Mehr als die Hälfte der deutschen Beschäftigten klagt über Burnout-Symptome. Das ist ein Ergebnis einer aktuellen Studie von Protime und YouGov. Die Studie untersucht die Einstellungen und Gewohnheiten von Arbeitskräften bezüglich des Spagats zwischen Arbeits- und Familienleben.
Flexibilität und Work-Life-Balance
Die Flexibilität ihrer Arbeitszeiten wird von etwas mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) als positiv wahrgenommen. Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmenden mit Kindern im Haushalt gibt dabei an, dass sich Flexibilität im Arbeitsalltag positiv auf die Fähigkeit ausgewirkt hat, Elternverantwortung und Arbeitsverpflichtungen in Einklang zu bringen.
Laut den Studienerstellern spielt Flexibilität für die Befragten auch bei der Förderung einer ausgewogenen Beziehung zwischen Arbeit und Privatem eine Rolle. Flexible Arbeitszeiten würden es den Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Arbeit besser an persönliche Verpflichtungen und Bedürfnisse anzupassen. So hätten diese mehr Kontrolle über ihre Zeit und eine bessere Chance, Privates und Beruf in Einklang zu bringen. Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmenden bewerten ihre Work-Life-Balance als gut (55 Prozent). Eltern bewerten ihre Work-Life-Balance häufiger positiv (63 Prozent) als Kinderlose (51 Prozent).
Außerdem bevorzugen 81 Prozent der Befragten eine klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben. Völlige oder teilweise Ablehnung bringen 16 Prozent dieser klaren Trennung entgegen.
Erreichbarkeitsdruck und Burnout-Symptome
Trotz der Mehrheit, die eine Trennung in Beruf und Privates bevorzugt, fühlt sich mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Studienteilnehmer*innen unter Druck gesetzt, ständig erreichbar zu sein. Insbesondere Gen Z (44 Prozent) und Millenials (45 Prozent) machten derartige Angaben.
Knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) gibt an, dass es für sie kein Problem ist, an freien Tagen E-Mails zu überprüfen und sich auf die bevorstehende Arbeitswoche vorzubereiten. Bei Personen mit Kindern im Haushalt liegt dieser Wert bei 60 Prozent, im Vergleich zu 44 Prozent bei denen ohne Kinder. Fast die Hälfte der Beschäftigten überprüfen häufig außerhalb der regulären Arbeitszeiten arbeitsbezogene E-Mails oder Nachrichten.
Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der durch Protime Befragten erleben gelegentlich bis häufig Symptome von Burnout. Besonders stark betroffen sind nach Angaben von Protime Millennials (63 Prozent) und Frauen (60 Prozent). Arbeitsstress habe außerdem bei der Hälfte der Befragten bereits dazu geführt, dass sie während ihres Urlaubs oder ihrer freien Zeit krank wurden.
Überstunden durch Personalmangel verbreitet
Sind Arbeitnehmende erst einmal krank, fällt die zusätzliche Arbeit auf ihre Kolleg*innen ab. Knapp die Hälfte der Befragten fühlen sich dann unter Druck gesetzt, Überstunden zu machen. Dieser Druck ist bei Millennials (60 Prozent) und Gen Z (57 Prozent) besonders stark ausgeprägt. Eltern und Frauen sind stärker betroffen als Männer und Kinderlose.
Der Hauptgrund sei laut den Befragten Personalmangel oder Unterbesetzung (40 Prozent), gefolgt von der Arbeit (37 Prozent) und den persönlichen Erwartungen an sich selbst (25 Prozent).
Pausengewohnheiten: Verzicht und Manipulation
Während 68 Prozent der Befragten zwar regelmäßig Pausen machen, geben knapp ein Drittel (30 Prozent) an, selten oder nie Pausen zu machen. Dabei interessant: Gen X und Babyboomer machen häufiger Pausen als die jüngeren Generationen Gen Z und Millennials. Frauen und Eltern machen nach Angaben von Protime seltener Pausen als Männer und Kinderlose.
Mehr als ein Drittel (35 Prozent) gibt zu, dass sie bei der Erfassung der Pausenzeiten gelegentlich schummeln. Besonders betroffen sind Gen Z (45 Prozent) und Eltern (45 Prozent). Nach Angaben der Studienersteller deutet das darauf hin, dass diese Gruppen möglicherweise häufiger in Situationen geraten, in denen sie ihre Pausenzeiten anpassen oder verkürzen müssen, um den Arbeitsanforderungen gerecht zu werden.
Auswirkungen der Elternschaft auf die Arbeit
Knapp drei Viertel der Eltern berichten von erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsgewohnheiten und -präferenzen. Fast die Hälfte (46 Prozent) der Eltern empfindet die Balance zwischen Kinderbetreuung und Arbeit als eine Herausforderung. Das gilt stärker für Frauen (52 Prozent) als für Männer (40 Prozent).
Die konkreten Auswirkungen der Elternschaft variieren. Etwas mehr als ein Drittel der Eltern berichten, dass sie bei der Arbeitszeit nicht mehr so flexibel sind wie vor der Elternschaft. Frauen sind hier mit 45 Prozent und Männer mit 30 Prozent betroffen. Ebenfalls knapp ein Drittel der Eltern arbeiten häufiger zu Hause oder im Homeoffice, wobei Männer dies häufiger tun als Frauen. Ein Fünftel der Eltern fallen häufiger bei der Arbeit aus, zum Beispiel wegen der Krankheit oder fehlender Betreuung ihres Kindes.
Weitere Veränderungen umfassen einen früheren oder späteren Arbeitsbeginn. Für 22 Prozent ist es wichtig, spät am Abend zu arbeiten, wenn die Kinder schlafen, und 21 Prozent geben an, dass Kinderbetreuungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz an Bedeutung gewonnen haben.
Über die Studie
Für die Studie wurden im Zeitraum vom 23. bis 29. Mai 2024 insgesamt 2048 Beschäftigte befragt, um die Einstellungen und Erfahrungen der Einzelpersonen in Bezug auf Herausforderungen und Erwartungen im Arbeitsumfeld zu untersuchen. Die Umfrage wurde von Protime in Auftrag gegeben und mittels Online-Interviews mit Teilnehmenden des YouGov Panel Deutschland durchgeführt.
Protime ist ein Anbieter von Lösungen für Zeiterfassung, Arbeitszeitplanung und Zutrittskontrolle für Unternehmen. Das Unternehmen beschäftigt rund 510 Mitarbeitende.