Cocooning und Projektgeschäft: Occhio wächst während Corona

Der Leuchtenhersteller Occhio legt beim Umsatz seit Jahren kräftig zu. Trends wie Cocooning und der Einstieg ins Projektgeschäft sorgen auch während der Coronavirus-Pandemie für weiteres Wachstum. Ein Einblick in die Strategie.
Occhio
Occhio-Gründer Meise: "Wir tragen die Idee der 'New Culture of Light' in neue Bereiche." (© Occhio)

Axel Meise, Gründer und CEO des Leuchtenherstellers Occhio, hat ein Vorbild: Apple. „Technologie, Design und Lifestyle – diese Kombi hat mich schon immer angetrieben“, sagt er. Und mit diesem Anspruch hat es Occhio in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Marktführer im Premiumsegment der edlen Leuchten gebracht. In den kommenden zwei Jahren will Occhio die Nummer Eins in Europa sein und die Umsatzgrenze von 100 Millionen Euro knacken. Seit 2017 legt das Unternehmen Jahr für Jahr um 30 Prozent zu, es steht derzeit bei gut 70 Millionen Euro Umsatz.

Occhio steigt ins Projektgeschäft ein

Meise setzt auf eine klare Unterscheidung seiner Marke von Wettbewerbern: Während die meisten Anbieter in Kollektionen und Einzelleuchten dächten, gehe es bei Occhio um ein ganzheitliches System, um abgestimmtes Licht. Und genau das soll nun auch Büroflächen beleuchten: Occhio steigt ins Projektgeschäft ein.

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„Wir tragen die Idee der ‚New Culture of Light‘ in neue Bereiche“, erklärt Meise. Design und Lichtqualität von Occhio sollen künftig nicht nur in Privaträumen und Chefetagen, sondern eben auch in Büros strahlen. Bislang gab es da ein Hindernis: die Kosten. Occhio-Leuchten sind kein Schnäppchen. Allerdings: Vitra-Stühle, USM-Schränke und was sonst noch gern in schönen Büros steht, ist auch nicht eben günstig und trotzdem weit verbreitet. Occhio will das Lichtpendant zu Vitra sein.

Occhio „immer teurer als ein 0815-Produkt

„Wir werden immer teurer sein als ein 0815-Produkt, aber nicht mehr so Out-of-range wie früher“, erklärt der Designer seine neue Produktlinie. Die ist nicht billig – „es gibt keine Billig-Linie von Occhio“ – aber günstiger als die Leuchten für zuhause, weil sie ohne kostspielige Funktionen wie Touch-Steuerung oder Höhenverstellung auskommt. „Man kann Komfortmerkmale weglassen, die nicht zwingend notwendig sind, hat aber die gleich Design- und Lichtqualität“, ist Axel Meise überzeugt.

Die Zielgruppe findet das gut: Occhio hat bereits für den Coworking-Anbieter Design Offices Büroflächen ausgestattet. Auch Bora in Niederndorf oder Novartis in der Schweiz.

Der Corona-Lockdown konnte dem Wachstum nichts anhaben: Zwar war auch das Occhio-Team eineinhalb Monate in Kurzarbeit und das Unternehmen erreichte in dieser Zeit nicht die avisierten Zuwächse, es legte aber dennoch leicht zu. Obwohl mit Fachhandel und Flagshipstores die Vertriebskanäle quasi geschlossen waren, liefen Beratung und Planung weiter, die Kunden wurden betreut. Und auch die Lieferkette – Occhio produziert nahezu komplett in China – funktionierte.

Cocooning verhilft Occhio zu Mehrumsatz

Im Juni sorgte dann der Nachholeffekt für überproportionales Wachstum – das Unternehmen verzeichnete von Juni bis August ein Drittel mehr Aufträge als im Vergleichsjahreszeitraum. Das hat sicher mit dem Trend zum Cocooning zu tun, aber auch mit dem neuen Projektgeschäft.

CEO Meise resümiert: „Es macht richtig Spaß, in dieser Zeit gegen die allgemeine Stimmung zu agieren.“ Um das erwartete Wachstum in den Griff zu bekommen, holte sich der Gründer im Juli CO-CEO Dr. Benno Zerlin an Bord. Er soll Occhio in die nächste Wachstumsphase führen, Meise will sich verstärkt auf Design, Innovation und Marke konzentrieren.

Der Case von Occhio erschien als Teil der Titelgeschichte über Erfolgsgeschichten während Corona in der Oktober-Ausgabe der absatzwirtschaft.

(vh, Jahrgang 1968) schreibt seit 1995 über Marketing. Was das Wunderbare an ihrem Beruf ist? „Freie Journalistin mit Fokus auf Marketing zu sein bedeutet: Es wird niemals langweilig. Es macht enorm viel Spaß. Und ich lerne zig kluge Menschen kennen.“