Begrüßt wie umstritten: Google fördert Verlage mit 150 Mio. Euro

Google zeigt sich gegenüber der Medienwirtschaft spendabel und eröffnet einen 150 Millionen Euro schweren Fonds, um Innovationen im digitalen Journalismus zu suchen, zu finden und zu fördern. Vorerst profitieren acht europäische Verlage von der Finanzspritze aus dem Silicon Valley, die auf unterschiedliche Reaktionen trifft.

Obwohl die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zu den kritischeren Blättern gegenüber Google zählt, sind sich die beiden Unternehmen näher als man denkt – zumindest in Berlin. Nur wenige Meter Luftlinie trennen die Hauptstadtredaktion vom Berlin-Büro des Suchmaschinenkonzerns, von ihren Schreibtischen aus können die Redakteure den Lobby-Leuten zuwinken. Zukünftig sind sich Redaktion und Lobbytrupp wohl noch etwas näher.

Denn wie Google vergangenen Montag angekündigt hat, wird der Konzern dem angeschlagenen Verlag unter die Arme greifen. Die FAZ wird gemeinsam mit der Zeit in Hamburg und sechs weiteren europäischen Zeitungen – Les Echos (Frankreich), die Financial Times (UK), The Guardian (UK), NRC Media (Niederlande), El Pais (Spanien) und La Stampa (Italien) – die kommenden drei Jahre von einem Innovationsfonds zehren. 150 Millionen Euro hat der Konzern aus dem Silicon Valley hineingestopft und ihm den Titel „Digital News Initiative“ (DNI) verliehen. Das Ziel: „qualitativ hochwertigen Journalismus in Europa durch Technologie und Innovation zu fördern“. Langfristig sollen davon auch weitere Medienunternehmen profitieren, kündigte Google an.

Programm der Initiative sollen Produktentwicklung, die Förderung durch Innovationen sowie Aus- und Weiterbildung von Journalisten sein, heißt es in einer Mitteilung.

Friedenssignal an Verlage oder öffentliches Schmiergeld?

Experten reagieren auf Googles Finanzspritze unterschiedlich. So deuten es die einen als „Friedenssignal im unsäglichen Dauerstreit zwischen Google und europäischen Verlagen“. Vor allem in Deutschland streiten sich Medienhäuser mit Google um die Einführung eines Leistungsschutzrechtes. Parallel zu Googles Ankündigung erneuerte der Interessensverband VG Media seine Forderungen an den Suchmaschinenbetreiber. Während derzeit zwei deutsche Zeitungshäuser vom Innovationsfonds profitieren, geht der Rest der Branche tatsächlich leer aus. Dennoch sei es ein „Hoffnungsschimmer, dass Internetfirmen wie Google und Verlage begreifen, dass sich die digitale Herausforderung durch Kooperation besser meistern lässt als durch Konfrontation“, schreibt der Branchendienst MEEDIA.

„Google braucht Freunde in Europa“…

… „und es scheint welche gefunden zu haben“, schreibt US-Journalismus-Professor Jeff Jarvis. Der Google-Freund hat den Suchkonzern sowie den britischen Guardian in dieser Angelegenheit unterstützt und sieht ebenfalls Vorteile im Fonds. Dennoch liegt er mit der Suchanfrage nach Freunden völlig richtig. Denn besonders in Europa stoßen die Amerikaner auf Widerstand. Vor zwei Wochen baute sich die EU-Kommission vor dem Konzern auf, warf ihm seine Dominanz im Suchgeschäft sowie eine illegale Ausnutzung vor und drohte mit einer Milliardenstrafe. Kritiker wie der US-Analyst Ken Doctor sieht im Innovationsvorstoß einen Beschwichtigungsversuch, um eine mögliche Eskalation zu vermeiden. Laut Netzpilot Tobias Schwarz gehe es Google ebenfalls darum, auch neue Allianzen der Presseverleger zu umgarnen. „Mehrere Presseverlage in den USA und Europa haben sich in verschiedene Netzwerke wie beispielsweise Pangaea organisiert, um zusammen die Preise auf dem Werbemarkt mitzugestalten“, erklärt Schwarz.

Und was sagen die Beteiligten? FAZ-Digital-Chef Mathias von Blumencron schreibt via Twitter: „Wir sind skeptisch optimistisch“. Was das genau bedeutet, ist allerdings unklar.

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