Bahlsen macht Phil Rumbol zum ersten familienfremden Chef

Ein britischer Manager übernimmt den Vorstandsvorsitz beim Gebäckhersteller Bahlsen. Damit hat das Familienunternehmen zum ersten Mal in der über 130-jährigen Firmengeschichte einen Chef, der nicht aus der Bahlsen-Dynastie stammt. Doch auch die Miterbin Verena Bahlsen wird künftig über die Ausrichtung des Unternehmens mitbestimmen.
Phil Rumbol kennt sich aus mit Lebensmitteln: Der Brite hat bereits für Cadbury, Kraft, AB InBev und Heineken gearbeitet. (© Bahlsen)

Der Kekshersteller Bahlsen setzt zum ersten Mal auf einen Firmenchef, der nicht zur Unternehmerfamilie gehört. Auf Werner M. Bahlsen (70), der sich 2018 als Vorstandschef zurückgezogen hatte, folgt zum 7. April der 53-jährige Brite Phil Rumbol, wie das Unternehmen mitteilte.

„Die Ernennung des ersten familienfremden CEOs ist ein wichtiger Moment für unser Unternehmen“, sagte Bahlsen. „Wir haben gezielt nach jemandem gesucht, der die Vision und die Werte unserer Familie teilt.“

Rumbol kommt von der Markenagentur MullenLowe und blickt Bahlsen zufolge auf mehr als 30 Jahre Erfahrung unter anderem beim Süßwarenhersteller Cadbury, bei den Brauereien AB InBev und Heineken sowie beim Lebensmittelkonzern Kraft zurück.

Posten des Vorstandschefs war lange vakant

Die Hannoveraner waren seit dem Rückzug von Werner Bahlsen auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Ambitionen auf den Chefsessel wurden auch Bahlsens 27-jähriger Tochter Verena zugesprochen. Dem erteilte der Firmenpatriarch allerdings im Januar dieses Jahres im Interview mit dem „Handelsblatt“ eine Absage: „Kein Familienmitglied der nächsten Generation wird in die operative Führung des Unternehmens einsteigen.“

Eine wichtige Rolle beim Gebäckhersteller übernimmt Verena Bahlsen nun doch: Die Miterbin soll als aktive Gesellschafterin an der langfristigen Ausrichtung des Unternehmens mitwirken und sich vor allem in Innovation, Kulturwandel und Markenentwicklung einbringen. „Ich nehme die Verantwortung, die mit dieser Rolle einhergeht, sehr ernst und freue mich darauf, mit dem Management Board zusammenzuarbeiten“, sagte sie.

Kritik nach Aussagen zu Zwangsarbeitern in NS-Zeit

Verena Bahlsen hatte Kritik auf sich und das Unternehmen gezogen, als sie im vergangenen Frühjahr meinte, man habe Zwangsarbeiter bei Bahlsen während der NS-Zeit „gut behandelt“. Inzwischen lässt das Unternehmen die Familiengeschichte von einem unabhängigen Historiker aufarbeiten.

Auch die wirtschaftliche Lage bei Bahlsen ist schwierig. Es gebe „einige Baustellen“, erklärte Werner Bahlsen im „Handelsblatt“. 2018 hatte mit einem Verlust geendet, 2019 soll es laut dem Unternehmer aber einen „ordentlichen Gewinn“ gegeben haben.

dpa/tht