Den Deutschen fehlt ihre Lieblingsfreizeitbeschäftigung, der Fußball. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung von Nielsen Sports. Das Forschungsinstitut hat untersucht, wie die Sportfans hierzulande mit der momentanen Krisensituation im Sport umgehen, wie sich ihr Medienkonsum verändert, welche Maßnahmen sie unterstützen und ablehnen und was sie von Sponsoren in diesen schwierigen Zeiten erwarten. Hier die zentralen Erkenntnisse:
- Mehrheit für Fortsetzung der Bundesliga-Saison
Der Ball in der Fußball-Bundesliga soll trotz Krise weiterrollen – das will zumindest eine Mehrheit der deutschen Fußballfans: 65 Prozent der befragten Fußballinteressierten wünschen sich, dass die laufende Saison auch zu Ende gespielt wird, wenn auch mit sogenannten „Geisterspielen“ (45 Prozent). Etwa ein Drittel votiert für einen sofortigen Abbruch der Saison. Dagegen wünschen sich trotz der Ansteckungsgefahr rund 20 Prozent der Befragten das Stadionerlebnis zurück. „Das gilt aber eher für männliche Fans, Frauen sind deutlich skeptischer“, sagt Nielsen- Marktforschungsexperte Jens Falkenau. „Nur zwölf Prozent der weiblichen Fans würde unter den aktuellen Bedingungen ein Stadion betreten.“ - Fans haben hohe Erwartungen an Sponsoren-Verhalten
Sponsoren von Klubs, Ligen und Events stehen in besonderer Weise unter Beobachtung der Sportfans. Nielsen-Experte Jens Falkenau sagt: „Die Erwartungen der Fans an die Sponsoren sind eindeutig: ‚Haltet dem Verein die Treue, unterstützt ihn in diesen schwierigen Zeiten!‘ Das erwarten 64 Prozent der Sportfans von den sponsernden Unternehmen.“ Nur vier Prozent aller befragten Sportinteressierten finden es aufgrund der aktuellen Situation nachvollziehbar, dass die Unternehmen versuchen, Sponsoringverträge zu kündigen und die Unterstützung einzustellen. Eine Reduzierung der Verträge akzeptieren immerhin noch 22 Prozent.
Menschen wollen von Markenunternehmen Antworten auf die Krise
Bei der Bewältigung der Corona-Krise trauen viele Menschen nach Aussage der Kommunikationsagentur Edelman Markenunternehmen mehr zu als Regierungen. 41 Prozent der Befragten in Deutschland und weltweit 55 Prozent glaubten gegenwärtig, „dass Marken und Unternehmen schneller und effektiver auf die Pandemie reagieren als die Regierung“, wie aus einem Bericht der PR-Agentur hervorgeht. Ein Großteil der Menschen fordert demnach die Zusammenarbeit von Markenunternehmen mit der Regierung und Hilfsorganisationen, um die Krise zu bewältigen.
Mehr als vier von fünf Deutschen sehen den Angaben zufolge Marken in der Rolle des Problemlösers. Diese Unternehmen sollten Lösungen schaffen, um die Menschen aktuell in verschiedensten Lebensbereichen zu unterstützen. 88 Prozent der Deutschen fordern der Studie zufolge, dass die Unternehmen ihre Produktion umstellen auf Waren, „die zur Lösung der Herausforderungen durch Corona beitragen“. Britta Heer von Edelman Deutschland sagt: „Marken müssen den Menschen und seine Bedürfnisse jetzt an erste Stelle setzen, rein wirtschaftliche Interessen sind derzeit zweitrangig.“
Verbraucher wollen engagierte Marken belohnen
Das gesellschaftliche Engagement von Konzernen könnte sich auszahlen, legt auch eine Umfrage von Wavemaker und [m]SCIENCE nah: Demnach will mehr als jeder dritte Deutsche (35 Prozent) nach Corona verstärkt auf Marken setzen, die in der Krise Engagement gezeigt und den Menschen aktiv geholfen haben. „Ein positiver Umgang zahlt sich in positiver Wahrnehmung aus, auch nach der Krise. Das kann sich lohnen und ist ein schönes Beispiel dafür, dass mehr und mehr Verbraucher ja ohnehin von Marken verantwortungsvolles Handeln einfordern“, sagt Lucas Brinkmann, CEO Wavemaker DACH. Insgesamt nimmt sich knapp jeder Zweite (49 Prozent) für die Zeit nach Corona vor, den eigenen Lebensstil umzustellen und achtsamer zu leben als vor der Krise.
Mediennutzung und Freizeitverhalten verändert
Ad Alliance hat in einer Studie das Mediennutzungs-, Freizeit- und Konsumentenverhalten nach der Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie untersucht. Die größten Veränderungen verzeichnet die Untersuchung bei der Mediennutzung (plus 50 Prozent), beim Aufräumen (plus 42 Prozent) und bei der Kommunikation mit anderen (Telefon und Nachrichten über das Smartphone senden/empfangen: plus 40 Prozent).
Das klassische TV positioniert sich dabei auf Platz 1 (plus 33 Prozent). Auch Webseiten-Portale und soziale Netzwerke werden von 32 Prozent häufiger genutzt als sonst. Auch die Nutzung der Audio-Angebote steigt deutlich mit Radio um 24 Prozent und Podcasts und 13 Prozent an. Zeitschriften-Angebote profitieren auch und werden von 14 Prozent häufiger gelesen als vorher. Neue Abo-Abschlüsse für Medienangebote legen innerhalb der kurzen Zeit um insgesamt 16 Prozent zu. Führend ist dabei Video-Streaming mit zehn Prozent vor Podcasts fünf Prozent und Zeitschriften, Zeitungen sowie deren Digital-Abos mit jeweils vier Prozent.
Klassisches Fernsehen wieder stärker gefragt
Die gestiegene Bedeutung von linearen TV-Formaten bestätigt auch eine Studie von Deloitte. Demnach konnte kein anderes Medienangebot zuletzt deutlichere Zuwächse verzeichnen als das lineare Fernsehen. Bei 21 Prozent der Befragten läuft das TV-Gerät derzeit täglich über zwei Stunden länger als vor der Pandemie. Weitere 23 Prozent schauen bis zu zwei Stunden mehr am Tag. Dabei hatte das lineare Fernsehen vor Corona deutlich an Popularität eingebüßt: Im Februar 2020 gaben nur noch 67 Prozent der Befragten an, täglich fernzusehen. Jetzt sind es wieder 76 Prozent.
Die Revitalisierung des linearen TVs geht der Deloitte-Untersuchung zufolge nichtdabei nicht zu Lasten von Video-on-Demand (VoD), also der Streaming-Dienste und Mediatheken: 45 Prozent der VoD-Nutzer konsumieren aktuell deutlich mehr Video-on-Demand-Inhalte als vor Beginn der Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus. Der Anteil der täglichen Nutzer von Mediatheken der TV-Kanäle ist um 55 Prozent gestiegen.
Nutzer mit Empfehlungen von Streamingdiensten unzufrieden
Wie gut kennt der Algorithmus die Interessen und Vorlieben der Nutzer wirklich? NextMedia.Hamburg hat das in Zusammenarbeit mit dem Umfrageinstitut Civey für Inhalte-Empfehlungen von Streamingdiensten durchgeführt. Ergebnis: Die Empfehlungssysteme sind durchaus verbesserungswürdig, insbesondere das ältere Publikum ist größtenteils unzufrieden. Insgesamt bewertet demnach jeder zweite Nutzer der Dienste (46 Prozent) die automatisch generierten Film- und Serienvorschläge als unpassend, nur 19 Prozent der Nutzer sind mit den algorithmusbasierten Anregungen zufrieden. Bei älteren Nutzern ist die Unzufriedenheit größer ausgeprägt als bei den Jüngeren.
Facebook-Nutzerzahlen gehen weiter stark zurück
Während klassische Medien und Streamingdienste in der Krise an Vertrauen und Nutzern zulegen, befinden sich die Nutzerzahlen von Facebook nach einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Faktenkontor und des Marktforschers Toluna „im freien Fall“. Demnach nutzen in Deutschland nur noch sechs von zehn Onlinern ab 16 Jahren das soziale Netzwerk. Der Marktanteil von Facebook falle damit auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren. 2017 habe die Plattform mit 76 Prozent seinen Spitzenwert erreicht, seither schwinde der Anteil der Internet-Nutzer, die auf Facebook unterwegs sind, von Jahr zu Jahr. Besonders krass ist der Absturz bei Teenagern: Nutzten 2014 noch 92 Prozent der Deutschen mit Zugang zum Internet zwischen 16 und 19 Jahren Facebook, sank der Wert jetzt zum fünften Mal in Folge und liegt inzwischen bei nur noch 36 Prozent.
Passend zu diesem schleichenden Bedeutungsverlust in der Nutzung, aber wahrscheinlich auch Corona-bedingt, sinken auch die Werbeausgaben von Marken und Unternehmen auf Facebook. Die Social-Media-Marketing-Plattform Socialbakers hat untersucht, wie sich im 1. Quartal 2020 die Werbeausgaben, der CPC (Cost-per-Click) und die Engagement-Rate von Unternehmen auf der Plattform entwickelt haben und in dieser Woche die Ergebnisse veröffentlicht. Hier die Haupterkenntnisse:
- In Westeuropa lag der CPC im Dezember bei etwa 0,43 Dollar. Bis Mitte März hat sich der CPC auf 0,20 Dollar mehr als halbiert.
- Ähnliches gilt für Nordamerika: Im Dezember 2019 betrug der CPC etwa 0,64 Dollar, bis Mitte März wurde dieser auf 0,32 Dollar fast halbiert.
- Die Werbeausgaben in Ostasien steigen wieder seit März mit der Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit, während in Regionen wie Westeuropa, Südeuropa und Südostasien die Werbeausgaben seit Anfang März sinken.
- Nordamerika verzeichnete den stärksten Rückgang der Werbeausgaben: Die Werbeausgaben gingen zwischen Dezember 2019 und Mitte März 2020 um fast 50 Prozent zurück.
Viele Insolvenzen befürchtet
Wie sehen Unternehmensentscheider die Zukunft ihrer Firmen und die Sorgen ihrer Mitarbeiter? Das wollte YouGov von 529 Entscheidern wissen: 18 Prozent halten eine Insolvenz der eigenen Firma für wahrscheinlich. Drei Viertel (75 Prozent) halten dies für unwahrscheinlich. Ein Drittel (34 Prozent) der befragten Unternehmensentscheider macht sich wegen der Corona-Pandemie Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz. Zwei Drittel (64 Prozent) sind nicht besorgt. Häufiger von Besorgnis sprechen die Entscheider von Unternehmen mit einem Umsatz unter einer Million Euro (40 Prozent). Die Hälfte der befragten Entscheider (50 Prozent) glaubt, dass sich ihre Mitarbeiter wegen der Corona-Pandemie um ihren Arbeitsplatz sorgen. 42 Prozent glauben dies nicht.
Was Verbraucher online shoppen
Aufgrund bestehender Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen bleiben viele Verbraucher zu Hause. Das ändert auch das Einkaufsverhalten beim Onlineshopping, wie das Vergleichsportal Check24 untersucht hat. Zurzeit besonders beliebt sind demnach Tischtennisplatten. Die Zahl der Bestellungen stieg um knapp 300 Prozent. Außerdem haben viele Kunden für Ersatz zum Gang ins Fitnessstudio gesorgt: Fitnessgeräte und Zubehör wie Hanteln, Schlingen- und Rollentrainer oder Gymnastikmatten verkauften sich dreimal so häufig wie sonst.
Verbraucher decken sich aber auch mit weniger sportlichen Beschäftigungsmöglichkeiten für die eigenen vier Wände ein. Puzzles gingen dreimal häufiger über die virtuelle Ladentheke. E-Book-Reader verkauften sich um 130 Prozent besser und die Verkäufe von Konsolen und Videospielen stiegen um 76 Prozent. Auch bei Windeln, Kameradrohnen, Home-Office-Zubehör, Kinderspielzeug und Haarschneidegeräten gab es eine erhöhte Nachfrage.