Das Atelier von Peter Opsvik und somit auch der Ursprung des Tripp Trapp von Stokke befindet sich mitten in Oslo. Durch eine schmale Einfahrt gelangt man in den Hinterhof eines Backsteingebäudes, über eine breite Treppe in den ersten Stock. Hier hat der norwegische Möbeldesigner vor mehr als 50 Jahren den Kinderstuhl Tripp Trapp entworfen, dessen Erkennungsmerkmal bis heute weltweit überzeugt: Er wächst mit.
Opsviks Credo lautet: Die beste Sitzposition ist immer die nächste. Eine gewisse Dynamik spiegelt sich nicht nur in seinen Designs, sondern auch im Atelier wider. Die Decken sind niedrig und gewölbt, die kleinen Bodenfliesen nicht ganz akkurat verlegt. Neben diesem großen Raum sind mehrere kleine Räume durch weiße Holz- und Glaswände abgetrennt. Überall finden sich lose Blätter mit Skizzen und Schwarz-Weiß-Zeichnungen.
Während Kirsti F. Vandraas, Project Director des Designstudios Peter Opsvik AS, anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Tripp Trapp durch das Rahmenprogramm des Nachmittags führt, kommt Peter Opsvik selbst ins Atelier. Der 83-Jährige erklärt seinen Designprozess: „Ich starte immer mit der Funktion.” Auch bei einem Kinderstuhl ist ihm die Bewegungsfreiheit das Wichtigste. Dieser Ansatz sei jederzeit aktuell, “solange wir gemeinsam mit unseren Kindern an Tischen sitzen“, so Opsvik. Damals wie heute.
So hat es angefangen
Stokke, der norwegische Hersteller für Kindermöbel, wurde 1932 in Norwegen gegründet und verfolgt laut eigenen Angaben den Ansatz, die frühkindliche Entwicklung von Babys und Kindern durch sein Produktdesign zu unterstützen. So hat Peter Opsvik seinem Sohn Tor durch den Tripp Trapp ermöglicht, am Geschehen am Tisch teilzunehmen. Er selbst betont: “Solange Familien am Tisch zusammensitzen, ist der Tripp Trapp aktuell.” Denn durch die Möglichkeit, die Sitz- und Fußplatten an die Körpergröße des Kindes anzupassen, wächst er mit und sorgt dafür, dass Kinder genauso wie Erwachsene nah am Tisch sitzen können.
Doch obwohl die Zeitlosigkeit des Designs dafür sorgt, dass der Tripp Trapp seit mehr als 50 Jahren weltweit über 13 Millionen Mal verkauft wurde, bedarf es immer wieder neuer Ansätze, um das Produkt der Zielgruppe vorzustellen. Juliane Volk, Marketing Lead DACH und seit vier Jahren bei Stokke, erklärt das so: “In der Markenkommunikation bedeutet das, werdenden Eltern, die sich im Dschungel an Babyprodukten zurechtfinden müssen, immer wieder aufs Neue von uns und den Vorteilen der Produkte zu erzählen.” Neben dem Design sei vor allem die Kombination aus Funktionalität, Langlebigkeit und somit Nachhaltigkeit der USP.
Ein Kanal, der mittlerweile im B2C-Bereich nicht nur Erfolge, sondern vor allem Skalierbarkeit bedeutet, ist das Influencer*innen-Marketing. Dabei liegt der Fokus für Stokke vor allem auf dem Brand Fit. Volk sagt: “Das heißt, dass wir ausschließlich mit Influencer*innen kooperieren möchten, die sich langfristig mit der Philosophie der Marke identifizieren können und keine konkurrierenden Wettbewerber im Wechsel zeigen.” Somit sei der Punkt Nachhaltigkeit auch ein essenzieller: “Die Creator*innen sollen – ähnlich wie der Tripp Trapp mit dem Kind – mit der Marke Stokke mitwachsen. Und das im besten Falle ab dem Tag der Geburt ihres Kindes.”
Konkret bedeutet das, dass die Influencer*innen den Tripp Trapp bereits vor der Geburt ihres Kindes in ihr Zuhause integrieren. Ein Beispiel dafür ist die Influencerin Mara, besser bekannt als “quadratmeterliebe” auf Instagram. Sie hat Mitte Mai ein Foto eines weißen Tripp Trapp gepostet, der sich in das minimalistische Design ihrer Wohnung einreiht und neben einem Eames Chair von Vitra am Tisch steht. In der Caption gratuliert sie Stokke zum 50. Geburtstag des Tripp Trapp, Ende Juni verkündet sie den Geburtstag ihrer Tochter.
Für dieses Jubiläum hat sich Stokke etwas Besonderes einfallen lassen und kurzerhand verschiedene Limited Editions entworfen. Diese Modelle sind aus Eschenholz gefertigt und in den Ausführungen “Ash Mix” oder “Ash White” erhältlich – das bewährte Design ist gleich geblieben. Lediglich die Gravur “50 Jahre Tripp Trapp” ist neu.
Erfolge lassen sich heute leichter messen
Neben der Identifikation sind für Stokke auch messbare Erfolge für die Zusammenarbeit relevant. Volk sagt: “Wesentlicher Bestandteil unserer Kriterien ist außerdem die Berücksichtigung aussagekräftiger KPIs wie die Reichweite und Engagement Rate.” Nie war es einfacher, zu messen, in welchem Land wie viele Kinderstühle verkauft wurden und welche*r Influencer*in das Storytelling am effektivsten umgesetzt hat. Am Ende der Kooperation senden Influencer*innen die Insights mit allen wichtigen Parametern.
Dennoch gibt es Unterschiede zwischen den Ländern – das Geschäft der Influencer*innen etabliert sich immer weiter in Deutschland. Das betont auch Volk: “Wir merken, dass sich der Influencer*innen-Markt in Deutschland aktuell stark professionalisiert.” So riefen mittlerweile auch Nano- und Mikroinfluencer*innen ein so hohes Budget für ihre Arbeit auf, wie wir es vor einigen Jahren noch für deutlich reichweitenstärkere Creator*innen eingeplant hätten und produktbasierte Barter Deals würden sich immer schwieriger gestalten. Was in Deutschland langsam Einzug erhält, ist in anderen Ländern bereits Standard und sorgt dafür, dass Stokke auch weiterhin in Content investiert. Volk sagt: “Fast alle Inhalte, die hochwertig sind und gut performen, werden auch von unseren internationalen Stokke-Accounts auf Social Media verwendet.”
Am Ende lässt sich die Geschichte von Peter Opsvik und seinem Sohn Tor immer wieder neu erzählen und nicht nur durch ein Presse-Event mit Atelierbesuch und weiterem Rahmenprogramm auch durch Influencer*innen neu platzieren und vorstellen. Volk ergänzt: “Wir streben Langzeitkooperationen an, die zeigen, dass Stokke keine ‘Einmalprodukte’ bereitstellt – und die Investitionen für’s Leben sind.” Eine gelungene Möglichkeit, ein Produkt, das sich über die Jahre kaum verändert hat, immer wieder neu zu platzieren und vorzustellen.