Es war eine krachende Niederlage, die Big Tech am vergangenen Dienstag in Luxemburg kassierte. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) bestätigte die Milliardenstrafen der EU-Kommission gegen zwei US-amerikanischen Tech-Giganten: Google wurde wegen Machtmissbrauch zu 2,4 Milliarden Euro Strafe verdonnert, Apple muss aufgrund unrechtmäßiger Vergünstigungen Steuern in Höhe von 13 Milliarden Euro nachzahlen, plus Zinsen. Ich finde: Das ist eine gute Nachricht für den fairen Wettbewerb in Europa, aber auch für die Verbraucher*innen und jeden Steuerzahler.
Zwar war der Rechtsstreit zäh und dauerte Jahre – aber er zeigt, dass die EU handlungsfähig ist, wenn es darum geht, die europäische Wirtschaft vor unfairen Praktiken übermächtiger US-Firmen zu schützen. Der Steuerstreit mit Apple schwelte seit 2016. Apple hat seinen Europa-Sitz im irischen Cork und kam dort über viele Jahre in den Genuss von Steuererleichterungen, die unrechtmäßig waren. Apple wehrte sich zunächst gegen eine Nachforderung der EU-Kommission und verwies darauf, dass die wesentlichen Steuern in den USA gezahlt werden. Im Jahr 2020 gab ein EU-Gericht Apple Recht und kippte die Nachforderung. Die EU-Kommission ging in Berufung beim EuGH, der nun das endgültige Urteil erließ. Apple muss zahlen.
Google hat seine Macht missbraucht
Google hingegen wird für seinen Machtmissbrauch bestraft. Jahrelang hatte der Tech-Riese seinen eigenen Preisvergleichsdienst bevorzugt ganz oben auf der Google-Suchergebnisseite platziert. Bereits 2017 verhängte die EU-Kommission eine Geldbuße in Höhe von 2,4 Milliarden Euro. Google selbst zog dagegen vor den EuGH – und kassierte nun die Niederlage. Der Preisvergleichsdienst Idealo begrüßte die Entscheidung des Gerichts als „Sieg für den gesamten E-Commerce und vor allem die Verbraucher“. Die beiden Entscheidungen vom vergangenen Dienstag sind nicht nur wegweisend, sondern auch ein wichtiger Schritt für die Umsetzung des Digital Markets Acts (DMA) – einer EU-Verordnung, mit der die Macht großer Plattformen reguliert und die digitale Wirtschaft fairer und wettbewerbsfähiger gestaltet werden soll.
Insbesondere auf Google dürften indes noch einige Unannehmlichkeiten zukommen: Wegen Missbrauchs der Marktmacht beim Betriebssystem Android ist ein Verfahren anhängig, in dem es um eine Strafzahlung von 4,1 Milliarden Euro geht. Auch wegen Wettbewerbsverzerrung durch den Google Dienst Adsense ist ein Verfahren anhängig – hier geht es um 1,49 Milliarden Euro. Nicht zuletzt könnte das Urteil vom vergangenen Dienstag auch dafür sorgen, dass Idealo seine Klage aus dem Jahr 2019 fortführt. Die Berliner fordern eine halbe Milliarde Euro Schadensersatz von Google. Es bleibt zu hoffen, dass die juristischen Maßnahmen Wirkung zeigen und der Wettbewerb in der digitalen Wirtschaft wieder fairer und bunter wird.
Schon gehört?
Wohl an kaum einem anderen Ort dürfte in den kommenden Tagen so viel Digital-Kompetenz versammelt sein wie in Köln. Nicht nur die Dmexco öffnet morgen wieder ihre Türen, auch die Digital X wird zeitgleich tausende Fachbesucher in die Domstadt ziehen. Sie wird von der Deutschen Telekom in der Innenstadt veranstaltet und versteht sich als europäische, branchenübergreifende Digitalisierungsinitiative. Die Dmexco ist als Digital Marketing & Tech Event mit Ausstellung und Kongress auf dem Messegelände etabliert. Bereits im vergangenen Jahr fanden beide Veranstaltungen parallel statt, viele Besucher switchten zwischen den Events hin und her. Auch in diesem Jahr wird dies dank einer Ticket-Kooperation der Veranstalter möglich sein. Egal, ob Sie eine oder beide Veranstaltungen besuchen – es wird voll in der Stadt: Die Digital X hatte im vergangenen Jahr 50.000 Teilnehmer, die dmexco zählte 40.000 Besucher.
Wer dieses Jahr vor Ort ist und noch keinen konkreten Plan hat: Die Redaktion der absatzwirtschaft hat die Highlights der Dmexco zusammengestellt. Hier geht es zu Tag 1 und hier zu Tag 2.
Übrigens: Tech-Gigant Google hat nicht nur den Video-Werbemarkt aufgemischt und ist die Nummer 1 im Online-Display-Advertising und im Suchmaschinen-Marketing: Auch in Sachen Digital Audio sind die Kalifornier in Deutschland Spitzenreiter. Laut einer aktuelle Studie von AllMediaDesk dominiert der Google-Dienst YouTube den Audio-Streaming-Markt – sowohl was die Nutzung betrifft als auch in Bezug auf die Werbereichweite. Mit 36,9 Millionen Nutzern ist YouTube demnach hierzulande die meistgenutzte Plattform für Audioinhalte und lässt Spotify (25,9 Mio.) und Amazon Music (11,3 Mio.) hinter sich. Außerdem erreicht YouTube 34,5 Millionen Nutzer werbefinanziert. Zum Vergleich: Auf Spotify lassen sich der Studie zufolge aufgrund der Premium-Abos nur 8,3 Millionen Nutzer*innen werbefinanziert ansprechen. Bahnt sich hier die nächste Übermächtigkeit ein?