In der Corona-Krise haben sich die Bürger offen gezeigt gegenüber Konsumanreizen, die von der Bundesregierung gesetzt wurden. Für die einzelnen Betroffenen erschien es demnach attraktiver, den sogenannten Kinderbonus für Anschaffungen zu nutzen als die Vorteile der zwischenzeitlichen abgesenkten Mehrwertsteuer. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des Statistischen Bundesamtes zu dem im Juni 2020 beschlossenen Programm hervor. Über die tatsächlichen ökonomischen Wirkungen der Anreize lagen noch keine Ergebnisse vor.
Mehrwertsteuersenkung als Kaufanreiz?
Laut einer repräsentativen Befragung über mehrere Monate wollten 20 bis 25 Prozent der Haushalte geplante Anschaffungen wegen der abgesenkten Mehrwertsteuer vorziehen oder betrachteten die geringeren Sätze von 16 beziehungsweise fünf Prozent Mehrwertsteuer als zusätzlichen Kaufanreiz. Haushalte mit höheren Einkommen zeigten sich dabei konsumbereiter als solche mit geringerem Einkommen.
Kinderbonus für Konsumwünsche
Den Kinderbonus in Höhe von 300 Euro pro berechtigtem Kind wollten die befragten Haushalte weit häufiger für Konsumwünsche wie Möbel, Elektrogeräte oder andere Anschaffungen nutzen. In dem Erhebungszeitraum von August bis Dezember hätten zwischen 55 und 60 Prozent der Haushalte angegeben, das zusätzliche Geld für Konsumzwecke ausgeben zu wollen. Fast genau so häufig, aber mit zeitlich abnehmender Tendenz, erklärten die Studienteilnehmer, die Boni ganz oder teilweise sparen zu wollen.
Bonus zur Schuldentilgung
Etwa jede fünfte Familie wollte mit dem Geld Schulden bezahlen. Da bei höheren Einkommen die Boni mit den Kinderfreibeträgen bei der Steuer verrechnet werden, ging auch ein Viertel der Haushalte davon aus, dass ihnen unter dem Strich keine zusätzlichen Mittel zur Verfügung standen. In diesem Jahr soll erneut ein Bonus von 150 Euro pro Kind gezahlt werden.
Kein Rückschluss auf tatsächlichen Konsum
Das Bundesamt wies darauf hin, dass in den fünf Wellen lediglich nach den Absichten und Selbsteinschätzungen gefragt worden ist. Auf den tatsächlichen privaten Konsum oder das Sparverhalten könne man nicht direkt schließen, warnten die Statistiker.
Das Bundesfinanzministerium zog gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland trotz der durchwachsenen Zahlen eine positive Bilanz. Nachfrage und Konjunktur seien durch Kinderbonus und Mehrwertsteuersenkung wirkungsvoll unterstützt worden, hieß es. Mit einer nur um 4,9 Prozent zurückgegangenen Wirtschaftsleistung sei Deutschland deutlich besser durch das Krisenjahr gekommen als alle anderen großen europäischen Volkswirtschaften.
he/dpa