Cé-lebrity branding 

Was haben Rihanna, Kim Kardashian und Beyoncé gemeinsam? Jede der drei Megastars hat ihre eigene Kosmetik-Linie. Die neueste, die der Sängerin Beyoncé, hat sich unser Kolumnist einmal genauer angeschaut. Folge 6 von "Marken-Check".
3er-Ausgabe-asw-Markencheck-1800x1200px
Mit Cécred bringt Beyoncé eine neue Haarpflege-Linie auf den Markt. (© Cécred, Montage: Olaf Heß)

Jetzt also auch Queen Bey. Nach Rihanna (Fenty) und der unvermeidlichen Kim Kardashian (SKKN), die mit ihren Brands schon seit ein paar Jahren am Markt sind, hat jetzt der nächste weibliche Megastar des Showbiz seine Kosmetik-Linie gelaunched. Cécret heißt die neue Haircare-Marke (das Cé kommt natürlich von Beyon-cé) und wird wie secret (Geheimnis) ausgesprochen.  

Wer Beyoncés Geschichte kennt, kann sofort ein Geheimnis lüften, wissend, dass Beyoncés Mutter einen Friseursalon besaß. Sie selbst spricht von Haaren als Teil ihrer DNA. Und natürlich ist “Big Hair” auch Teil ihres Signature Locken-Looks, der ihr Bühnenimage seit 20 Jahren prägt. Was lag da näher, als eben ihre Mutter Tina Knowles als Co-Chairwoman und ihren Stylisten Neal Farinah als Global Stylist mit an Bord zu holen. Schließlich hat er eben diesen Look geprägt.  

© Cécret, Fenty Skin, SKKN by Kim Kardashian

Eine wirklich authentische Geschichte

Damit steht hinter Cécred neben den innovativen Formeln und Ingredients also eine wirklich authentische Geschichte, die deutlich über das übliche Celebrity-Brand-Klischee hinausgeht. Hier hat Queen Bey also wieder einmal abgeliefert. Sie selbst sagt “Meine Vision ist es, eine integrative Kraft in der Haarpflegebranche zu sein, indem ich Haarrituale in allen Kulturen der Welt zelebriere und dabei helfe, Haarmythen und Missverständnisse auf allen Seiten zu zerstreuen.” Ein starkes Statement einer starken Frau.

Der Markenauftritt: eine Inspiration antiker Monumente?

Was mich, wie bei jeder Marke, neben der Story natürlich auch interessiert, sind der Look und der Markenauftritt. Hier begegnen wir steinern anmutenden Flakons und Farbtönen, gepaart mit skulpturalen Formen, die etwas an die Zeiten des Memphis Designs der 80er Jahre erinnern. Selbstverständlich ist es kein Zufall, dass genau dieser Look mit den Bögen und Halbkreisen wieder extrem angesagt ist – kein Interior-Magazin und kein Style-Online Shop kommt derzeit ohne diese Formensprache aus. Und auch CÉ Keyvisual zieren genau solche Halbkreise. Die Marke selbst spricht von Inspirationen antiker steinerner Monumente. Aha.  

Wirkung wie eine Line Extension der Kardashian Familie

Sie spüren es, hier verlässt mich ein wenig der rote Faden – oder sagen wir – die güldene Hair-Extension. Vergleicht man den Markenlook von Cécret mit dem von Fenty oder SKKN – und dieser Vergleich muss dort oben, wo die Celebrity-Luft ganz dünn wird, erlaubt sein – dann wirkt dieser reduzierte Clean Look doch fast eher wie eine Line Extension der Kardashian Familie. Kim owned bereits seit Jahren diese ganzen farblosen Stein- und Nude-Töne.  

Zum Vergleich: Fenty lässt nicht nur von der Story, sondern auch im farbenfrohen Look Rihannas Heimat Barbados durchblitzen. Hier hätte ich mir von Beyoncé auch etwas mehr Mut zur Farbe gewünscht – so wie die mutigen Bühnenoutfits, die wir von ihr kennen. Ihre Fangemeinde und die Kosmetikindustrie werden die Farblosigkeit verschmerzen. Und die Flakons sehen mit ihrem Zeitgeist-Look auch einfach richtig stylish aus. 


Im „Marken-Check“ nimmt unser Kolumnist Marken genau unter die Lupe. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie hier.

Heinrich Paravicini ist Co-Gründer und Chief Creative Officer von Mutabor, Designagentur und Markenberatung mit Sitz in Hamburg, München und Berlin. Mit mehr als 180 Mitarbeiter*innen gehört Mutabor heute zu den größten unabhängigen Agenturen der Kreativbranche in Deutschland. Paravicini lebt und arbeitet in Hamburg und überall dort, wo Mutabor-Projekte entstehen.