Von Gastautor Fionn Kientzler, Managing Partner bei der Brand Awareness führt.
Die Zielerreichung wird durch die Online Ausrichtung jedoch erfolgreicher, denn im Gegensatz zu Printveröffentlichungen gibt es bei der Online-Positionierung keinen Medienbruch zur Website. Zudem lässt sich das Userverhalten digital präzise messen. Egal ob es sich um die durchschnittliche Lesedauer eines Artikels oder die Häufigkeit der Betätigung des Kontaktbuttons handelt, alle relevanten Messgrößen sind sofort verfügbar. So kann die Kommunikationseffektivität ständig in Bezug zu Reichweite, Usability oder Kundengewinnung optimiert werden.
Im Folgenden soll es um vier Best Practices gehen, die anschaulich belegen, wie unterschiedlich sich Corporate Publishing umsetzen lässt.
1. Saturn Turn On – Von der Marke zum Magazin
Kaum eine andere deutsche Marke betreibt Corporate Publishing so konsequent wie der Elektronikhändler Saturn. Der Fokus des Magazins ist redaktionell und positioniert Turn On als veritables Technik-Magazin, vergleichbar mit Wired oder The Verge. Ende 2011 als kostenloses Printmagazin gestartet, bekam es 2014 einen Online-Ableger, der konsequent die Möglichkeiten des Mediums nutzt und neben Texten auch auf Videos und Social-Media-Auftritte setzt. So wird auch über Produkte berichtet, die Saturn gar nicht im Sortiment führt. Dadurch entsteht beim Nutzer eine große Glaubwürdigkeit, welche sich für Saturn durch eine hohe Reichweite und einen fortlaufend signifikant steigenden Traffic auszahlt.
Drei Erfolgsfaktoren des Turn-On-Magazins:
– Genau definierte Zielgruppe: Es werden technikaffine User angesprochen, die sich über aktuelle Trends und neue Produkte informieren wollen und von den Ratgebern profitieren. Konsequenterweise nennt sich Turn On selbst „Das Saturn-Magazin für Technik-Fans“
– Interaktivität: Die Beiträge können geteilt und kommentiert werden, so entsteht ein Dialog mit der Zielgruppe, der auch die Gestaltung zukünftiger Themen beeinflusst
– Einbindung von glaubwürdigen Multiplikatoren: Zum Magazin gehört ein eigener YouTube-Kanal, in dem der populäre YouTuber AlexiBexi neue Produkte testet und Tipps und Tricks für verschiedene Probleme gibt.
2. Das Daimler-Blog – Mit Persönlichkeiten punkten
Einen anderen, nicht minder spannenden Weg, geht der Autohersteller Daimler mit seinem Daimler-Blog. Dieser setzt konsequent auf Mitarbeiter als Autoren und sorgt damit für eine Unmittelbarkeit, die der Zielgruppe die Möglichkeit gibt, direkt in den Produktionsablauf zu schauen und sich persönlich mit den Menschen hinter der Marke zu identifizieren. Dabei bildet der Blog konsequent alle Sparten des Konzerns ab, von der Historie, über Technik und Innovationen, den Mitarbeitern zu den einzelnen Marken. Der rote Faden ist hier das Thema Mobilität. Dabei zeichnet auch das Daimler-Blog einen hohen Informations- und Unterhaltungswert aus. Von Berichten über die Funktionsweise der Brennstoffzelle zur Reportage über Hilfstransporte ins krisengeschüttelte Syrien wird ein breites Themenspektrum abgedeckt, dass sich immer in Verbindung zum Unternehmen sehen lässt.
Drei Erfolgsfaktoren des Daimler-Blogs:
– Identifikationspotenzial: Die Autoren sind keine professionellen Schreiber, sondern Angestellte des Konzerns aus den verschiedensten Abteilungen. Sie schreiben aus ihrer persönlichen Perspektive zu Themen aus ihrem Berufsalltag. Somit wird eine Identifikationsmöglichkeit für die Zielgruppe geschaffen.
– Glaubwürdigkeit: Durch die konsequente Betreuung der Themen durch Mitarbeiter aus dem zuständigen Fachbereichen, vermittelt der Blog ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit.
– Interaktionsangebot: Die Zielgruppe wird aktiv zur Interaktion aufgefordert. Jeder Artikel hat eine Kommentarspalte, Fragen, Anregungen und Kritik werden schnell von den Autoren und Moderatoren beantwortet.
3. Ritter-Sport-Blog – Quadratisch, praktisch, gut
Das Ritter-Sport-Blog ist ein klassisches Corporate Blog, das vor allem auf die sozialen Netzwerke ausgerichtet ist. Es spielt gekonnt humoristisch mit den eigenen Produkten und bindet die Zielgruppe durch Wettbewerbe, Fake-Produkte und Umfragen direkt mit ein. Aktionen und amüsanter visueller Content sorgen zudem für eine hohe Teilbarkeit der angebotenen Inhalte auf den verschiedenen Social-Media-Plattformen. Somit wird eine etablierte Marke neu aufgeladen und es entsteht ein hoher Wiedererkennungseffekt im Supermarkt.
Drei Erfolgsfaktoren des Ritter-Sport-Blogs:
– Brand Identification: Durch die Mitgestaltung von und die Abstimmung über künftige Produkte und Werbemaßnahmen, identifiziert sich die Zielgruppe mit dem Produkt und der Marke. Hierdurch entsteht ein Word-of-Mouth-Effekt, der sich mit klassischem Marketing schwer erzielen lässt.
– Humor: Der amüsante Umgang mit der eigenen Marke durch augenzwinkernde Inhalte, wie dem „Integrationskurs für Schwaben“ und Fake-Produkten („Ritter Sport Mett“) bietet einen hohen Unterhaltungswert
– Interaktivität: Gewinnspiele, Mitmachaktionen und humorvoller Content sorgen dafür, dass die Inhalte über ein hohes virales Potenzial verfügen und gerne von der Zielgruppe geteilt und verlinkt werden.
4. ASOS – Nahtlose Integration
Die Asos Website ist ein Beispiel für das, was im Englischen als „Seamless Integration“ bezeichnet wird: Online-Shop und Magazin gehen ineinander über und sind inhaltlich eng verzahnt. Neben den neuesten Klamotten und Schuhen gibt es Ratgeber zu den neuesten Trends und Styling-Tipps von einer Reihe individueller Stylisten, die jede Kunden-Persona abdecken. Zudem verfügt jeder der Stylisten über einen eigenen Instagram-Auftritt. Auf diesem zeigen sie sich in Alltagssituationen und präsentieren scheinbar ganz nebenbei die Mode des Online-Händlers, die sich dann ganz unkompliziert über einen Link kaufen lässt.
Drei Erfolgsfaktoren der ASOS-Website:
– Inspiration: Der User sucht die Website schon mit einem Kaufimpuls auf und bekommt durch die vorgeschlagenen Styles und Tipps weitere Anregungen, die sich auf sein Kaufverhalten auswirken können.
– Identifikationspotenzial: Durch die Vielzahl der Stylisten, die als Archetypen der verschiedenen Kundenpersonas fungieren, ermöglicht der Online-Händler seiner Zielgruppe ein großes Identifikationspotenzial.
– Interaktivität: Outfits, Stylisten und Blogbeiträge können kommentiert und auf Social-Media-Plattformen geteilt werden. Verschiedene YouTube-Kanäle geben Tipps und Anleitungen für relevante Themen wie Bartpflege oder Frisurentrends.
Zum Autor: Fionn Kientzler ist Managing Partner bei der auf Seeding und Content-Entwicklung spezialisierten Content Marketing Agentur Suxeedo. Zudem ist er Dozent für Content Marketing an der Ludwig-Maximilians-Universität München und seit Jahren Speaker zum Thema Seeding und Content Marketing auf Konferenzen, wie dem Content World Forum, der CMCX oder der Campixx Week.