Von Roland Karle
Bis zum Jahr 2001 wurde der Spielplan der Fußball-Bundesliga noch in mühevoller Hand- und Kopfarbeit auf Papier erstellt. Das ist eine gefühlte Ewigkeit her. Inzwischen wird der Computer mit Daten gefüttert und spuckt auf Knopfdruck Termine und Paarungen aus. Von algorithmischen Zufällen lassen sich die Verantwortlichen jedoch nicht austricksen. Und so war es keine Fügung der EDV, sondern pure Absicht, dass am Abend des 24. August 2012 die Spielzeit 2012/13 mit dem Duell zwischen Meister Borussia Dortmund und Werder Bremen beginnt. Schließlich wurde vor 50 Jahren, am 28. Juli 1962, im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle die Gründung der Bundesliga beschlossen. Und auf den Tag genau vor 49 Jahren startete die Bundesliga in ihre allererste Saison. In einer der damals acht Partien zur Premiere standen sich Dortmund und Bremen gegenüber.
Gerd Müller: 365 Tore in 427 Partien
Nun treffen die beiden Traditionsklubs schon zum 89. Mal im Fußball-Oberhaus aufeinander. Es ist das 14937. Spiel in der Geschichte der Bundesliga und wenn es sich an den statistischen Durchschnitt hält, werden drei Tore fallen. Zum Nachrechnen: An den 1.663 Spieltagen seit 1963 fielen bislang 45.944 Treffer. Die meisten davon gehen auf das Konto von Gerd Müller, der sich den Spitznamen „Bomber der Nation“ mit 365 Toren in 427 Partien redlich verdiente. Sein Rekord von 40 Treffern in der Saison 1971/72 wurde nie übertroffen. „Heute würde er eher noch mehr Tore erzielen, 80 würde ich ihm zutrauen“, sagt Franz Beckenbauer, Weltmeister als Spieler (1974) und Trainer (1990), über seinen früheren Mitspieler, den er für den besten Kicker der Bundesliga-Geschichte hält. „Bei den für heutige Superstars aufgerufenen Ablösesummen läge sein Marktwert bestimmt weit über 100 Millionen Euro“, erklärt Beckenbauer in der aktuellen Ausgabe des „Bundesliga Magazins“.
Werbe- und PR-Kampagne zum 50-Jährigen
Mit dem Start in die Saison 2012/13 beginnt die Zeit der Archivstudien und Rückblicke, der Emotionen und Erinnerungen. Geschickt und wohl geplant zelebriert die Deutsche Fußball Liga (DFL), zuständig für die Organisation und Vermarktung des hiesigen Profifußballs, die Marke Bundesliga. Ob Printmedien, ob Fernsehen, Radio oder Internet – nirgendwo fehlt der Hinweis, dass die Bundesliga im nächsten Sommer auf ein halbes Jahrhundert ihres Bestehens zurückblicken wird.
Adidas hat eine neue Ausgabe des einheitlichen Spielballs „Torfabrik“ entworfen, verziert mit dem eigens entwickelten Jubiläumslogo. Bereits vor einem Jahr wurde das Deutsche Fußball Archiv (DFA) gegründet. Die DFL-Tochter am Standort Köln verfügt über Aufnahmen und Aufzeichnungen von sämtlichen Fußballspielen seit der Bundesliga-Gründung. Zum 50-Jährigen wird es eine Werbe- und PR-Kampagne geben, eine große Geburtstagsgala mit Persönlichkeiten aus Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, diverse Jubiläumsprodukte und im kommenden Jahr eine mehrmonatige Roadshow.
18 Bundesliga-Klubs setzen 2,1 Milliarden Euro um
Unter Führung von DFL-Chef Christian Seifert hat sich die Bundesliga in den vergangenen Jahren zu einer glänzenden Marke entwickelt, die den Doppelpass zwischen Gefühl und Geschäft, Spiel und Spaß, Medien und Marketing perfekt beherrscht. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nach vorläufigen Berechnungen ist der Gesamtumsatz der 18 Bundesligisten in der Saison 2011/12 auf rund 2,1 Milliarden Euro geklettert. Somit wurden die Erlöse des Vorjahres zum achten Mal in Folge übertroffen und die Einnahmen innerhalb von vier Jahren um rund ein Drittel gesteigert.
Der Profifußball insgesamt präsentiert sich in wirtschaftlich guter Verfassung, wie aus der aktuellen Studie „Bälle, Tore und Finanzen“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young hervorgeht. Demnach erwirtschaftete ein Drittel der Klubs (34 Prozent) aus der 1. bis zur 3. Liga einen hohen Gewinn, fast ein Viertel (23 Prozent) immerhin einen niedrigen Überschuss. Nur jeder fünfte Profiverein steckt in roten Zahlen, vor zwei Jahren waren es noch 44 Prozent. „Während der Wirtschafts- und Finanzkrise lief es finanziell für viele Vereine nicht rund. Die Krise war mindestens zwei Spielzeiten lang spürbar“, sagt Studienautor Thomas Fuggenthaler. Inzwischen habe sich die finanzielle Situation der Bundesliga-Klubs spürbar verbessert, „vor allem dank des guten konjunkturellen Umfelds und eines gestiegenen Kostenbewusstseins.“
Acht Zuschauerrekorde in zehn Jahren
Die Bundesliga ist anziehend, das Zuschauerinteresse ungebrochen. Zu jedem der 306 Erstliga-Spiele der Saison 2011/12 kamen im Durchschnitt 44.300 Besucher. Das war der achte Zuschauerrekord innerhalb der vergangenen zehn Jahre. Und wie eine aktuelle Infografik von Statista zeigt, hat der Rekordmeister FC Bayern München einen Titel schon sicher – er ist „Facebook-Meister“ zum Start der Jubiläumssaison.
Quelle der Grafik: statista.com