Zumindest gezeigt, dass es auch anders gehen kann, haben die ehemaligen Groß-Sponsoren Sony und Emirates, die ihre Verträge mit der FIFA im vergangenen Jahr auslaufen ließen. Ebenfalls von dem Welt-Fußballverband distanziert haben sich Continental Deutschland und die BP-Tochter Castro. Offiziell begründete Sony den Schritt mit der finanziell schwierigen Lage des Konzerns, der für die Zusammenarbeit mit der FIFA rund 200 Millionen Euro kosten ließ. Emirates und Continental gaben neue Sponsoring- oder Marketingstrategien an. Insider mutmaßten jedoch, dass vor allem die Korruptionsvorwürfe bei der Vergabe der nächsten Weltmeisterschaften in Russland und Katar zu den Entscheidungen geführt hatten.
Zu dem aktuellen, ständigen Partnern gehören heute noch Gazprom, Visa, Coca Cola, Hyundai und Adidas. Damit sind derzeit nur fünf der möglichen acht Partnerverträge vergeben.
Der Druck steigt
Im Zuge der jüngsten FBI-Ermittlungen gegen FIFA-Funktionäre, unter anderem wegen Bestechung und dem Vorwurf des organisierten Verbrechens, steigt der Druck seitens der Sponsoren auf den Verband erneut. Sie wollen ihr Markenbild nicht durch das korrupte Netz aus Geldflüssen beschmutzt sehen. Die Kreditfirma Visa drohte unter anderem an, ihr Sponsoring zu überdenken, der südkoreanische Autohersteller Hyundai übte Kritik an dem Verband und verkündete, die Lage zumindest genau zu beobachten. Der Sportartikelhersteller Adidas begrüßte dann auch den Rücktritt Sepp Blatters. Einzig der russische Energiekonzern Gazprom ließ sich von den Ereignissen nicht beirren und will weiterhin Geldgeber des Verbands bleiben.
FIFA nahm rund 1, 6 Milliarden US-Dollar ein
Und in gewisser Weise haben sie den Verband auch in ihrer Hand: Jeder der ständigen Partner zahlt rund 40 Millionen Euro für die prominent platzierte Bandenwerbung und die internationale Verwendung des WM-Logos. Hinzu kommen Verträge mit regionalen Sponsoren. Von 2011 bis 2014 nahm die FIFA so insgesamt rund 1, 6 Milliarden US-Dollar ein. Das waren rund ein Drittel der gesamten Erlöse – und ein weiterer Grund, warum ein Vertag mit dem Verband nicht bei jedem internationalen Konzern auf der Prioritätenliste ganz oben steht.
Kritiker jedoch monieren, dass die Sponsoren zwar Druck kommunizieren, tatsächlich aber keine Konsequenzen ziehen würden – zu lukrativ ist die Kooperation mit dem Welt-Fußball. Die mutmaßliche Schmiergeldaffäre um eines Sportartikelherstellers ist nur ein Beispiel dafür, wie viel Bedeutung einige Unternehmen dieser Zusammenarbeit beimessen. Ein weiteres Beispiel ist dessen Konkurrent Adidas, der seit 45 Jahren mit der Fifa verbunden ist: Durch den Sieg der National-Elf verkaufte der Sportartikelhersteller allein drei Millionen Deutschland-Trikots bis zum Jahresende 2014.
Wille demonstrieren
Die Aktionäre des Konzerns forderten unlängst den Bruch mit dem Fifa-Verband. Dann aber trat Sepp Blatter zurück und der Konzern atmete auf. Im Chor mit anderen Sponsoren wie Coca Cola und Visa begrüßte Adidas den Rücktritt als ersten Schritt in die richtige Richtung. Denn, so unwahrscheinlich ein Wandel dadurch auch ist: Diese kleine Bewegung ist genug, um das Festhalten an bestehenden Verträgen mit dem Verband zu rechtfertigen. Der Tenor: Wer Wille demonstriert, und sei er noch so scheinheilig, verdient auch ein bisschen Entgegenkommen.
Oder, wie die Redakteure der Wirtschaftswoche es formulieren: „So distanziert man sich als Konzern zwar von all dem Bösen, nicht aber vom Verband selbst. Kernbotschaft der Mitteilungen: Korruption ist böse, Fußball toll – nun trinkt Limonade und bezahlt sie mit unseren Kreditkarten. Wer als Unternehmer glaubt, ihm Rahmen der Fußballereignisse gut für sich werben zu können, wird über Schattengeschäfte abseits des Spielfelds hinwegsehen können.“