurden die 70 größten Unternehmen Europas. Die Platzierungen zeigen, wie sehr die in den Indizes STOXX50 und DAX30 gelisteten Unternehmen im Geschäftsjahr 2012 ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrgenommen haben. Besonders gut schnitten dabei Vertreter der Branchen Automobil, Chemie und Pharma ab, während die Unternehmen aus der Finanzdienstleistungsbranche sowie den Sektoren Rohstoffe und Energie auf den letzten Rängen landen.
In Deutschland besonders hohe Erwartungen an Unternehmen
Die Ergebnisse im Einzelnen: Die ersten fünf Plätze sowie die Ränge sieben, acht und zehn belegen deutsche Konzerne: Bayer, BMW, BASF, Adidas, Henkel, Daimler, SAP und Merck. Mit Sanofi (Platz 6) und Glaxo-Smith-Kline (Platz 9) befindet sich nur je ein französisches und britisches Unternehmen unter den Top-Ten. Klaus Rainer Kirchhoff führt die deutliche Verschiebung gegenüber dem letzten Wettbewerb im Jahr 2009 darauf zurück, dass einige der damals gut gelisteten ausländischen Unternehmen Rohstoffkonzerne waren. Vom Kapitalmarkt getrieben, hätten sie damals eine gute Performance gezeigt.
In den vergangenen zwei Jahren hätten sich deutsche Unternehmen nun besser entwickelt als viele europäische Wettbewerber. „Die Hauptursache für die Verschiebung sehen wir darin begründet, dass der gesellschaftliche Druck auf die Unternehmen und die gesellschaftlichen Erwartungen an Unternehmen, verantwortlich zu handeln, in Deutschland größer ist als in den anderen europäischen Ländern. Insbesondere gilt dies für die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern“, erklärt Kirchhoff. Ein weiterer Grund liege in der in Deutschland zunehmenden Transparenz während der letzten Jahre, die Unternehmen bieten müssten, um in der Gesellschaft, aber auch am Kapitalmarkt Akzeptanz zu finden.
Im Ländervergleich Dänemark an der Spitze
Aus Dänemark nimmt mit Novo Nordisk A/S nur ein Unternehmen teil. Aufgrund seines sehr guten Abschneidens gelangt Dänemark im Ländervergleich mit 60,4 Punkten auf den ersten Platz. Die 30 deutschen Unternehmen erreichen zusammen einen Durchschnittswert von nur 58,7 Punkten, somit belegt Deutschland Rang 2. Die Bronzemedaille geht an die Schweiz mit 57,8 Punkten. Zu den Schlusslichtern zählen die Niederlande (51,8 Punkte), Italien (46,3 Punkte) und Russland (32,6 Punkte).
Beim aktuellen Ranking nach Branchen zeigt sich ein ganz anderes Bild als bei der letzten Untersuchung im Jahr 2009: In diesem Jahr startet die Automobilbranche aus der Poleposition (64 Punkte), gefolgt von den Sektoren Chemie (62) und Pharma (61,4). Zu den Absteigern zählen die Finanzdienstleistungsbranche (52 Punkte), die Rohstoffindustrie (50) und die Energiewirtschaft mit 48,5 Punkten. Seinerzeit belegte die Rohstoffbranche noch den zweiten Platz – nach der Chemie- und vor der Pharmaindustrie.
Bayer AG im Gesamtranking führend
Neuer Spitzenreiter im Gesamtranking ist die Bayer AG mit 74 Punkten, die sich bei der Hitliste vor vier Jahren noch mit dem siebten Platz zufrieden geben musste. Am stärksten aufgeholt hat der diesjährige Silbermedaillen-Gewinner BMW auf Rang 2, der im Jahr 2009 noch Platz 46 bekleidete. Die Bronzemedaille geht an den Chemieriesen BASF (70,7 Punkte), der das Gesamtranking des Jahres 2009 gewonnen hatte. Schlusslichter sind die russischen Unternehmen Gazprom (31,4 Punkte), Lukoil Oil mit 31,2 Punkten sowie Sberbank Rossil, die lediglich 27,4 Punkte erreicht hat. Grund hierfür sind Punktabzüge in mehreren Kategorien, die nach der Malus-Regelung vorgenommen wurden.
„Das gegenwärtig herrschende Ungleichgewicht zwischen Wachstum und Verschuldung, die Loslösung von der Realwirtschaft, der Raubbau an natürlichen Rohstoffen und der Klimawandel machen deutlich, dass Unternehmen in einer sozialen Marktwirtschaft mehr Verantwortung übernehmen müssen“, kommentiert Kirchhoff die Ergebnisse des „Good Company Rankings 2013“.
Finanzielle Performance doppelt gewichtet
Wie in den Jahren zuvor wurde die Studie von unabhängigen Experten durchgeführt, die die Leistungen der Unternehmen unter die Lupe genommen haben. Neben dem Ranking-Initiator Kirchhoff gehören Prof. Dr. Edeltraud Günther (Technische Universität Dresden), Prof. Dr. Rüdiger Hahn (Universität Kassel), Prof. Dr. Christian Scholz (Universität des Saarlandes) und Prof. Dr. Henning Zülch (HHL Leipzig Graduate School of Management) zu den Mitgliedern der Jury.
In einem dreistufigen Verfahren haben sie die Verantwortung der Unternehmen gegenüber Mitarbeitern, Umwelt und Gesellschaft überprüft. Diese Bereiche flossen mit jeweils 20 Prozent in die Bewertung ein. Doppelt so stark gewichtet wurde die finanzielle Performance, weil sie ein Indiz auf den Umgang der Konzernführung mit dem ihm anvertrauten Kapital darstellt. Einen Malus erhielten die Gesellschaften, die nicht wenigstens die Hälfte der Punktzahl des bestbewerteten Unternehmens in einer Prüfungskategorie erzielten.
Die Studie steht hier zum Download zur Verfügung.
(HHL Leipzig Graduate School of Management / asc)