Soll mal keiner sagen, dass in der Marketingkommunikation in Sachen Sustainability gepennt wird. Quasi täglich erreichen uns Meldungen von Marken, die in irgendeiner Form ihre Nachhaltigkeit verbessern. So meldet das Familienunternehmen Mars Wrigley, dass der Kakao, den der Süßwarenhersteller für seine Fabriken in Europa einkauft, ab dem kommenden Jahr komplett aus verantwortungsvollem Anbau stammt. Wir brauchen also beim Genuss von Snickers, M&M’s, Twix und Mars – zumindest in Hinblick auf den verwendeten Kakao – kein schlechtes Gewissen mehr zu haben. Mars hatte schon im Jahr 2018 angekündigt, binnen zehn Jahren mehr als eine Milliarde US-Dollar in sein Programm „Cocoa for Generations“ zu investieren.
Barilla kommt derweil mit einer Meldung zur „nachhaltigen Art, Pasta zu kochen – ein Zeichen der Liebe für den Planeten“ (kein Witz, das steht da so!) und gibt Tipps fürs energiesparende Zubereiten. Denn, so Barilla: „Haushalte, die den Ansatz des passiven Kochens von Pasta verfolgen möchten, können durch simple Maßnahmen einen positiven Einfluss auf die Umwelt, den Klimawandel und den eigenen Energieverbrauch nehmen.“ Herrlich, das machen wir gerne! Es gibt sogar eine Landingpage und einen Chatbot zum Thema.
Ab sofort müssen KPI her
Für Marketing und Unternehmensführung deutlich relevanter wird’s bei den Meldungen von Nilfisk, einem Hersteller von Reinigungsgeräten, und von der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan:
• Nilfisk hat sich in der Nachhaltigkeitsbewertung von Ecovadis unter den Top-5-Prozent aller Unternehmen weltweit platziert.
• Die Brauerei Weihenstephan erklärt nachhaltiges Wirtschaften zum Schlüsselfaktor für verantwortungsbewusstes und zukunftsorientiertes Handeln – und belegt das durch die Zertifizierung durch das Eco Management and Audit Scheme (EMAS).
Warum das wichtig ist? Weil, wie wir Anfang Juni in der absatzwirtschaft schon mal berichtet haben, dass sehr viele Unternehmen ab dem Berichtsjahr 2024 angesichts der vom Europäischen Parlament und dem Rat der EU im Juni 2022 verabschiedeten Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ihr Engagement rund um CSR in glasklaren Kennziffern dokumentieren müssen. Die CSRD muss noch formell beschlossen werden, aber das gilt als Selbstläufer. Einen guten Erklärfilm zu den neuen Anforderungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung finden Sie hier.
Um das überhaupt tun zu können, müssen Unternehmen erstmal wissen, was sie messen sollten und wo sie stehen (da helfen eben Ecovadis oder EMAS). Vielen CSR-Expert*innen gilt die neue Direktive als Bürokratiemonster, das sehr viel Aufwand und auch erstmal mehr Treibhausgas-Emissionen verursachen wird. Klar ist: Dafür braucht es Profis.
Deshalb suchen gerade viele Unternehmen CSR-Verantwortliche, auch Sustainabiliy Manager, Nachhaltigkeitsbeauftragte oder ähnlich genannt. Und das ist richtig so. Denn – bei allem Respekt vor Menschen aus Marketing und Kommunikation – Nachhaltigkeit kann nicht mehr, wie bisher oft geschehen, von jemandem im Unternehmen „mitgemacht“ werden.
CSR gehört nicht zu Marketing oder Kommunikation
Das Thema gehört als Querschnittsfunktion in eine Stabsstelle. Aber: Alle Abteilungen und Disziplinen müssen tatkräftig unterstützen, wenn es darum geht, der zentralen Nachhaltigkeitsstelle im Unternehmen valide KPIs zu liefern. Könnte sein, dass das im Tagesgeschäft erstmal nervt. Aber nötig ist es trotzdem. Schon allein, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Mehr noch, um dem nachhaltigen Wirtschaften einen Schritt näherzukommen. … und damit auch wertvollen Erkenntnissen darüber, was zum Beispiel ein Aufruf zum passiven Kochen von Pasta am Ende bringt.
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!