GWA-Agenturen und Nachhaltigkeit: Da bewegt sich was!

Der Gesamtverband Kommunikationsagenturen (GWA) ist extrem rührig in puncto Nachhaltigkeit. Zu Recht, denn eine neue Studie zeigt: Für Agenturen dürfte das Thema noch deutlich relevanter werden.
pexels-willy-arisky-1059161c_Pexels
Nachhaltigkeit entwickelt sich mittelfristig zu einer existenziellen Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit. (© Pexels)

„Let’s talk green: über Nachhaltigkeit in Agenturen” lautete das Thema der definitiv lohnenswerten Veranstaltung Funkkontakt #06, einem Format von Ideenplanet Ost und GWA, das Anfang dieser Woche lief. Unter anderem dabei: die GWA-Vorständin Ina von Holly. Sie ist im wahren Leben Chefin der Agentur We Do, hat im Verband das Thema Nachhaltigkeit mächtig nach vorne gebracht und unter anderem binnen eines Jahres über 200 Mitglieder im GWA Forum Nachhaltigkeit versammelt.  
 
Beim Funkkontakt legte von Holly den Agenturen nicht nur den Green Guide des GWA ans Herz, sondern präsentierte auch die noch unveröffentlichte Studie „Nachhaltigkeit in Zukunft kommunizieren – auf dem Weg in die Transformation“. Für die gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Innofact erhobene Studie wurden Entscheider*innen in Unternehmen befragt.  
 
Wichtige Ergebnisse, die wir hier vorab veröffentlichen dürfen, lauten:  
 
• „Nachhaltigkeit wird zwar meist nach außen kommuniziert, doch bisher oft noch vorsichtig – die Angst vor einem Greenwashing-Verdacht ist allgegenwärtig.“ 
• „Häufig besteht der Wunsch – insbesondere von Marketingabteilungen – mehr zum Thema Nachhaltigkeit zu kommunizieren.“  
 
Es liegt also auf der Hand, dass Nachhaltigkeit für Agenturen ein lohnendes strategisches Geschäftsfeld ist. Allerdings handelt es sich nicht bloß um eine schnöde business opportunity: Nachhaltigkeit dürfte sich mittelfristig zur existenziell wichtigen Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit entwickeln: Die Befragten rechnen damit, dass die Nachhaltigkeitsanforderungen an Agenturen zunehmen und zu einem wichtigen Kriterium bei der Agenturauswahl werden.  

Es gibt unfassbar viel zu tun 

„Es ist wichtig, dass wir uns als Unternehmen mehr öffnen und über unsere Ziele, die Projekte und das Erreichte sprechen“, sagt zum Beispiel Christian Haensch, Geschäftsführer Deutschland und Schweiz für die Marke Nivea, im lesenswerten Interview mit „Markenartikel“. Dass die nachhaltige Transformation von den Konsument*innen wahrgenommen werde, sei für Beiersdorf eine permanente Aufgabe.

Wie Beiersdorf ergeht es vielen Unternehmen und so gibt es für Agenturen allein in puncto Nachhaltigkeitskommunikation unfassbar viel zu tun. Das heißt aber auch: Werbeprofis, die CSRD, GCD und LkSG für lustige Abkürzungen oder „Fit for 55“ für eine Best-Ager-Initiative halten, werden über kurz oder lang Wettbewerbsnachteile haben, denn: Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) oder die Green Claims Directive (GCD) von der EU, das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) oder das EU-Klimaschutzpaket “Fit For 55” betreffen die Kundschaft von Kommunikationsagenturen unmittelbar. Agenturen müssen also eine entsprechende Expertise aufbauen, um sie substanziell beraten zu können.  

„Macht Euch auf den Weg!” 

Und weil wir gerade bei der Regulatorik sind: Am heutigen Mittwoch finden in Brüssel die ersten Trilog-Verhandlungen zur neuen Ökodesign-Verordnung statt. In der Neufassung werden die Anforderungen an das Produktdesign in Bezug auf CO2-Emissionen, Energieeffizienz, Haltbarkeit, Recycling oder Reparierbarkeit deutlich verschärft. Sie wird zudem eine Offenlegungspflicht über die Vernichtung unverkaufter Verbraucherprodukte enthalten und den Digitalen Produktpass einführen. 
 
Ohne Zweifel: Unternehmen werden ihre Art zu produzieren und zu kommunizieren in den kommenden Jahren schon allein wegen solcher Regulatorik verändern – und da sprechen wir ja noch gar nicht von intrinsischer Motivation oder den Erwartungen von Konsument*innen, sondern von beinharten gesetzlichen Vorgaben, die zu erfüllen sind. Da wäre es doch super, wenn den Unternehmen Agenturen zur Seite stünden, die diese neuen Vorgaben gut kennen, sich mit den Fallstricken vertraut gemacht haben und die Kunst des klugen Kommunizierens beherrschen, oder?  
 
Schade wäre es jedenfalls für die Agenturbranche, wenn sie sich von den Unternehmensberatungen die Butter vom Brot nehmen ließe. Die Consulting-Branche hat den Beratungsbedarf angesichts der anrollenden EU-Verordnungswelle nämlich längst erkannt und entsprechend (Wo)Manpower und Know-how zum Thema aufgebaut. Oft inklusive Markenstrategie und Kommunikationsleistungen. Wir schließen uns hier also dem freundlichen Appell von GWA-Vorstand Jörg Fieback in seinen Schlussworten zum Funkkontakt-Event „Let’s talk green“ an, der da lautet: „Macht Euch auf den Weg!“  

Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick! 

(vh, Jahrgang 1968) schreibt seit 1995 über Marketing. Was das Wunderbare an ihrem Beruf ist? „Freie Journalistin mit Fokus auf Marketing zu sein bedeutet: Es wird niemals langweilig. Es macht enorm viel Spaß. Und ich lerne zig kluge Menschen kennen.“