Konsum und Shopping macht in der Corona-Krise keinen Spaß
Die Deutschen shoppen stationär zwar vorsichtig los. Doch allein die Wiedereröffnung der Läden scheint für einen deutlichen Konsum-Anstieg nicht auszureichen. So ist es laut dem am Donnerstag veröffentlichten „Corona-Handelstracker“ von EY-Parthenon und Innofact fast einem Drittel von 1046 repräsentativ befragten Verbrauchern aktuell noch zu riskant, in den wiedereröffneten Geschäften einzukaufen. Knapp die Hälfte sagt, dass der Einkauf unter den aktuellen Bedingungen wie Mindestabstand und Maskenpflicht keinen Spaß macht.
Zudem fällt auf, dass die Freude, wieder in der Innenstadt einkaufen gehen zu können, über zehn Prozentpunkte von 52 auf knapp 41 Prozent abgesunken ist. Außerdem hat die Mehrheit der Verbraucher, die die Öffnung der Geschäfte bereits genutzt haben, sich beim Einkaufen unwohl gefühlt und bemängelt das Verhalten anderer Kunden.
Von den Konsumenten, die in der nun untersuchten Woche vom 20.4. bis 26.4. in Geschäften eingekauft haben, die zuvor geschlossen waren, haben überdies nur knapp 14 Prozent aus Freude an Shopping und Inspiration ihre Einkäufe getätigt. Über 86 Prozent sind dagegen gezielt in die Geschäfte gegangen, um notwendige Besorgungen zu erledigen.
Die Corona-Krise verändert den Konsum nachhaltig
Eine aktuelle Studie von Grabarz JMP und Point Blank zeigt, wie die Corona-Krise den Alltag und den Konsum nachhaltig verändert und warum die Krise den Beginn einer neuen Innovations-Ära markieren wird, die Soziales, Ökologisches und Ökonomisches gleichermaßen vereint. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
- Rückbesinnung & Selfness: Durch die kollektive Pause haben Menschen Zeit und Gelegenheit, in sich hineinzuhören und nach ihrem Biorhythmus zu leben. Sie gewinnen Distanz zum Alltag und justieren ihre Prioritäten neu.
- Digitale Produkte & Services: Die Akzeptanz digitaler Angebote ist enorm gestiegen – vom Online-Gottesdienst bis zum virtuellen Arztbesuch. Die Hürde, greifbare neue Services auszuprobieren, ist viel niedriger als bisher. Doch gleichzeitig hat die Krise die Erkenntnis gebracht, dass persönlicher Kontakt und physische Erlebnisse für die Menschen unersetzlich sind.
- Gesundheit & Sicherheit: Für Risikogruppen bleibt die Corona-Krise ein prägendes Erlebnis. Ob persönliche Hygiene, Monitoring-Systeme oder smarte Luftreinhaltung – viele Innovationen werden sich künftig um proaktiven Schutz für diese Zielgruppe drehen.
- Ökologie & grüne Städte: Die Corona-Krise macht die Auswirkung menschlichen Handelns in punkto Umwelt und die Selbstheilungskräfte der Natur eindrucksvoll sichtbar. Städte werden anders genutzt und anders erlebt. Der Spaziergang und das Fahrradfahren feiern ein Comeback.
- Soziales & lokales Handeln: Die lokale Versorgungsstruktur erlebt eine Renaissance – auf neue, moderne kreative Weise. Social Closeness statt Social Distancing, Nachbarschaftsnetzwerke, Zusammenschluss von lokalen Restaurants zu einem neuen Lieferdienst.
Die ethnografische Studie „Innovationschancen in der Krise: Wie Corona unseren Alltag & Konsum nachhaltig verändert“ wurde aufgrund der aktuellen Situation remote durchgeführt. Zum Einsatz kamen interaktive Tagebücher und Gruppendiskussionen per Video. Für die Studie tauchten die Forscher für mehrere Tage in 30 individuelle Alltagsgeschichten – verteilt über fünf Regionen in Deutschland – ein und identifizierten Bedürfnisfelder und Themen, die die Menschen in der Tiefe bewegen.
Social Distancing in der Corona-Krise verändert die Wahrnehmung von Marken
Die von Pilot entwickelte Studienreihe „Markenkommunikation in Zeiten von Corona“ zeigt in der sechsten Welle das Spannungsfeld zwischen Corona-Realität und Verunsicherung über die Ungewissheit der Zukunft auf. Der Optimismus, dass sich die Lage schnell wieder normalisieren könnte, nimmt demnach weiter ab: Waren davon in der ersten April-Woche noch 47 Prozent der Deutschen überzeugt, so sind es aktuell nur noch 37 Prozent.
Auch das Vertrauen in die Politik und Verwaltung ist nach einem zwischenzeitlichen Anstieg wieder um fünf Punkte auf 58 Prozent und damit auf das Ausgangsniveau zurückgefallen. Stark verloren hat auch die Überzeugung, dass die Corona-Krise die Gesellschaft stärker zusammenschweißen könnte (KW 13: 70 Prozent, KW 17: 57 Prozent).
In vielen Bereichen wie etwa dem Sorgenbarometer zeigen sich über die sechs Wellen der Studie von Pilot eine Reihe konstanter Werte. Dies gelte laut der Hamburger Agentur jedoch „nicht für die Items, die die Wahrnehmung von Marken und Werbung betreffen“. Bei der Aussage „Ich traue den meisten Marken/Unternehmen zu, dass sie mehr an die Gesellschaft als an den Profit denken“ sind die Zustimmungswerte von Woche zu Woche gesunken – von anfangs 50 Prozent auf aktuell 34 Prozent.
Darüber hinaus habe die Markenorientierung gegenüber der Preisrelevanz dramatisch an Wert eingebüßt: von 20 Prozent in der letztjährigen Ausgabe der Mediamarktstudie „Best for Planning 2019“ auf aktuell zwei Prozent. Diese Entwicklung spiegelt sich laut Pilot auch in der Bewertung von Werbung wider, wo die Kommunikation von Preis und Rabatten für die Menschen immer wichtiger wird, während gesellschaftlich relevante Inhalte weiter an Relevanz verlieren würden.
Steckbrief der Online-Panel-Studie: n = 1000 Befragte; Struktur der Stichprobe: online repräsentativ 18+ Jahre; Feldzeit: 22./23.4.2020; Forschungsinstitut: Norstat. Alle Ausgaben der Studienreihe finden Sie hier.
Corona-Lockerungen: Kunden kehren nur langsam in Innenstädte zurück
Die Wiedereröffnung zahlreicher Mode-, Schuh- und Buchläden hat in der vergangenen Woche noch nicht zu einem Ansturm auf die Innenstädte geführt. Im Schnitt habe die Belebung in den Einkaufsstraßen gerade einmal bei 39 Prozent eines normalen Einkaufstages des Vorjahres gelegen, berichtete am Montag das auf die Messung von Kundenfrequenzen in den Innenstädten spezialisierte Unternehmens Hystreet. Es hatte mit Lasermessungen die Kundenfrequenzen in 17 Städten kontrolliert.
Am stärksten war der Andrang demnach am Montag (20. April), dem ersten Tag nach Lockerung der Corona-Auflagen. Aber auch an diesem Tag erreichte die Kundenfrequenz nur selten 50 Prozent eines durchschnittlichen Wochentages aus Vor-Krisenzeiten. Von Dienstag (21. April) bis Freitag (24 April) flachten die Besucherzahlen dann wieder etwas ab. „Am Samstag zeigte sich, dass die Menschen noch eher vorsichtig sind. Die Städte waren nur teilweise belebter als am Montag und noch weit von den Samstags-Durchschnittswerten im Vorjahr entfernt“, teilen die Marktforscher von Hystreet mit.
Werbung in der Corona-Krise – Humor kommt an
Der „Havas Media Corona Monitor“ analysiert wöchentlich das Verhalten und die Stimmung der Deutschen – sowohl in Bezug auf ihr Medien-nutzungsverhalten als auch auf das alltägliche Konsumverhalten und die Stimmung der Bevölkerung. Ausgewählte Ergebnisse der jüngst veröffentlichten fünften Welle:
- Mediennutzung findet einen neuen Standard in der Krise: Nach der Ablenkung durch Filme während Ostern, punkten jetzt wieder News (Filme: -10 Prozent, News: +6 Prozent im Vergleich zur Vorwoche).
- In der Werbung gilt: Corona Humor kommt an. 44 Prozent der Befragten finden, Werbung mit Corona-Bezug darf durchaus humorvoll sein. So gefällt zum Beispiel die „Hohes C“-Plakatwerbung, die mit dem Slogan „Wir danken allen, die dieses Plakat nicht sehen“ wirbt.
- Für Singles gilt: Erlebnisse statt Konsum: Singles fühlen sich in der aktuellen Lage besonders einsam und füllen Stille mit Medien. Die höhere Mediennutzung zeigt sich vor allem im Radio (+17 Prozent), das zum täglichen Begleiter im Hintergrund wird. Aber auch die Zeit vorm Fernseher (+15 Prozent) oder online und in Social-Media-Kanälen geht nach oben (+8 Prozent).
- Fashion und Lieferdienste profitieren von der Corona-Krise: Online-Shopping steigt von Woche eins zu Woche fünf um 109 Prozent, der Lieferservice fürs Essen zu Hause als Ersatz zum Restaurantbesuch sogar um 154 Prozent. Zudem gilt laut Havas auch in der Corona-Krise: Fashion boomt, während die Ausgaben für Elektronik, Bücher, Drogerieartikel und Lebensmittel sich nach kurzen Ausschlägen wieder einpendeln. Geshoppt werden insbesondere T-Shirts und Tops (60 Prozent) sowie Schuhe (56 Prozent). Darüber hinaus stieg das Suchen nach neuer Einrichtung und Möbeln für zu Hause um 46 Prozent.
- Online-Kauf von Medikamenten: Die neuen Einkaufs- und Informationsgewohnheiten kommen laut des Havas-Reports auch in der Pharma-Branche an. Der Anteil an Personen, die ausschließlich in der Apotheke einkaufen, geht um acht Prozent zurück. 36 Prozent der Befragten kaufen während der Corona-Krise ausschließlich online – ein Anstieg um 127 Prozent.
Beim „Havas Media Corona Monitor“ werden jeweils 500 Menschen zwischen 14 und 69 Jahren mittels einer repräsentativen Onlinebefragung mit Respondi befragt. Die fünfte Befragungswelle erfolgte vom 21. bis zum 24. April. Den vollständigen „Havas Media Corona Monitor“ finden Sie hier zum Download.
Trotz Corona-Krise: Stimmung der Deutschen bleibt unerschütterlich gut
Die Stimmung der Deutschen in der Corona-Krise bleibt laut des Corona-Stimmungsbarometers des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung (IMWF) unerschütterlich positiv. So gab es zwar in den vergangenen Wochen vermehrt negative Stimmen in der Diskussion über die Exit-Strategie. Gleichzeitig öffneten jedoch die Geschäfte, und weitere Lockerungen stehen bevor. Das hat laut IMWF in Verbindung mit dem guten Wetter erheblich zur guten Stimmung beigetragen. So gab es auch in der vergangenen Woche (20. April bis 24. April) 30 Prozent mehr positive Aussagen als negative Aussagen.
Im Rahmen des Corona-Stimmungsbarometers vom IMWF wurden zwei Millionen Aussagen der Bundesbürger in digitalen Medien zum Thema Corona ausgewertet.