Von Anna Ringle, dpa
Ingwer-Brause, Tee mit Hibiskus, Cola mit Vanillegeschmack: Der Markt der alkoholfreien Erfrischungsgetränke in Deutschland ist in Bewegung. Hersteller setzen nicht nur auf ihre Klassiker, sondern seit Jahren zudem auf breite Auswahl. Sie versuchen auch, dem Image der Zucker-Limo etwas entgegenzusetzen, um vom Gesundheitstrend zu profitieren. Firmen suchen sich unterschiedliche Wege, um am Durst der Deutschen zu verdienen. In den Vorjahren war der Verbrauch bei den Erfrischungsgetränken nach Verbandsangaben noch zurückgegangen – dann kam der Sommer 2018.
Auch große Traditionsmarken schauen nach links und rechts und erweitern ihre Produktpalette. Beispiel Coca-Cola. Allein 2018 wurden 16 neue Getränke in das Sortiment aufgenommen, wie es von Coca-Cola Deutschland heißt. Rund 80 verschiedene Getränke seien es nun: Neben der klassischen Cola auch trinkfertige Tees, Schorlen, pflanzenbasierte Snack-Drinks und Wasser. Zugleich setzt das Unternehmen weiterhin auf seinen Cola-Klassiker. Wachstumstreiber sei 2018 das Cola-Produkt ohne Zucker gewesen. In Deutschland füllte Coca-Cola vor 90 Jahren (am 8. April 1929) zum ersten Mal ab, am damaligen Standort Essen.
Markt für Erfrischungsgetränke erstmals wieder gewachsen
Die Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (WAFG) führt es auf den langen Sommer zurück, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Erfrischungsgetränken in Deutschland im vergangenen Jahr nach Jahren des Rückgangs wieder nach oben ging. 2018 stieg dem Verband zufolge nach vorläufigen Berechnungen etwa der Verbrauch von Limonaden – dazu zählen auch Cola-Getränke – um neun Prozent auf gut 82 Liter (2017: 75,5 Liter). Nehme man alle Erfrischungsgetränke – darunter rechnet der Verband unter anderem auch Fruchtsaftgetränke, Wasser mit Aromen, Brausen und Teegetränke – zusammen, gehe man von einem Anstieg von mehr als sechs Prozent auf rund 123 Liter Pro-Kopf-Verbrauch aus. Für dieses Jahr gibt es noch keine Prognose.
WAFG-Hauptgeschäftsführer Detlef Groß sagt: „Aktuell sehen wir einen anhaltenden und signifikanten Trend hin zu kalorienreduzierten beziehungsweise kalorienfreien Produkten.“ Der Verband betonte im Februar, zwischen 2015 und 2025 eine Zucker- und Kalorienreduktion von 15 Prozent anzustreben. Im Herbst hatte die Verbraucherorganisation Foodwatch angeprangert, dass Erfrischungsgetränke aus Supermärkten wie Cola und Brause immer noch einen erhöhten Zuckergehalt hätten.
Der Markt der Erfrischungsgetränke sei insgesamt sehr vielfältig, heißt es vom Getränke-Verband. „Regionale Akteure und Start-ups gehören ebenso wie bundesweit etablierte Marken zu den Anbietern, nicht zuletzt auch aus den Bereichen Mineralbrunnen und Brauereien“, sagt Groß.
Mineralwässer mit Zusätzen immer gefragter
Laut der Supermarktkette Rewe entwickelten sich im vergangenen Jahr folgende Produkte besonders positiv: Limonaden mit neuen Geschmacksnuancen wie Ingwer oder exotische Früchte, kalorienarme und kalorienfreie Light-Artikel sowie teehaltige Getränke. Wobei Wasser unverändert mit Abstand die verbrauchsstärkste Kategorie sei. „Aber auch bei Mineralwässern werden solche mit Zusätzen immer beliebter“, heißt es.
Auch kleinere Firmen können sich mit eigenen Marken auf dem Markt der Erfrischungsgetränke behaupten. Ein Beispiel: Ein Berliner Start-up mit der Marke Wostok. Seit rund zehn Jahren bestehe die Brause-Getränke-Firma, teilt Gründer Joris van Velzen mit. Ein Kaufargument für Kunden sei wohl, dass das Getränk nicht von einem Großkonzern stammt. „Unterstütze den Underdog“, beschreibt van Velzen das. Vom Hamburger Hersteller der Fritz-Kola-Getränke heißt es zudem, dass Regionalität und fairer Handel bei Kunden eine immer größere Rolle spielten.