Das britische Telekommunikationsunternehmen BT, das zuvor eine zentrale Rolle in der Entwicklung und praktischen Umsetzung des „Phorm“-Konzepts eingenommen hatte, wird die Webaktivitäten seiner rund 4,8 Millionen Breitbandkunden in Großbritannien nicht mithilfe des neuartigen Systems für die Verschickung von maßgeschneiderter Werbung auswerten. Wie ein Unternehmenssprecher gegenüber dem „Guardian“ erklärt, soll neben wirtschaftlichen Motiven auch die Angst vor einem zunehmenden Protest der Kunden den Ausschlag für den „Phorm“-Rückzug gegeben haben.
In Deutschland, wo das Verschicken zielgerichteter Werbung mittlerweile auch eine gängige Praxis geworden ist, finde ein Einsatz derartiger Werbe-Tracking-Systeme bisher nicht statt. „Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass eine solche Technologie hierzulande eingesetzt wird. In der vorliegenden Form wäre Phorm in Deutschland ohnehin nicht rechtskonform, da das Bundesdatenschutzgesetz die Herausgabe individueller Nutzerprofile an Dritte nicht zulässt“, sagt Marit Hansen, stellvertretende Landesbeauftragte für Datenschutz in Schleswig-Holstein. Dass sich die Internetanbieter mittlerweile auch in Großbritannien zunehmend gegen das umstrittene Werbesystem entscheiden würden, sei sicherlich eine prinzipiell positive Entwicklung. „Es ist wichtig, dass die Nutzer ihre Bedenken gegenüber derartigen Technologien öffentlich kundtun. Auf diese Weise können sie den betroffenen Firmen klar machen, dass sie riskieren, sie als Kunden zu verlieren, falls sie an den Spionagemethoden festhalten“, betont Hansen.
Bei „Phorm“ werde auf den BT-Ausstieg eher gelassen reagiert. „Ehrlich gesagt ist das keine allzu große Überraschung für uns. Wir entwickeln das System mittlerweile bereits seit einer langen Zeit und haben nie einen definitiven Starttermin zugesichert bekommen“, stellt ein Sprecher des Werbeunternehmens fest. Das Weiterbestehen hänge aber nicht alleine vom Kooperationswillen der britischen Internetserviceanbieter ab. So sei man inzwischen bereits mit der Expansion über die Landesgrenzen hinweg beschäftigt und führe Gespräche mit Providergesellschaften in 15 verschiedenen Ländern. Als Beispiel lasse sich etwa Südkorea nennen, wo man in diesem Jahr gemeinsam mit KT, dem größten Provider des Landes, einen ersten Testlauf der „Phorm“-Technologie durchführen werde. pte