Carsharing legt in Deutschland zu – auch in der Fläche

Carsharing gewinnt in Deutschland nicht nur in den Metropolen an Bedeutung. Die Angebote auf dem Land sind allerdings meist noch überschaubar. Der Bundesverband Carsharing hat Zahlen dazu vorgelegt.
Carsharing entwickelt sich zu einer echten Alternative für das eigene Auto und dem öffentlichen Nahverkehr. (© Imago)

Carsharing ist in Deutschland zunehmend verbreitet. Die Anzahl der Fahrzeuge lag Anfang des Jahres bei 25.400, ein Zuwachs um 25,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie der Geschäftsführer des Bundesverbands Carsharing, Gunnar Nehrke, in dieser Woche bei der Vorstellung der Carsharing-Statistik 2020 in Berlin sagte. Die Zahl der Anbieter ist bundesweit um 45 auf 226 gestiegen. Sie stellen ihre Fahrzeuge inzwischen an 840 Orten in Deutschland zur Verfügung – das sind Nehrke zufolge 100 mehr als ein Jahr zuvor. „Carsharing wächst nicht nur in den Großstädten“, sagte er. „Es ist auch in der Fläche immer stärker verbreitet.“

Carsharing in Deutschland

Allerdings gilt dabei nach wie vor: Je größer die Stadt, umso besser das Angebot. So gibt es Carsharing in 238 Orten zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern – das ist ein Anteil von 46,8 Prozent – und in 445 Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern. Dort ist der Anteil mit 4,3 Prozent erheblich geringer.

Carsharing auf dem Land ist ein Zuschussgeschäft

Dagegen sind Carsharing-Anbieter in 77 deutschen Großstädten zu finden – also in fast allen (95,1 Prozent). Bundesweit liegt der Durchschnitt bei nur 7,6 Prozent aller Kommunen. Auf dem Land funktioniert Carsharing Nehrke zufolge wirtschaftlich nach wie vor in der Regel nicht. Häufig würden die Angebote von Kommunen mitfinanziert oder von Vereinen getragen.

Größte Anbieter nach Flottegröße

Bund und Kommunen sollten überlegen, wie sie Carsharing noch mehr fördern könnten, sagte Kerstin Haarmann, Vorsitzende des ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD). Die Anzahl der Pkw in Deutschland deutlich zu reduzieren, gehe nur mit Carsharing. Nehrke sagte, er wünsche sich eine Förderung von Carsharingstationen. Außerdem plädierte er für die Einführung einer City-Maut und höherer Gebühren für Anwohnerparken, um den klassischen individuellen Autoverkehr unattraktiver zu machen.

Sixt und Volkswagen sind neu im Markt

Die Zahl der Fahrzeuge ist im vergangenen Jahr im sogenannten Free-Floating-Bereich auf 13.400 gestiegen, 4400 mehr als ein Jahr zuvor. Dabei gibt es keine festen Rückgabe- und Ausleihstationen. Grund für die Zunahme sind dem Verband zufolge neue große Anbieter wie Sixt share und We share von Volkswagen. Die Zahl der Fahrzeuge an festen Stationen hat dagegen nur um 800 auf 12.000 zugelegt.

Entwicklung Carsharing-Fahrzeuge

E-Fahrzeuge waren mit insgesamt 4561 noch die Ausnahme, wie Nehrke erläuterte. Für die Anbieter seien sie wegen des vergleichsweise hohen Kaufpreises und des unklaren Wiederverkaufswerts weiterhin ein schwieriges Thema. Sie seien außerdem häufig schlechter ausgelastet. Dennoch geht der Verbandschef davon aus, dass ihr Anteil weiter zunimmt.

Entwicklung Carsharing-Kunden

Die Zahl der Nutzer im stationsbasierten Carsharing stieg um 60.000 auf 710.000. Bei den Free-Floating-Anbietern ist die Zahl der Nutzer um 230.000 auf 1,58 Millionen zurückgegangen – Nehrke zufolge „ein rein statistischer Effekt“. Hintergrund ist die Fusion der beiden Branchengrößen Car2go und DriveNow von Daimler und BMW zu ShareNow, die ihre Kunden zusammenführen. Das sei Anfang des Jahres noch nicht abgeschlossen gewesen. Die Statistik berücksichtige nur Kunden, die zum Stichtag 1. Januar 2020 neu registriert waren. Die Gesamtzahl der Nutzer von Carsharingangeboten lag zu Jahresbeginn bei 2,29 Millionen.

dpa/tht