Wegen der anhaltenden Ausbreitung des neuartigen Coronavirus verschieben die Veranstalter der Hannover Messe die weltgrößte Industrieschau. Das Branchentreffen mit rund 6000 Ausstellern aus 70 Ländern, das vom 20. bis 24. April in der niedersächsischen Landeshauptstadt geplant war, soll jetzt vom 13. bis 17. Juli stattfinden. Dies teilte die Deutsche Messe AG am Mittwoch mit.
Die Organisatoren hatten die Lage während der vergangenen Wochen intensiv beobachtet, nachdem sich der Erreger von China aus zunehmend auch in europäischen Ländern verbreitet hatte. Andere internationale Messen wie der Mobile World Congress in Barcelona, die ITB in Berlin, die Leipziger Buchmesse, die Fitnessmesse Fibo in Köln, der Genfer Automobilsalon oder die Handwerksmesse in München wurden bereits gestrichen.
In Hannover stand die Messegesellschaft lange im Austausch mit den Gesundheitsbehörden. „Wir schauen uns die Entwicklung tagtäglich an“, hatte ein Sprecher erklärt. Auch IT-Konzerne wie Google, Amazon, Huawei, SAP oder Microsoft hatten sich zur diesjährigen Hannover Messe angemeldet. Partnerland ist Indonesien, dessen Präsident Joko Widodo anlässlich der Ausstellung Deutschland besuchen wollte.
Google und Facebook canceln Entwicklerkonferenzen
Nur wenige Stunden zuvor hatte der Internet-Konzern Google seine für Mai geplante Entwicklerkonferenz in Kalifornien abgesagt. Man werde stattdessen andere Wege prüfen, um mit den Software-Entwicklern im Gespräch zu bleiben, sagte ein Firmensprecher. Die Konferenz Google I/O, zu der mehrere Tausend Teilnehmer aus aller Welt anreisen, ist das wichtigste Event des Jahres für das Unternehmen.
Die Google I/O sollte in diesem Jahr vom 12. bis 14. Mai in Nähe der Google-Zentrale in Mountain View stattfinden. Facebook sagte bereits vor wenigen Tagen seine für die Woche davor angesetzte Entwicklerkonferenz F8 ab. Microsofts Entwicklerkonferenz Build ist dagegen nach wie vor für den 19. bis 21. Mai in Seattle geplant. Allerdings warnte der Software-Konzern bereits, dass es Änderungen geben könnte – und rund um Seattle wurden gerade mehrere Covid-19-Erkrankungen bestätigt. Apple äußerte sich bisher nicht zu seiner Entwicklerveranstaltung WWDC, die traditionell Anfang Juni über die Bühne geht.
Kurzfristige Absagen sind besonders problematisch für Messebauer
Nach der Absage etlicher Großveranstaltungen in Deutschland sehen sich die Messebauer in der Krise. „Die aktuelle Lage ist dramatisch“, sagte Jan Kalbfleisch vom Fachverband Messe- und Ausstellungsbau (Famab). „Wenn eine große Messe abgesagt wird, reißt das ein Riesenloch in die Auftragsbücher.“ Problematisch sei vor allem, dass viele Messen – etwa die Tourismusbörse ITB oder die Eisenwarenmesse in Köln – erst wenige Tage vor ihrem geplanten Beginn abgesagt wurden. Zu diesem Zeitpunkt sei der Aufbau oft schon zu 90 Prozent abgeschlossen, sagte Kalbfleisch.
Einem ersten Report zufolge beläuft sich der Schaden, der aus bisherigen Absagen verursacht wurde, auf mehr als 426 Millionen Euro. „Ganz viele Unternehmen haben große Fragezeichen im Kopf, wie sie die nächsten Monate überstehen sollen“, so der Verbandsvertreter. Aktuell habe die Branche trotz der Absagen allerdings jede Menge Arbeit: So müsse der Abbau von bereits aufgebauten Messen organisiert, Einlagerungen geplant und geklärt werden, wer welche Kosten tragen müsse. Bei der Absage berufen sich etliche Veranstalter auf höhere Gewalt.