Adtrader Conference, re:publica, Greentech Festival, hub.berlin, K5 Future Retail: In meiner Heimatstadt Berlin jagt momentan ein spannendes Event das nächste: Für Marketing-Tech- und Ad-Tech-Enthusiasten war die Adtrader Conference – die bereits in der vergangenen Woche über die Bühne ging – wahrscheinlich besonders interessant.
Mit Spannung wurde dort das Update von Google zu seiner Privacy Sandbox erwartet. Weniger als 500 Tage verbleiben noch, bis Google die Third-Party-Cookies in seinem Chrome-Browser abschaltet. Bereits in diesem Sommer sollen alle Chrome-Browser über die Privacy-Sandbox-Technologie verfügen. Die Privacy Sandbox ist allerdings keine eigenständige Adtech-Lösung. Vielmehr bietet Google damit Bausteine für Chrome und Android, welche die Adtech-Anbieter in ihre Produkte integrieren können. Über entsprechende Schnittstellen kann der Browser dann dafür sorgen, dass im Rahmen einer Zielgruppenansprache die Daten der Nutzer*innen geschützt werden.
Ab Q4 dieses Jahres erhalten Entwickler die Gelegenheit, die Abschaltung der Third-Party-Cookies zu simulieren und sind dazu aufgerufen, sich an den Tests zu beteiligen und ihr Feedback mit der Developer-Community zu teilen.
Hat jemand „einfacher“ gesagt
Damit ist endgültig klar: die Zeiten, in denen datenbasiertes Targeting in den digitalen Medien ein Kinderspiel war, sind vorbei. Statt auf eine einzige Lösung zu setzen, die vielfältigsten Ansprüchen gerecht wird, müssen Advertiser künftig ein buntes Potpourri an Targeting-Optionen managen und daraus die jeweils passenden auswählen. First-Party-Cookies, kontextuelle Signale, diverse User-IDs, Wetter- und Geodaten und viele andere Signale werden dann genutzt werden, um Zielgruppen weiterhin möglichst individuell anzusprechen. Das wird interessant, denn bisher wird der meiste Werbeumsatz im Programmatic Advertising noch auf Basis der ablebenden Drittanbieter-Cookies generiert. Der Mensch ist und bleibt ein Gewohnheitstier. Doch der Countdown läuft.
Neben der hohen Event-Dichte lässt dieser Tage auch eine Veröffentlichung aufhorchen. Das Marketing Tech Lab hat seinen neuen Marketing Tech Monitor 2023 vorgestellt: Die Benchmark-Studie liefert auf knapp 180 Seiten geballtes Wissen zu allen Aspekten von Marketing Tech im Praxis-Einsatz. Unter anderem werden in diesem Jahr die Marketing-Budgets, die Zusammenarbeit zwischen Marketing und IT, die Customer-Journey-Analyse und natürlich der Einsatz Künstlicher Intelligenz näher beleuchtet. Welche Erkenntnisse die Studie zutage fördert, können Sie im Detail in diesem Beitrag nachlesen.
Schon gehört?
Die Werbetechnologie-Firma The Trade Desk hat ein weitreichendes Update seiner KI-gesteuerten Media-Buying-Plattform vorgestellt. Kokai baut auf der bisherigen KI von The Trade Desk – Koa – auf. Die Lösung bietet zahlreiche Neuerungen. Zum Beispiel werden Deep-Learning-Algorithmen nun über den gesamten Kaufprozess digitaler Medien verteilt und sollen Marketingfachleuten unter anderem dabei helfen, automatisiert die richtigen Anzeigenimpressionen zum richtigen Preis zu kaufen.
KI bringt aber nicht nur eine neue Qualität in Werbelösungen, sie bewegt auch die Märkte und lässt große Player enger zusammenrücken. So erweitern jetzt Salesforce und Google Cloud ihre bisherige strategische Partnerschaft auf den Bereich KI. Gemeinsames Ziel ist es, das Potenzial von KI, Daten und CRM besser zu erschließen. Die neue Integration zwischen Salesforce Data Cloud und Google BigQuery soll es Unternehmen unter anderem ermöglichen, Daten einfacher in verwertbare Erkenntnisse und personalisierte Kundenerfahrungen zu verwandeln.
Neben KI ist momentan ein weiterer Trend in aller Munde: Retail Media. Jetzt hat der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) die erste umfassende Definition für die aufstrebende Mediengattung vorgelegt. Der Fachkreis RMC im BVDW möchte damit einen Rahmen für Wachstum und mehr Transparenz im Markt schaffen.
Übrigens: Haben Sie schon gratuliert? Das PDF wird 30. Damit zählt dieses Datei-Format zu den Urgesteinen der digitalen Geschäfts- und Verwaltungsprozesse. Einer Bitkom-Umfrage zufolge sagen 92 Prozent der Unternehmen, PDFs haben sich bei ihnen als Standard etabliert. Herzlichen Glückwunsch!
In diesem Sinne. Bleiben Sie inspiriert!
(kaz) ist Fachjournalist für digitales Marketing. Seit Mitte der Nullerjahre begleitet er mit seinen Artikeln die rasanten Entwicklungen der Online-Werbebranche. Der Maschinenraum der Marketing-Technologien fasziniert ihn dabei ebenso wie kreativ umgesetzte Kampagnen. Der freie Autor lebt und arbeitet in Berlin.