Die Umsätze in der deutschen Digitalbranche legen im laufenden Jahr den Prognosen des Verbands Bitkom zufolge weiter kräftig zu. Die Geschäfte würden von der zunehmenden Digitalisierung in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft befeuert, hieß es am Mittwoch. „Die Krise der exportorientierten Industriezweige schlägt bislang nicht auf die Unternehmen der IT und Telekommunikation durch“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. Demnach dürften die Umsätze 2019 um zwei Prozent auf 170,3 Milliarden Euro zulegen. Für 2020 wird allerdings eine leicht schwächere Umsatzsteigerung von 1,6 Prozent auf 173,1 Milliarden Euro erwartet.
Die Krise der exportorientierten Industriezweige schlägt bislang nicht auf die Unternehmen der IT und Telekommunikation durch“
Wachstumstreiber bleibe weiterhin die Informationstechnik als größter Teilmarkt. Hier steigen die Umsätze laut Prognose um 3,2 Prozent auf 93,6 Milliarden Euro. Der Bereich der Telekommunikation sei nach schwierigen Jahren seit 2018 wieder auf Wachstumskurs. Hier wird eine Steigerung um 1,8 Prozent auf 68,2 Milliarden Euro erwartet (2018 plus 2,1 Prozent). Maßgeblich trage dazu der Umsatz mit Endgeräten wie Smartphones bei. Der Bereich legte demnach 2018 um 12,2 Prozent zu, für das laufende Jahr wird ein Zuwachs von 9,7 Prozent erwartet.
Die Investitionen in die Telekommunikations-Infrastruktur dürften demnach um 1,9 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro wachsen. Im Bereich Telekommunikationsdienste bleibe der Markt bei einem Gesamtumsatz von 48,6 Milliarden Euro hingegen unverändert. „Nach der Versteigerung der 5G-Frequenzen ist vor dem Netzausbau“, sagte Berg. Die Netzbetreiber müssten nun ihre Investitionen kräftig nach oben fahren.
Unterhaltungselektronik weniger gefragt
Dagegen befinde sich das Geschäft mit Unterhaltungselektronik laut Bitkom „weiter auf Talfahrt“. Hier erwartet der Verband für das laufende Jahr ein kräftiges Minus von 7,7 Prozent. „Der Markt für Consumer Electronics ist stark unter Druck“, sagte Berg. Zwar blieben die Preise nahezu stabil, es würden aber weniger Geräte verkauft.
Die Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik (gfu) prognostiziert für 2019 dagegen eine insgesamt stabile Entwicklung auf Vorjahresniveau. Anders als der Bitkom rechnet die Branchengesellschaft für Unterhaltungselektronik den Absatz von privat genutzten Telefonen und Smartphones mit in ihre Domäne ein. Für das erste Quartal 2019 errechnete die gfu auf dieser Basis zuletzt für den Bereich Consumer Electronics ein Minus von 2,7 Prozent im Vorjahresvergleich.
Beschäftigungsboom hält weiter an
Bei der Beschäftigung rechnet der Bitkom bis Jahresende mit einem Anstieg um 42.000 auf 1,19 Millionen Jobs. Im vergangenen Jahr habe die Branche 51.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, laut Bitkom so viele, wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr.
Deutschlands Anteil am Weltmarkt im Digitalbereich fällt dem Bitkom zufolge allerdings in diesem Jahr erstmals unter die Marke von vier Prozent. Deutschland wachse, aber andere Länder wie USA, Indien und China seien deutlich schneller, sagte Berg. „Bei der Digitalisierung geben wir nicht die Richtung vor, das machen andere Länder.“ Noch zu schöpfendes Potenzial hierzulande sieht der Bitkom-Präsident in lernenden Systemen bei der Künstlichen Intelligenz oder in Software für Quantencomputer.
dpa/tht