Aus der eigenen Stärke heraus zu echter Innovation

Der Weg hin zu innovativen Produkten und Services führt über eine mutige, kreative Innovationskultur, die sich von alten Prinzipien, Verhaltensweisen und zu einfachen Antworten löst. Ein Gastbeitrag.
Kristina Bonitz ist Managing Director der Strategieberatung Diffferent. (© Diffferent)

Von Kristina Bonitz

Er heißt Lumi und gibt Eltern Bescheid, wenn die Windel ihres Babys voll ist. Man könnte meinen, der Windeltracker von Pampers sei ein Produkt, auf das die Welt gewartet hat – oder handelt es sich doch viel eher um eine überflüssige, datensammelnde Spielerei? Während Unternehmenslenker*innen seit Jahren über gesellschaftlichen Wandel, sozialverträgliche Transformation und nachhaltige Strategien sprechen, lassen die entsprechenden Ergebnisse auf sich warten. Stattdessen entstehen vielerorts noch immer Produkte, die die Welt nicht braucht.Wer Innovation zu kurz oder in die falsche Richtung denkt, wird nicht lange davon profitieren und erst recht kein neues Wachstum für sein Unternehmen schaffen. Doch wie gelingt wahre Innovation?

Von Gimmicks zu Innovationen mit gesellschaftlichem Nutzen

Die Zeiten, in denen Unternehmen für den Neuigkeitswert allein innoviert haben, Nice-to-have-Produkte und -Services auf die Straße brachten und unabhängig von Langzeitkonsequenzen mit Ressourcen und Produktionsfaktoren experimentieren konnten, sind vorbei. Wer ein „Morgen“ mit neuem Wachstum erleben will, muss heute anfangen andere Ansprüche an die eigene Haltung, an Arbeitsergebnisse und auch an Partnerfirmen zu stellen. Eine mutige, kreative Innovationskultur löst sich von alten Prinzipien, Verhaltensweisen oder zu einfachen Antworten. Nur deshalb gibt es heute pflanzliche Milch von Oatly, nachhaltige Konten der Tomorrow Bank und Elektroautos von Volvo. Produkte, mit denen Unternehmen Lösungen auf gesellschaftliche Herausforderungen gefunden haben.

Von zu einfachen Antworten zu schwierigen Fragen

Einen ersten Schritt auf dem Weg zu Innovationen hat getan, wer sich intensiv mit sich selbst und seinem Geschäftsmodell auseinandersetzt: Warum sollte es mich als Unternehmen in der Zukunft noch geben und wie sieht zeitgemäßer Erfolg aus? Welche Rolle spiele ich im Leben meiner Kund*innen und wie verdiene ich morgen noch Geld? Wie kann ich als Unternehmen skalieren und trotzdem in harmonischen Beziehungen zu meinen Mitarbeitenden und der Umwelt stehen? Welchen Nutzen schaffe ich in der Gesellschaft und über das Produkt hinaus? Und wie wird sich die Definition dieses Nutzens in Zukunft verändern? Wer bei Innovationen zu schnell Antworten findet, hat vermutlich die falschen Fragen gestellt. Echte Innovationsarbeit ist herausfordernd und arbeitsintensiv. Reibung bleibt da nicht aus, sie gehört dazu.

Unternehmen und Marken balancieren heute auf einem schmalen Grat: Sie navigieren zwischen langfristigen Strategien und Quick Wins, zwischen Cross-Industry-Innovation und Industrieexpertise oder zwischen radikaler Nutzerzentrierung und der Notwendigkeit, Geld zu verdienen. An diesen Widersprüchen gilt es anzusetzen und sie von Anfang bis Ende des Innovationsprozesseses mitzudenken. Keinesfalls sollte man erst Produkte entwickeln und dann versuchen, ein Business Model dranzubasteln, bis es zum Produkt passt.

Von Imitation zu Kontribution und Kollaboration

Statt Modetrends hinterherzuhinken und neue Start-up-Hypes zu imitieren, gilt es, sich der Stärken der eigenen Marke bewusst zu werden. Die Frage „Wer hat dies schon erfolgreich umgesetzt?” ist zu streichen, von Best Practices oder Trendbeispielen darf man sich aber durchaus inspirieren lassen. Diesen Input gilt es, mit eigenen Stärken zu verknüpfen und sich zu fragen: Wie sieht die Idee aus, wenn wir sie mit unseren eigenen USPs verbinden? Welchen Mehrwert können wir zusätzlich liefern? Wie können wir – vielleicht mit einem weiteren Anbieter zusammen – einen Service aufwerten oder ausbauen?

Innovationen eine sinnvolle Richtung geben, die richtigen Fragen stellen, mit Ambivalenzen umgehen lernen und aus der eigenen Stärke heraus handeln: Wer als Entscheider*in diese vier Punkte bei Innovationsvorhaben mitdenkt, mit den richtigen Partner*innen zusammenarbeitet und sich selbst immer wieder kritisch hinterfragt, die/der wird auch in Zukunft relevante Produkte und Services hervorbringen.


Kristina Bonitz ist Co-CEO und Managing Director der Strategieberatung Diffferent. Seit zwölf Jahren berät, begleitet und inspiriert sie mit ihrer Kompetenz und Expertise Unternehmen und hilft ihnen dabei, unternehmerisch wie gesellschaftlich einen nachhaltigen Impact zu realisieren.