Brief an mein jüngeres Ich: Ole Besendahl 

Im Brief an sich selbst blicken bekannte Köpfe aus dem Marketing zurück. Heute: Ole Besendahl, Gründer und Geschäftsführer von 5AM. In Folge 39 schreibt über seine Fast-Karriere als Kitesurf-Profi und das Glück eines zerplatzten Traums.
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Ole Besendahl gründete 2019 das Kreativstudio 5AM.  (© privat, Montage: Olaf Heß)

Hey Ole, 

Salzwasser, Neopren, Wind – das war dein Leben.  Du warst auf dem besten Weg, Kitesurf-Profi zu werden. Sponsorenvertrag, eine eigene Website, internationale Wettbewerbe – der Traum war greifbar nah. Und dann kam diese Verletzung.  

Plötzlich war alles anders. Kein Training mehr, keine Sprünge, keine Freiheit. Nur Operationen, Schonung, Heilung – und die bittere Erkenntnis: Keine Chance mehr, Profi zu werden. Der Traum zerplatzt, abgesoffen. Damals fühlte sich das an wie der absolute Weltuntergang. Kein Wunder, als Teenager erlebt man ja sowieso alles extrem.  

Bauchgefühl vs. Ehrgeiz der Professionalisierung 

Doch wenn wir ehrlich sind, hattest du damals schon dieses Bauchgefühl. Klar, da war der Ehrgeiz, es schaffen zu wollen. Aufs höchste Level zu kommen, vom Kiten leben zu können. Doch tief in dir drin war schon dieses – damals noch recht unbestimmte – Gefühl, dass dir die Professionalisierung den Spaß am Kiten auch ein Stück nimmt.  

Das Hobby zum Beruf zu machen, so wie du es mit dem Kiten vorhattest – es hätte dir wohl die Leichtigkeit genommen. Die Freiheit auf dem Wasser. Dann hättest du aufs Board gemusst, egal ob du gewollt hättest oder nicht. Es wäre nicht das Kiten gewesen, was du gewollt hättest, was du geliebt hast und heute immer noch liebst. 

Heute kann ich dir sagen: Diese Verletzung, dieser vermeintliche Rückschlag, hat etwas ins Rollen gebracht, was der 30-jährige Ole nicht mehr wegdenken kann. 

Tech und Design als persönliche Antriebe 

Während du dich mit 16 langweiltest, keinen Sport machen durftest und dich fragtest, wie es weitergeht, fingst du an, mehr mit Design und Programmieren zu experimentieren. Du hast Coden gelernt und dich immer mehr für Design interessiert. Und dann kam die erste Website-Anfrage: „Kannst du für uns auch was machen? Natürlich gegen Geld.“ Das war der Turningpoint.  

Was du damals nicht wusstest: Dieser Moment hat den Grundstein für dein heutiges Unternehmen, für 5AM, gelegt. Tech und Design sind das, was dich heute antreibt. Wo deine Neugier und dein Anspruch, Dinge besser zu machen, zusammenkommen. Wo deine Kreativität und dein Ehrgeiz im Einklang sein können. 

Heute weiß ich: Alles führt irgendwohin. Und der Weg, den du damals eingeschlagen hast, der war verdammt gut. 

Dein älteres Ich