Cover auf Knopfdruck 

Dass Kreative Berührungsängste mit Technologie haben, kann man zumindest von der Gründerin und den Kreativen von Yes we prompt nicht behaupten. Bestes Beispiel: unser aktuelles Cover.
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Künstliche Intelligenz als Heilsbringer oder als Monster - wo stehen Sie? (© Florian Dengler/Yes we prompt (Montage: Olaf Heß))

Ursprünglich hatten wir vor, im Juli einen Schwerpunkt zu Social Media Marketing zu machen. Aber dann kam es doch anders: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz war das Thema in allen Gesprächen, die wir geführt haben. ChatGPT, Dall-E oder Midjourney, egal, mit wem man sprach, es ging um KI. Also warfen wir unseren Plan um. 

Dass das Cover passend zum Schwerpunkt von einer KI gestaltet werden sollte, stand schnell fest. Nur: Wie schwer kann es sein, ein Cover zu prompten? Der Unterschied ist vergleichbar mit Fotografieren versus Knipsen. Es ist eine Kunst – und Übung macht den Meister. Die hatten wir inhouse einfach nicht. 

Also haben wir gesucht und Claudia Bußjaeger gefunden. Sie hat gleich ein Dutzend Kreative zusammengebracht, die professionell prompten können. Fotografen und Illustratorinnen, Grafikerinnen und Bildredakteure, wie sie selbst eine ist. Mehr zu ihrer im Mai 2023 gegründeten Repräsentanz Yes we prompt später. 

Ein Cover auf Knopfdruck, wie es in der Überschrift steht, gibt es nicht. Zumindest noch nicht. Doch was der freie Kreativdirektor Florian Dengler für uns geschaffen hat, ist auch die Arbeit verschiedener KIs. 

Die Idee zum Cover 

Im Zentrum seiner Überlegungen steht die Frage: Was macht KI mit uns? Florian Dengler gibt diese Antwort: „Sie löst Gefühle aus. Und zwar starke: der Heilsbringer, der die Welt retten wird. Oder das Monster, das uns alle vernichtet. Diese Dualität der Wahrnehmung ist Kern der Idee.“ Und es ist auch der Grund, weshalb wir im Juli zwei Cover haben: eins symbolisiert die Utopie, das andere die Dystopie.

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Florian Dengler/Yes we prompt
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Florian Dengler/Yes we prompt

Inspiriert wurden die Motive von den gleichnishaften Gemälden großer Maler wie Botticelli, Bruegel oder Bosch, die in ihren Werken schwer fassbare Begriffe wie Gerechtigkeit und Freiheit, Tod und Liebe kunstvoll übersetzten. „Deswegen nehmen die beiden Titelbilder auch klare Anleihen aus dem Barock und der Renaissance, übersetzt in Darstellungsformen des 21. Jahrhunderts“, erklärt Dengler. 

Im ersten Schritt entstand eine Vielzahl von immer präziser werdenden Prompts in Midjourney, sowohl für die beiden Hintergrundmotive als auch für die Figuren und alle weiteren Elemente. Nach der Auswahl der besten Motive wurden diese mit dem AI-Tool Topaz skaliert und für den Druck optimiert. Mithilfe der generativen Füllung von Photoshop wurden die einzelnen Bilder verändert und alle Einzelteile in zwei großen Collagen zusammengebaut. Dengler: „So ist die Treppe, die zur jeweiligen Allegorie führt, einmal in Pastellfarben und einmal in Blut getränkt. Die sich öffnenden Weltkugeln der Utopie werden zu gefährlichen, rot-triefenden Bällen. Der Altar der Heiligen wird zum Thron der Finsternis.“ Wer genau hinschaut, erkennt, dass auch hier das Licht der Hoffnung schimmert. 

Das ist Yes we prompt 

Repräsentiert wird Florian Dengler von Yes we prompt. Die im Mai dieses Jahres gegründete Agentur für AI Artists sitzt in Berlin. Gründerin Claudia Bußjaeger hat schon immer gerne produziert – von Fotografie über Illustration bis hin zu Film oder Mode. Seit 34 Jahren ist sie inzwischen in der Werbung, seit 2000 als Art Buyerin. „Das Thema KI beschäftigt mich seit Anfang 2023“, sagt sie. „Ich finde es faszinierend, in welcher Geschwindigkeit und mit welch toller Energie es sich entwickelt.“ 

Schnell ging es auch bei ihr: Von der ersten Idee bis zur Gründung vergingen gerade einmal drei Wochen. Zum Start sind fünf Mitarbeiter*innen an Bord. „Am Namen Yes we prompt gefiel mir, dass man zu dem steht, was man macht. Diese bejahende Aussage bleibt im Kopf“, so Bußjaeger. Und weiter: „Die meisten meiner Künstler*innen sind gestandene Kreative, die ihren eigenen Stil haben und ganz bei sich sind“, sagt Bußjaeger. Sie wolle, dass man sich Inspiration holt. „Aber ich möchte nicht 1:1 lebende oder tote Fotograf*innen nachprompten, nur weil es geht.“ Copy Cats? Haben bei ihr keine Chance. 

Über die Manipulation von Bildern 

Über die Manipulation von Bildern sagt sie, diese Diskussionen habe es schon immer gegeben. Sie konzentriert sich lieber auf die Möglichkeiten der neuen Technologie. Solange man den Einsatz von KI ehrlich und klar kommuniziere, sei das vollkommen legitim. „Es wird in Zukunft wesentlich einfacher, Ideen zu verkaufen, weil man sie schneller realisieren kann. Die Frage ist dann nur: Bekommt man sie so realisiert, wie man das möchte? Und wenn ja, wie funktioniert das? Noch gibt es da eine Diskrepanz“, sagt sie. Und weiter: „Bisher hatte man auch schon tolle Leute mit tollen Ideen, konnte diese aber oft nicht realisieren, weil das Budget gefehlt hat. Jetzt kann man nach den Ideen suchen, weil in erster Linie die Zeit der Kreativen benötigt wird.“ 

Welche Zielgruppe hat Yes we prompt? Ursprünglich sollte es sich an Agenturen und Kund*innen richten. Doch das Feld wandelt sich ständig. Seit 12. Juni vertritt sie auch Künstler*innen aus dem Audio-Bereich und überlegt, den ein oder anderen Programmier-Artists an Bord zu holen. Stichwort: AI QR Codes. „KI macht die Welt bunter und schöner. Sie kann einem aber auch helfen, Onlineshops besser zu machen oder Geld einzusparen“, sagt sie. 

Bußjaeger ist Team Utopie. Und Sie? 

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(ccm, Jahrgang 1984) ist seit Oktober 2021 Chefredakteurin der absatzwirtschaft. Neben der Weiterentwicklung der journalistischen Marke verantwortet sie die crossmediale Themenplanung sowie die Konzeption und Pilotierung neuer Formate mit Schwerpunkt Digital Storytelling. Aufgewachsen zwischen Südamerika und Deutschland lebt sie aktuell mit Freund und Kater in Köln.