Brand bei Wiesenhof: Umstrittener Konzern ist zurück in den Medien

Wegen eines schweren Brands richtet sich die Aufmerksamkeit der Medien dieser Tage mal wieder auf das Geflügelunternehmen Wiesenhof. Der Konzern ist vor allem Tierschützern ein Dorn im Auge, seit vor einigen Jahren Videos auftauchten, die tierquälerische Praxis zeigten. Dabei gelobt das Unternehmen mittlerweile Besserung

Alles begann, als 2009 im Internet Videos aus dem Mastbetrieb im niedersächsischen Twistringen auftauchten. Zu sehen war, „wie Personen Hühnern ohne vorherige Betäubung unter anderem durch Festhalten am Kopf und Herumschleudern des Körpers das Genick brechen“, hieß es in dem Schreiben der Staatsanwaltschaft Verden, die daraufhin gegen den Fleischhersteller wegen Tierquälerei ermittelte. Wiesenhof geriet ins Feuer der Kritik, in das gleich weitere Praktiken einbezogen wurden: Auch Angestellte, hieß es, würden nicht gerecht entlohnt. Laut Frankfurter Rundschau erhielten sie zwischen fünf und sechs Euro die Stunde.

Der Verein SOKO Tierschutz veröffentlichte in den kommenden Jahren weitere erschütternde Videos aus Wiesenhof Mastbetrieben, die Tierschutzorganisation PETA stellte 2010, 2011 und 2012 mehrere Strafanzeigen wegen Tierquälerei. Und Wiesenhof? Der Konzern blieb zu dieser Zeit eher wortkarg und äußerte sich kaum zu den Vorfällen. Um ihr eigenes Image nicht zu beschädigen, beendeten daraufhin mehrere Unternehmen die Zusammenarbeit mit dem Hof, darunter MC Donald’s im Jahr 2012. Mit dem Slogan „Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt“ fuhr der Geflügelhof damals nicht sonderlich gut.

Ein Ausbau mit Folgen?

Im Interview mit dem Spiegel im Jahr 2015 betonte Geschäftsführer Wesjohann die Verbesserung in Sachen Kontrollen und Schulungen der Mäster. Diese seien deutlich verbessert worden.Es ging in dem Gespräch auch um den Ausbau in Lohne. Nach Informationen des NDR hat die Gewerbeaufsicht diesen in diesem Monat genehmigt: Wiesenhof darf dann bis zu 430.000 Hähnchen täglich schlachten – zur Zeit sind es 370.000. Im Interview mit dem Spiegel betonte Wesjohann damals: „In Lohne brauchen wir keine weiteren Ställe, weil Landwirte, die bei uns bereits unter Vertrag sind, die Tiere liefern werden. Die lassen wir zurzeit in den Niederlanden schlachten. Der Schlachtbetrieb in Wietzen ist alt, dort wollen wir neue Maschinen anschaffen, mit denen man mehr Tiere schlachten könnte.“ Dazu kommt viel Kritik von der Bevölkerung in Lohne, weil Wiesenhof einen zu hohen Wasserverbrauch hat, die erlaubte Grundwasserfördermenge ausgeschöpft ist und es ausgetrocknete Brunnen gibt. Wesjohann reagierte so: „Es wird kein zusätzliches Wasser benötigt. Wir werden eine Wasseraufbereitungsanlage einsetzen, die im Umkehr-Osmose-Verfahren das Wasser keimfrei macht.“

Nicht der erste Brand

Die Brände in den vergangenen zwei Jahren bringen Wiesenhof dieses Mal auf eine andere Art und Weise in die Nachrichten. Schon im Februar 2015 hatte es auf dem Schlachthof in Bogen gebrannt. Doch der Betrieb, in dem täglich 220.000 Hähnchen geschlachtet wurden, solle 2016 wieder aufgebaut werden, so das Statement der Geschäftsführung. Hier wurde die Brandursache bis heute nicht geklärt. Hinweise auf eine Brandstiftung hatten sich laut Polizei nicht ergeben. Im Februar 2016 demonstrierten dann Tierschützer auf der Baustelle, wo sie zwei Kräne besetzten.

Ob das Feuer am Ostermontag etwas mit Kritikern des Konzerns zu tun hat, wurde nicht bestätigt. Bis jetzt ist das Feuer aus ungeklärten Gründen ausgebrochen. Der Schaden durch den Großbrand dürfte nach ersten Schätzungen im zweistelligen Millionenbereich liegen. Bei den ausgebrannten Gebäuden handelt es sich um eine Produktions- und eine Anlieferungshalle. Lebende Tiere sind nicht betroffen, weil der Schlachthof über die Osterfeiertage nicht produziert hatte.

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