Tourismus: Reisen, ohne wirklich zu reisen
Wer in „Decentraland“ unterwegs ist, kann dort neuerdings Sigmund Freud treffen – in Form eines Avatars, den Wien Tourismus dort installiert hat. Der Vater der Psychoanalyse hat aber nicht die Aufgabe, die Träume der Besucher*innen zu interpretieren, sondern ihnen eine Reise nach Wien schmackhaft zu machen. Im Metaverse für reale Orte und Sehenswürdigkeiten trommeln – das bietet sich vor allem deshalb an, weil 3D-Welten Eindrücke vermitteln können, wie es kein YouTube-Video und erst recht kein Reiseführer vermag. Die Alte Nationalgalerie in Berlin etwa hat kürzlich ausgewählte Werke des Malers Johann Erdmann Hummel digitalisiert und ermöglicht einen dreidimensionalen Rundgang über VR-Headset, Desktop oder Smartphone.
Das Metaverse kann für den Tourismus sehr hilfreich sein, weil es unverbindliche Vorab-Erlebnisse bietet. Längst kann man Hotels, Pensionen und Ferienanlagen vor der Buchung in 3D inspizieren, genau wie die First-Class-Lounges von Fluggesellschaften. Man kann allerdings auch Reisen unternehmen, von denen man im wirklichen Leben lieber Abstand nimmt: Auf der VR-Plattform „Meta Quest“ gibt es Apps, die lebensechte Trips nach Tschernobyl, ins Death Valley oder auf den Mount Everest bieten.
Wie weit die realistische 3D-Darstellung von Städten oder Naturdestinationen künftig einmal gehen wird, ist noch nicht abzusehen. Sehr wahrscheinlich dürfte aber Seoul zu den „Best Cases“ gehören. Die südkoreanische Hauptstadt will Metropole Nummer 1 im Metaverse werden. Bis Ende des Jahres soll eine Plattform entstehen, über die die Bewohnerinnen virtuelle Behördengänge vornehmen und historische Sehenswürdigkeiten besichtigen können. Auch der virtuelle Tourismus soll damit angeschoben werden.