Wenn die Informationskanäle, auf denen Produkte vorgestellt und verkauft werden, an Vielfalt gewinnen, nimmt auch die Komplexität von Produktinformationen zu. Kunden mit Standardinformationen wie Farbe und Größe zu versorgen, genügt nicht mehr aus. Damit an jedem Touchpoint alle für ihn relevanten Informationen zum Produkt vorliegen, muss man für eine lückenlose „Informationslieferkette“ sorgen. Das gelingt durch „Information Supply Chain Management“ (ISCM) – ein Logistik-Prozess, der sich nicht auf Waren, sondern auf dazugehörige Informationen bezieht. Bei dieser Managementphilosophie geht es darum, die Lieferkette der Produktinformationen ganzheitlich zu betrachten und die Inhalte effizient zu beschaffen, zu speichern, zu modifizieren und über eine Vielzahl von Kanälen bereitzustellen.
Wer? Was? Wo? – Am Anfang steht die Analyse
Beim ISCM ist es essentiell, alle Strukturen, Prozesse und Komponenten der Informationslieferkette zu analysieren. Wer erstellt Produktinformationen? Wann und in welchem System werden sie erstellt? Und ist die IT-Systemarchitektur so aufgestellt, dass eine reibungslose Informationsübergabe zwischen allen „Stationen“ der Informationslieferkette gewährleistet ist? Nur durch eine genaue Analyse lässt sich die Informationsstruktur im Unternehmen optimieren, die Qualität der Informationen erhöhen und am Ende Kosten sparen.
Das richtige Zusammenspiel von Systemkomponenten
Die Lieferkette von Produktinformationen besteht aus vielen verschiedenen Stationen, an denen neue Inhalte hinzukommen oder bestehende aufbereitet bzw. verändert werden. Alle Mitarbeiter, die produktrelevante Informationen erstellen, empfangen, verarbeiten oder weitergeben, sind Teil dieser Kette, welche mit der Veröffentlichung der Informationen beim Kunden endet.
Von Station zu Station
Die Reise beginnt: Im Product Lifecycle Management-System (PLM) hält der verantwortliche Mitarbeiter Termine, Deadlines und Verantwortlichkeiten fest. Wenn das Produkt seine Serienreife erreicht hat, werden die bis dahin angesammelten Informationen verdichtet und als Artikel-Stammdatensatz mitsamt Artikelnummer und Einordnung in die Warengruppen-Struktur im ERP angelegt. Im nächsten Schritt erfolgt die Weitergabe der Daten mittels Schnittstelle an das Product Information Management-System (PIM). Sämtliche Mitarbeiter können dort auf Inhalte zugreifen, sie bearbeiten und mit marketingrelevanten Informationen anreichern. Je nach Bedarf laufen die Informationen dann weiter über Translation Memory-Systeme (TMS) und werden ergänzt durch Inhalte aus Media Asset Management-Systemen (MAM) oder Digital Asset Management-Systemen (DAM). In den letzten Stationen erfolgt die Sortimentsbildung für verschiedene Kanäle wie Online-Shops, Kataloge oder Newsletter. Diese Daten wiederum können mit Kundendaten aus dem Customer Relationship Management-System ergänzt und an diverse Produktionstools (z.B. Layout-Systeme oder E-Mail-Marketingtools) weitergegeben werden.
Die Lieferkette von Produktinformationen ist geprägt von vielen Stationen, Prozessen und Beteiligten. Dabei sollte man aber stets beachten: Für ein erfolgreiches ISCM braucht es nicht jede Systemkomponente. Vielmehr geht es bei ISCM darum, die für das eigene Unternehmen notwendigen zu identifizieren und zu einem effizienten Zusammenspiel zu verknüpfen. So gelingt am Ende auch Marcos Suche nach einem neuen Smartphone.
Die Komponenten eines ISCM-Prozesses hat SDZeCOM in einem Überblick zusammengestellt, der zum kostenfreien Download bereitsteht.
Über den Autor:
Oliver Frömmer ist Mitglied der Geschäftsleitung bei SDZeCOM, einer der führenden Systemarchitekten und Systemintegratoren hinsichtlich des Produktdatenmanagements im deutschen Raum, und Board-Member im Netzwerk United E-Commerce. Er arbeitet seit 20 Jahren in diesem IT-Dienstleistungsbereich und kennt daher Anforderungen und Herausforderungen, wenn es um effiziente Prozesse und ganzheitliches Produktdaten-Management und passende Systeme geht.