Kennen Sie den Satz „Wir machen das mit den Fähnchen“? Der ist noch ziemlich aktuell, denn er bringt auf den Punkt, was uns auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Weg steht. Trotz vieler positiver Veränderungen hat sich an unserer Arbeitsweise wenig geändert: Kunde möchte Fähnchen, Agenturen machen Fähnchen – nur eben klimaneutral. Doch klimaneutral zu drucken, reicht nicht mehr. Die Frage lautet: Wie können wir sinnvolle Produkte erschaffen, die einen Mehrwert bieten und langfristig in einen Kreislauf aus wiederverwendbaren Materialien einzahlen?
Althergebrachtes Marketing hat ausgedient, die Zeiten von immer mehr Konsum sind vorbei. Doch Konsum können und wollen wir nicht beenden: Wir wollen und brauchen gesunde, nachhaltige Lebensmittel, Kleidung, Bildung, wollen Ideen kennenlernen und diskutieren, uns von Literatur und Filmen inspirieren lassen, spannende Jobs finden. Davon erfahren wir durch gutes, authentisches Marketing. Neues, nachhaltiges Marketing, das den Konsum weder steigern noch abschaffen, sondern optimieren will.
Zerrissenheit zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Das erfordert eine neue Art der Kreativität abseits der bewährten Fähnchen. Wir Agenturen brennen für den Erfolg unserer Kunden und wir stehen in der Verantwortung, sie zu nachhaltigen Alternativen zu beraten.
Wie nachhaltig die Maßnahmen tatsächlich werden, sollte stets auf einer individuellen gemeinsamen Abwägung beruhen. Ist unser Beratungsangebot ausgeschöpft, sind alle nachhaltigen Lösungen diskutiert und abgelehnt, müssen wir das akzeptieren – produziert werden die Fähnchen mit oder ohne uns. Ja, wir verspüren eine neue Zerrissenheit zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Und manche Aufträge müssen wir aus Gewissensgründen ablehnen. Doch wichtig ist nicht, dass wir uns durchsetzen. Wichtig ist, dass wir die Debatte führen und unsere Kunden langfristig auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit begleiten. Es sind Prozesse im Gang, die langfristige Veränderungen ankündigen.
Auch digitale Lösungen haben einen CO2-Fußabdruck
Viele Unternehmen suchen die Lösung in der Digitalisierung von Produkten und Prozessen. Das ist ein zukunftsweisender Ansatz. Aber nicht für alles. Die Messepräsenz, die für wertvollen Austausch und die Gewinnung von Fachkräften sorgt. Der Handel, der mit persönlicher Beratung und Produkten zum Anfassen überzeugt. Diese und weitere Touchpoints erfordern die Produktion von physischen Kommunikationsmitteln. Und sie lassen sich nicht digitalisieren (zumal auch digitale Lösungen einen ökologischen Footprint haben). Nachhaltig und wiederverwertbar gestalten lassen sie sich dagegen schon.
Wir sollten nicht versuchen, Veränderungen übers Knie zu brechen, sondern sie langfristig und gemeinsam umsetzen. Das ist unser Auftrag: Produkte so zu gestalten, dass Kreislaufwirtschaft überhaupt erst entstehen kann, die unter ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten zu verantworten ist. Das sollten wir uns auf die Fähnchen schreiben.