Von Henning Eberhardt und Thomas Thieme
Nach Hamsterkäufen zu Beginn der Corona-Pandemie scheinen die Verbraucher in Deutschland zunehmend zum Alltag zurückzukehren. Nach einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes lag beispielsweise der Absatz von Toilettenpapier in der Woche nach Ostern fast zwei Drittel (minus 65 Prozent) unter dem Durchschnittswert der Monate August 2019 bis Januar 2020. Auch bei anderen Produkten wie Teigwaren, Reis und passierten Tomaten, mit denen sich die Verbraucher zuvor in großem Stil eingedeckt hatten, sank der Absatz. Als Gründe vermuteten die Statistiker kurzzeitige Engpässe beim Angebot sowie eine Sättigung des Bedarfs.
Vor den Osterfeiertagen deckten sich die Verbraucher mit Bier (plus 26 Prozent) oder Wein (plus drei Prozent) ein. In den Wochen davor und danach war die Nachfrage nach Alkohol dagegen eher unterdurchschnittlich. Auch der Absatz von Kondomen war überdurchschnittlich (plus sechs Prozent). Besonders begehrt waren sie den Angaben zufolge aber vom 12. bis 22. März (plus 56 Prozent).
Überdurchschnittlich hoch ist der Wiesbadener Behörde zufolge weiterhin die Nachfrage nach Seife und Desinfektionsmitteln, auch wenn die Verkaufszahlen nicht mehr so hoch wie im März seien. In der Woche nach Ostern lag der Absatz von Desinfektionsmitteln um 71 Prozent über dem Durchschnitt der sechs Monate von August 2019 bis Januar 2020. Bei Seife waren es zehn Prozent mehr.
Apps für Smartphones boomen in der Krise
Die Folgen der weltweiten Corona-Pandemie beleben das Geschäft mit Mobile-Apps. Im ersten Quartal 2020 legten vor allem Smartphone-Anwendungen aus den Bereichen Gaming, Business und Lieferdienste für Essen und Getränke zu, ergab eine Studie des US-Unternehmens Adjust, das auf Reichweitenmessung im Netz spezialisiert ist.
Besonders Spiele waren populär, die Zahl der heruntergeladenen Gaming-Apps stieg auf ein Allzeithoch von gut 45 Milliarden. Alleine in der letzten März-Woche seien die Installationszahlen von Spiele-Anwendungen laut Adjust im Vergleich zum Vorjahr um 132 Prozent gestiegen. Die Anwender installieren die Apps nicht nur, sondern spielen auch damit. Insgesamt registrierte Adjust im ersten Quartal 47 Prozent mehr Nutzungsperioden (Sessions) als im Vorjahreszeitraum.
Auch der erzwungene Umzug ins Homeoffice, den viele Arbeitnehmer wegen der Corona-Pandemie vornehmen mussten, schlägt sich in der App-Statistik nieder. Die Nutzung der Business-Apps verdoppelte sich (plus 105 Prozent). Die Zahl der Installationen legte um 70 Prozent zu. Das schlägt sich auch in den Umsätzen der App-Hersteller nieder. Die Zahl der Bezahlvorgänge („Revenue Events“) stieg um 75 Prozent.
Da viele Restaurants zurzeit nur Essen zum Mitnehmen anbieten dürfen, verzeichneten Apps von Lieferdiensten ebenfalls einen deutlichen Nutzungsanstieg. Hier werden vor allem Apps intensiver genutzt, die sich schon auf dem Smartphone befanden. Die Zahl der Sessions stieg um 73 Prozent, während die Installationen nur um 21 Prozent zunahmen.
Die Studie ergab, dass Shopping-Apps am häufigsten mittags zwischen 12 und 14 Uhr und am Abend verwendet werden. Fast ein Viertel der täglichen Sessions findet dabei in der Zeit von 19 bis 22 Uhr statt. Ähnlich sieht es bei Apps für Lieferdienste (Essen & Trinken) aus, die zwischen 17 und 20 Uhr am häufigsten genutzt werden und in diesem Zeitraum rund 31 Prozent ihrer Sessions verzeichnen.
Corona-Krise: Stimmungslage im Mittelstand bricht drastisch ein
Die Stimmung der mittelständischen Unternehmen in Deutschland hat sich unter dem Eindruck der Corona-Pandemie massiv verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist auf den niedrigsten Stand seit elf Jahren gefallen. Mit 7,7 Punkten liege der Indexwert aber weiter über dem während der Finanzkrise 2009, als er sich bei minus 15,3 Punkten befand, teilte Creditreform am Donnerstag mit. Das liege vor allem an der noch relativ guten Lage im Baugewerbe.
Creditreform hatte zwischen dem 2. und 29. März rund 1000 Unternehmen befragt – zum Teil also noch bevor ein Großteil der Maßnahmen zur Corona-Eindämmung in Deutschland in Kraft getreten war.
Zuletzt rechneten noch 26,6 Prozent der Befragten mit steigenden Auftragseingängen für den weiteren Jahresverlauf – knapp jeder Fünfte (19,4 Prozent) erwarte Rückgänge, heißt es in der Mitteilung weiter.
Bei den Umsätzen gingen 18,2 Prozent der Befragten von einem Minus aus. Vor allem das verarbeitende Gewerbe und der Handel rechneten mit hohen Einbußen. Mit steigenden Umsätzen kalkulieren im Mittelstand nur noch knapp 30 Prozent der Befragten.
Homeoffice nur für Teil der Fachkräfte möglich
Pflegekräfte, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Supermärkten oder Lastwagenfahrer werden derzeit häufig als „systemrelevant“ bezeichnet. Diese „Helden des Alltags“ in der Krise können sich nicht ins Homeoffice zurückziehen, bis die Gefahr vorüber ist. Das bestätigt auch eine Umfrage von meinestadt.de: Das Onlineportal hat 1641 Fachkräfte ohne akademischen Hintergrund gefragt, wie sie die aktuelle Corona-Krise erleben. Dabei kam heraus, dass 68 Prozent der befragten Fachkräfte gar kein Homeoffice machen, da es ihr Beruf nicht zulässt.
Hier zeige sich, dass die Diskussion um Homeoffice und virtuelles Arbeiten an den meisten Fachkräften mit Berufsausbildung völlig vorbeigehe, so die Studienmacher. Demnach sind in Deutschland 61,4 Prozent der Erwerbstätigen nicht-akademische Fachkräfte, darunter auch viele systemrelevante Berufsgruppen in der Pflege, im Einzelhandel oder in der Logistikbranche, die die Lieferketten aufrecht erhalten.
Und wie funktioniert das Arbeiten von zuhause für diejenigen Fachkräfte, die im Homeoffice sind? Die Zusammenarbeit und den Austausch mit Kollegen bewerten 68 Prozent als reibungslos und fast 90 Prozent genießen das Vertrauen ihres Vorgesetzten, dass sie ihre Arbeit eigenverantwortlich und gut erledigen.
IT-Probleme verursachen massive Kosten
Der aktuelle Home-Office-Boom in Teilen der Wirtschaft könnte ein Problem verschärfen, das ohnehin bereits von vielen Unternehmen unterschätzt wird: IT-Probleme und Mängel in der digitalen Arbeitsumgebung kosten die Firmen Millionen US-Dollar durch verlorene Arbeitszeit. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Marktforschungsinstituts Vanson Bourne im Auftrag des Softwareanbieters Nexthink. IT-Teams würden durch den Anstieg der Heimarbeit noch weniger Einblick in die IT-Herausforderungen haben, mit denen Mitarbeiter konfrontiert sind.
Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung:
- Mitarbeiter verlieren bei IT-bezogenen Problemen im Schnitt jedes Mal etwa 28 Minuten. Für ein Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern kann dies Kosten von wöchentlich fast einer halben Million US-Dollar bedeuten oder jährlich rund 25 Millionen US-Dollar. Für Deutschland liegt der zusätzliche Zeitaufwand mit 25 Minuten nur leicht darunter.
- IT-Entscheider gehen – im internationalen Durchschnitt wie auch in Deutschland – davon aus, dass Mitarbeiter mit etwa zwei IT-Problemen pro Woche konfrontiert sind und damit im Jahr rund 50 Stunden an Zeit verlieren. Da jedoch nur gut die Hälfte der IT-Probleme gemeldet wird, sind die realen Zahlen wohl knapp doppelt so hoch – es geht an die 100 Stunden oder umgerechnet über zwei Wochen pro Jahr. Dies führe zu einem Teufelskreis: Mitarbeiter versuchen, ihre IT-Probleme selbst zu lösen, statt sich an die IT-Abteilung zu wenden, die zu wenig Einblick in die tatsächliche Art und Weise der Nutzung bereitgestellter Technologien hat.
- Es besteht eine deutliche Diskrepanz in der Wahrnehmung zwischen IT-Abteilungen und Mitarbeitern, die zu 84 Prozent (83 Prozent in Deutschland) der Ansicht sind, dass ihr Unternehmen durchaus mehr zur Verbesserung der digitalen Arbeitsumgebung unternehmen könnte. Dagegen gehen die IT-Führungskräfte davon aus, dass die Mitarbeiter zu 90 Prozent (Deutschland zu 89 Prozent) mit der Technik am Arbeitsplatz zufrieden sind.
Keine bessere Corona-Stimmung in Deutschland durch gelockerte Pandemie-Maßnahmen
Die Lockerung der Corona-Maßnahmen hat nicht zu einer besseren Stimmung in der deutschen Bevölkerung geführt. Laut des Corona-Stimmungsbarometers des IMWF Institut für Management- und Wirtschaftsforschung liegt der Wert mit 29 Prozent leicht unter der Vorwoche. „Es gab somit keine einseitige Euphorie durch die politischen Entscheidungen der vergangenen Woche, kleine Geschäfte wieder zu öffnen und langsam den Schulbetrieb wieder aufzunehmen“, urteilte das IMWF.
Für das Corona-Stimmungsbarometer hat das IMWF mithilfe künstlicher Intelligenz 1,7 Millionen Aussagen in 400 Millionen deutschsprachigen Online-Quellen ausgewertet.
Bargeld verliert weiter an Bedeutung
Im Zuge der Corona-Krise setzen immer mehr Verbraucher auf Kartenzahlung statt auf Bargeld. Mit der Pandemie dürfte sich die Nutzung von kontaktlosen Bezahlverfahren, Giro- und Kreditkarten sowie mobilem Zahlen per Smartphone beschleunigen, glauben Zahlungsexperten der Beratungsfirma Oliver Wyman. Demnach könnte der Anteil von Barzahlungen nach Umsatz bis 2025 auf 32 Prozent sinken, heißt es in einer Studie. 2019 lag der Bargeld-Anteil noch bei 47 Prozent.
Infolge der besonderen Hygienevorschriften bieten Händler und Restaurants verstärkt Kartenzahlungen anstelle von Bargeld an, um Kontakt mit Beschäftigten an den Kassen und potenzielle Übertragungen zu vermeiden. Das führe zu einer Entwöhnung von Barzahlungen, meinen die Berater. Auch vor der Corona-Krise hatten sie schon einen Rückgang von Barzahlungen vorhergesagt – aber nur auf einen Anteil von 37 Prozent nach Umsatz.
Gerade als die Konsumwirtschaft mit der chinesischen Neujahrssaison hätte boomen sollen, hat Corona die chinesische Wirtschaft lahmgelegt. Trendbüro und Avantgarde Shanghai haben gemeinsam mit der chinesischen Trendforscherin Maggie Li die Entwicklungen in China analysiert und darauf aufbauend ein „Corona Update 2020“ für den Chinese Consumer Value Index (CCVI) verfasst. Die Studie dokumentiert, wie das Coronavirus die Werteorientierung der chinesischen Konsumenten verändert hat und zeigt, wie sich Unternehmen auf den Wertewandel der chinesischen Konsumenten aufgrund von COVID-19 einstellen und mit der richtigen Marken- und Kommunikationsstrategie reagieren können.
Fünf Kernergebnisse in der Übersicht:
Technologien geben Sicherheit: Im Gegensatz zu dem bislang vorherrschenden „Gefühl der technologiebedingten Unsicherheit“, welches sich insbesondere in der Abhängigkeit von Mobiltelefonen manifestiert, werden die negativen Auswirkungen nun massiv durch den entscheidenden Beitrag der Technologie zur Verhinderung der Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch kompensiert. Die Skepsis weicht einem neuen Vertrauen in die Mensch-Maschine-Interaktion.
Gesundheitsfördernde Angebote erleben einen Aufschwung: Die digitale Fitnessbranche hat sich in der Krise als ein ständig wachsender Kundenmagnet erwiesen, der eine Grundlage für neue gesundheitsfördernde Angebote bieten könnte.
Familiärer Zusammenhalt wird zum persönlichen Erfolg: Das enge Zusammenleben mit Familienmitgliedern während der Quarantäne führt bei vielen Konsumenten zu einem neuen Verständnis von Familie und Zusammenhalt. Das wirkt sich auch auf das Konsumverhalten aus: miteinander und füreinander einkaufen gewinnt dauerhaft an Bedeutung.
Lokale oder regionale Produkte erleben einen massiven Aufschwung: Während der Corona-Krise haben sowohl Einzelpersonen als auch Gemeinschaften in China mit ihrem Konsumverhalten und ihrer Präsenz in den sozialen Medien nationale Solidarität vermittelt. Lokale oder regionale Produkte gewinnen massiv an Bedeutung und die „Buy-China-Mentalität“ erlebt eine Renaissance.
Die Sehnsucht der Menschen nach Freiheit birgt großes Potenzial: Dem Konsumentenwunsch stehen in erster Linie Unterhaltung, Selbstoptimierung und eine flexible Arbeitsweise gegenüber. Einfachheit oder Verfahrensvereinfachung ist ein Schlüsselelement, das dazu beitragen kann, die Nachhaltigkeit von temporären Geschäftsmodellen zu erhöhen.
Großes Interesse an E-Health-Lösungen
Gesundheits-Apps auf Rezept, elektronische Patientenakten, Arztgespräche per Video: Der Trend zur Digitalisierung in der Medizin ist nicht aufzuhalten und das Interesse der Deutschen an digitalen Gesundheitsdiensten ist groß, wie eine Studie des Marktforschungsinstituts Ipsos Operations im Auftrag des Gesundheitsmagazins „Apotheken Umschau“ zeigt. Mehr als die Hälfte der Patienten (54 Prozent) möchte demnach die für 2021 geplante elektronische Patientenakte nutzen, um leichter den Überblick über die eigenen Gesundheitsdaten wie Arztbriefe oder Laborbefunde zu behalten.
Die aktuellen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie, die unter anderem auch den persönlichen Besuch in der Arztpraxis erschweren, könnten ein zusätzlicher Treiber für digitale Gesundheitsdienste sein. Schon vor der Krise äußerten sich 52 Prozent der Befragten, dass sie gerne Videosprechstunden besuchen würden, wenn sie dadurch nicht so lange auf einen Termin warten müssten.
Trotz der Aufgeschlossenheit gegenüber E-Health-Lösungen haben viele Menschen auch Angst vor Datenweitergabe an Unbefugte oder vor Hackerangriffen. Insbesondere die Befragten ab 60 Jahren befürchten, dass durch die elektronische Patientenakte Datenschutz und Datensicherheit auf der Strecke bleiben (64 Prozent).