Von Gastautor Chris Jungjohann
Eine Vielzahl von Influencern ist der Meinung, dass sich der Wechsel vom persönlichen zum Business-Account negativ auf ihre Engagementquoten auswirken könnte. Andere wiederum betrachten das Geschäftsprofil als leistungsstarkes Werkzeug zur Datenanalyse, das ihnen dabei hilft, ihren Zielgruppen relevantere Inhalte zu liefern und ihre Sichtbarkeit zu verbessern. Wie also sieht die Realität aus? Hilft oder schadet ein Business-Profil einem Instagram Mikro-Influencer?
Verlieren Influencer Engagement?
Seit der Änderung des Algorithmus in 2016 ist das Engagement die wichtigste Kennzahl auf Instagram. Wurden die Posts früher in chronologischer Reihenfolge angezeigt, entscheiden seitdem Interaktionen darüber, welche Beiträge an oberster Stelle stehen. Trotz weit verbreiteter Berichte über einen Rückgang des Engagements von Influencern, welche ihr Profil umgestellt haben, fällt das Feedback insgesamt gemischt aus. Die Londoner Mode- und Lifestyle-Bloggerin Victoria, akak philorose, die hauptberuflich Anwältin mit Schwerpunkt auf Datengesetzgebung ist, wechselte kurz nach der Umstellung des Algorithmus vor einem Jahr zum Business-Profil, als sie etwa 2.000 Follower hatte. Victoria kann nicht erkennen, ob der Wechsel Auswirkungen auf das Engagement hatte oder nicht. Sie hat dadurch allerdings viele Follower gewonnen. Inzwischen folgen ihr rund 15000 Menschen aus allen möglichen Ländern – ein überraschendes Insight, das ihr die Analysefunktionen von Instagram’s Business Profil bietet.
https://www.instagram.com/p/BjB9eLlDBAn/?hl=de&taken-by=philorose
Vor- und Nachteile von Business Accounts
“Die Datenanalyse ist Gold wert,“ sagt Victoria. Dem stimmen auch andere Influencer zu. Um detaillierte Einblicke über ihre Follower zu erhalten, wechselte die Londoner Bloggerin und Fotografin Justine zu einem Geschäftsprofil – setzte ihren Account allerdings wieder in den privaten Modus. Der Business-Account bot ihr die Möglichkeit, einzelne Fotos zu bewerben, zu sehen, wie viele Nutzer diese Fotos gespeichert hatten und das detaillierte Engagement zu den Fotos zu verfolgen, auf denen Marken beworben werden. Durch die Auswertung hatte Justine die Möglichkeit, den Veröffentlichungszeitpunkt ihrer Postings zu optimieren. Ihr Engagement erlitt infolge des Wechsels allerdings einen Rückgang. Justine kommentiert ihre Entscheidung: „Ich liebe den Business Account und seine Funktionen, aber Engagement ist im Moment wichtiger für mich. Ich werde definitiv zurückschalten, sobald ich mehr Follower habe und eine stärkere Gemeinschaft aufgebaut habe. Je mehr Anhänger man hat, desto weniger wirkt sich reduziertes Engagement aus“.
https://www.instagram.com/p/BkdKiuLHzm9/?hl=de&taken-by=itsjustinesjournal
Für Advertiser und Influencer sind die zusätzlichen Analysen gleichermaßen wichtig. Entscheidende Kennzahl sind die Views. Werbetreibende haben dadurch die Möglichkeit den Follower-Reach von Kampagnen zu ermitteln. Dieser Wert ist der Quotient aus der Anzahl der Influencer und der Anzahl der erreichten Engagements. Kennt man die Views nicht, muss man die Engagement-Rate immer auf die Anzahl der Follower berechnen – obwohl nicht alle Follower den Post gesehen haben.
Wiegen die Vorteile die Nachteile auf?
Kritiker weisen darauf hin, dass die eigene Einstufung als Unternehmen mit einer Kennzeichnung des Profils als Einnahmequelle für Instagram einhergeht. Expertenmeinungen zufolge, kann dieser Schritt zu einer geringeren Sichtbarkeit der Beiträge führen, da Instagram persönliches Engagement dem geschäftlichen Engagement vorzieht. Nutzer des Unternehmensprofils werden letztlich dazu angehalten, für gesponserte Beiträge zu zahlen, um Engagement und Reichweite zu steigern. Ein Schritt, der für Social Media-Profis logisch ist. Facebook hat als Eigentümer von Instagram primäres Interesse daran, Einnahmen von Unternehmen zu erzielen, die ihre Plattform nutzen. Das Geschäftsmodell von Facebook, dessen Business Pages schon 2014 eingeführt wurden, wurde auf die Business Profile von Instagram ausgedehnt.
Dem Hype folgen oder nicht?
Für Victoria und viele andere Influencer überwiegen die Vorteile eines Business Profiles bei weitem die potenziellen Risiken. Der Business Account ist für sie eine geeignete Möglichkeit, auf zusätzliche Analysen wie Reichweiten, individuelle Impressions und nicht zuletzt auf das beliebte „swipe up“-Feature der Instagram Stories zuzugreifen. Letzteres dient professionellen Influencern dazu, Traffic auf ihre eigene Plattform zu lenken. Viele Mikro-Influencer sind der Meinung, mit diesen Tools nicht nur ihr persönliches Branding sondern auch ihre Beziehungen zu anderen Marken optimieren zu können.
Business Profil dient der Erfolgssteigerung
Wollen Advertiser wie auch Influencer bei Instagram erfolgreich sein, kommen sie kaum um die Reporting-Funktionen eines Geschäftskontos herum. Für Influencer ist das Business Profil gleichzeitig mit einer gewissen Reputation verbunden – schließlich möchten sie von Marken als professionelle, glaubwürdige Werbepartner wahrgenommen werden und können mit den zusätzlichen Daten ihr Media Kit aufrüsten.
Zum Autor: Chris Jungjohann ist Head of Sales bei Takumi Germany. Takumi ist der führende Experte für Influencer Marketing auf Instagram in Europa.