„Apple gefährdet Angebots- und Meinungsvielfalt“

Scharfe Kritik an Apple: Der Online-Vermarkterkreis (OVK) im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) spricht sich gegen das Vorhaben des US-Giganten aus, eine Content-Blocking-Schnittstelle in das neue Betriebssystem iOS 9 zu integrieren. Die Refinanzierungsmöglichkeiten von digitalen Inhalten und Services über Werbung würden dadurch beeinträchtigt. Apple bedrohe die Angebotsvielfalt in einem offenen und freien Internet
In der Ankündigung von Apple, in das Betriebssystem iOS 9 eine Content-Blocking-Schnittstelle zu integrieren, sieht Oliver von Wersch eine „inakzeptable Ausnutzung der Marktstellung zum Nachteil des offenen und freien Internets.“ (© BVDW)

Oliver von Wersch, Sprecher des Online-Vermarkterkreises, betont die Bedeutung von Werbung als wesentliche Refinanzierungsquelle hochwertiger digitaler Inhalte und Services. Zu dem Vorhaben von Apple sagt er: „Wenn Apple als Anbieter eines der maßgeblichen Betriebssysteme für das mobile Internet und damit als system­relevanter Player mit seinen Produkten inhalteblockierenden Eingriffen Vorschub leistet, die die werbliche Refinanzierung eines kostenlosen, offenen und freien Internets für alle gefährden, stellt das eine inakzeptable Ausnutzung seiner Marktstellung zum Nachteil der Nutzer dar.

Geringe Zahlungsbereitschaft der Nutzer

Die konkreten Auswirkungen seien in ihrem Ausmaß zwar noch nicht vollumfänglich abzusehen, meint von Wersch, dennoch sei eines klar: „Der werbetreibenden Industrie wie der Medienwirtschaft wird damit ein erheblicher, nicht zuletzt auch wirtschaftlicher Schaden zugefügt werden.“ Der Sprecher des Gremiums der Premium Digital-Vermarkter verweist darauf, dass Nutzer nur in sehr begrenztem Umfang bereit sind, für digitale Inhalte und Services zu zahlen.

Werde die Refinanzierbarkeit von digitalen Angeboten über Werbung eingeschränkt, werde dies sicher auch negative Auswirkungen auf die Angebots- und die mediale Meinungsvielfalt haben. „Das kann nicht im Sinne der Nutzer sein – und ist ein umso erstaunlicherer Schritt“, betont von Wersch. „Neben technischen Maßnahmen und weiterer Aufklärungsarbeit wird man solche Vorhaben grundsätzlich auch auf den rechtlichen Prüfstand stellen müssen.“

Adblocker-Rate liegt bei über 20 Prozent

Im Juli dieses Jahres hat der OVK erstmals eine zentrale Adblocker-Rate erhoben. Dazu haben rund zwei Drittel der OVK-Mitgliedshäuser unabhängig voneinander den Anteil der geblockten Onlinewerbung auf ihren Angeboten mittels des Adblock User Detection Tools beziehungsweise vergleichbarer technischer Lösungen erhoben und an den BVDW gemeldet. Das Ergebnis: Onlinewerbung wird auf durchschnittlich 21,49 Prozent der Page-Impressions geblockt.