Jedes Jahr im September lockt das Oktoberfest bekanntlich Millionen Besucher*innen an. Doch nicht nur Fans der bayerischen Volksfest-Tradition strömen nach München – Tausende Gründer und Start-up-Interessierte versammeln sich ebenfalls jährlich zur Wiesn-Zeit für drei Tage in der bayerischen Landeshauptstadt. Grund ist die Start-up-Messe Bits & Pretzels, die vom 25. bis 27. September auf dem Messegelände ICM stattfand.
Bei Bits & Pretzels, mittlerweile eines der Mega-Events der Gründerszene, kommen neben Tausenden Teilnehmer*innen zahlreiche namhafte Aussteller, Speaker*innen und Investor*innen zusammen, um zu lernen, zu netzwerken und sich inspirieren zu lassen – und das europaweit. In diesem Jahr war erstmalig auch ein Gastland vertreten: 60 Start-ups aus Frankreich präsentierten sich in München. Netzwerken scheint vor allem in der aktuellen Krise wichtiger denn je.
Was alle Teilnehmer*innen vereint, ist der Glaube daran, dass Unternehmertum positive Veränderungen überall auf der Welt vorantreiben kann. Unterstreichen sollen das auch die namhaften Speaker*innen, die bei dem Event auftreten.
„Start-up-Enthusiasten“ treffen auf Hollywoodstars
Für die teilnehmenden „Start-up-Enthusiasten“, wie sie die Veranstalter bezeichnen, sind die illustren Namen auf der Liste der Speaker*innen jedes Jahr wohl das absolute Highlight. In den vergangenen Jahren begeisterten unter anderem der britische Milliardär und Unternehmer Richard Branson oder auch der designierte US-Präsident Barack Obama mit ihren Vorträgen.
Unter den diesjährigen Speaker*innen waren auch bekannte deutsche Namen vertreten, wie etwa Sara Nuru, die durch ihre Teilnahme bei „Germany’s Next Topmodel“ bekannt wurde und nach ihrem Sieg in der Show nicht nur als Model erfolgreich war, sondern auch Bio- und Fairtrade-Kaffee aus Äthiopien vertreibt.
Die ehemalige Profi-Tennisspielerin Ana Ivanović, Ehefrau von Fußball-Legende Bastian Schweinsteiger, sprach als Gründerin ihrer Hautpflegemarke „Ana Ivanović Natural Performance“ ebenso auf dem Event wie die US-Schauspielerin Kelly Rutherford. Sie gehört zum Gründer-Trio der Social-Media-App Whyzzer, die auf Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch statt lustiger Tiervideos setzt.
US-Star Arnold Schwarzenegger: „Weg von euren iPhones“
Der wohl beeindruckendste Name auf der Liste der Speaker war aber der ehemalige österreichische Actionstar Arnold Schwarzenegger. Der frühere Bodybuilding-Champion arbeitete sich hoch zum Hollywoodstar, Geschäftsmann sowie Investor und schaffte sogar den Sprung in die Politik: von 2003 bis 2011 war er Gouverneur von Kalifornien.
Der Superstar eröffnete die Start-up-Messe und betonte, wie wichtig Visionen seien, um Erfolg zu haben – zudem hatte er einen Rat an die Gründer: „Weg von euren iPhones!“ Besser könne man die dadurch gewonnene Zeit dafür nutzen, darüber nachdenken, was man wolle: „Ihr braucht Zeit, um zu denken“, mahnte Schwarzenegger.
Vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs äußerte der Hollywoodstar zudem Kritik an der europäischen Energiepolitik: „Ihr habt euch sehr, sehr verwundbar gemacht, euch in Bezug auf Energie auf Russland zu verlassen“, erklärte er der Menge und warb in seiner Rede für Atomenergie: „Ich denke, dass wir weit zurück in den 1970ern und 1980ern den großen Fehler gemacht haben, Kernkraft auslaufen zu lassen.“
Eigentlich hätte auch Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, bei Bits & Pretzels sprechen sollen, doch wegen der aktuellen politischen Lage konnte er der Veranstaltung nicht beiwohnen. Ein Austausch mit Schwarzenegger über Atomenergie wäre interessant gewesen, zumal wegen der Energiekrise der deutsche Atomausstieg aktuell verschoben wird.
„I’ll be back“: Die Branche steckt in der Krise
Der Hollywood-Star beendete seine Rede schließlich mit einem berühmten Zitat aus seinem wohl kultigsten Film „Terminator“: „I’ll be back.“ Vielleicht ja schon 2023? Dann soll die Start-up-Messe wieder stattfinden, vom 24. bis 26. September. Herausforderungen gibt es für die Gründerszene bis dahin genug. Denn auch an der Start-up-Branche ist die Corona-Pandemie nicht spurlos vorübergegangen, ebenso sind die Energiekrise und die hohe Inflation spürbar. Es wird weniger investiert, es wird weniger gegründet, viele Unternehmen kämpfen.
Einer der drei Veranstalter, Bernd Storm van’s Gravesande, sagte vor der Messe gegenüber dem Redaktionsportal „t3n“: „Noch spüren wir nicht viel mehr als die Vorboten der Inflation. Aber jetzt über den Winter, mit in die Höhe schießenden Strom- und Gaspreisen, und wenn die ersten Unternehmen dicht machen, dann wird die Stimmung im Land ungemütlich werden. Die Frage ist: Wie lange wird der Zustand dauern?“ In seiner Eröffnungsrede forderte Storm van’s Gravesande: „Wenn die Zeiten hart sind, dürfen wir nicht in Angst verharren, sondern müssen proaktiv sein.“ So wie die Gründer, die sich bei der Messe in einen besonderen Wettbewerb wagten.
Golden Pretzel Pitch Award: ConstellR gewinnt
Ein weiterer Höhepunkt der Messe ist nämlich die Verleihung des Golden Pretzel Pitch Awards, der ein Sprungbrett für Unternehmen sein kann. Um an dem Wettbewerb teilzunehmen, braucht man „nur“ eines: Einen großartigen Pitch und die Fähigkeit, diesen im Finale auf der größten Bühne der Messe vor Tausenden Teilnehmern perfekt zu präsentieren.
Wer sich mit seinem Unternehmen durchsetzt, erhält den Golden Pretzel Award – und hat große Aufmerksamkeit für seine Vision bei den anwesenden Investorer*innen und Medien geschaffen. Der Wettbewerb ist für viele eine sicher einzigartige Gelegenheit, das eigene Start-up vor einem solchen Publikum zu präsentieren.
In diesem Jahr ging die begehrte Auszeichnung an ConstellR. Das Unternehmen betreibt „Global Water Monitoring“: ConstellR verwendet Wärmebildtechnik, um die globale Landoberflächentemperatur zu beobachten. Damit können Wasserstress frühzeitig erkannt – und die nötigen Maßnahmen ergriffen werden, bevor es zu wirtschaftlichen und Umweltproblemen kommt.
Auf dem Instagram-Account von Bits & Pretzels zeigten sich die Veranstalter mit dem dreitägigen Event, das am 27. September traditionell mit einem gemeinsamen Besuch auf dem Oktoberfest endete, jedenfalls zufrieden. Ihr Fazit: 2500 Start-ups, 1000 Investore*innen, 500 Speaker*innen und unzählige Connections: „Euch nach drei Jahren alle hier in München wieder zu vereinen, war genauso großartig, wie wir es uns vorgestellt haben.“