Von Nils Jacobsen
Vorhang auf für mehr Inhalte in Bewegtbild auf Apple Music: Wie das Wall Street Journal berichtet, will Apple künftig verstärkt in Eigenproduktionen für seinen Musik-Streaming-Dienst investieren, den Nutzer ab 9,99 Euro pro Monat abonnieren können.
Bislang hatte Apple als Mehrwert für Kunden teilweise exklusive Inhalte von Künstlern angeboten – wie etwa einen Konzertfilm von Taylor Swift, Drakes Kurzfilm „Please forgive me“ oder zuletzt den Musik-Dokumentarfilm „808: The Film“.
Content-Offensive: Apple will künftig auch auch eigene Serien und Filme anbieten
Apple hat sich zudem die Rechte am Kultformat Carpool Karaoke gesichert, das in gleich sechzehn Episoden bei Apple Music zu sehen sein soll. Den Schritt in Richtung einer Serie will Apple mit Beats-Mitgründer und HipHop-Ikone Dr. Dre gehen, der in diesem Jahr im halbbiografischen Sechsteiler „Vital Signs“ zu sehen sein soll.
Doch all das ist offenbar nur der Auftakt einer Content-Offensive, wie in Hollywood zu hören ist. So sei Apple an Produktionsstudios herangetreten, um Rechte an exklusiven Serienproduktionen zu erwerben, die mit Hits wie HBOs „Westworld“ und Netflix‘ „Stranger Things“ vergleichbar wären.
Zunächst keine Konkurrenz zu Netflix und Amazon
Die ersten Eigenproduktionen seien für Ende des Jahres geplant, hieß es. Zudem wolle Apple später exklusive Filme anbieten. Obwohl Apples Content-Ambitionen „bedeutend“ seien, wolle der Tech-Pionier mit Netflix und Amazon zunächst nicht konkurrieren.
Die Content-Offensive wäre vor allem als exklusiver Mehrwert zu verstehen, der Apple Music aufwerten und zusätzlich gegen Spotify abgrenzen könne. Der schwedische Streaming-Pionier hatte seinerseits im vergangenen Jahr angekündigt, eigenproduzierte Video-Shows, Comedy-, Animation oder Co-Produktionen mit Künstlern anbieten zu wollen.
Apple Music als Vorstufe zu einer größeren Content-Strategie?
Trotzdem weist das Wall Street Journal darauf hin, dass Apples Schritt in Richtung Eigenproduktionen ein Wendepunkt in seiner Content-Strategie mit einer Abkehr vom reinen Distributionsmodell darstelle. In der Vergangenheit hatte Apple immer wieder versucht, ein Streaming-Angebot der führenden Kabelnetzbetreiber in einem Abo-Modell zu bündeln.
Nachdem diese Bemühungen gescheitert waren, berichtete Tech-Reporterin Jessica Lessin in ihrem Premium-Dienst The Informationen von einer anderen Strategie, die Tim Cook mit Apple Music einschlagen könnte. Apple Music sei demnach nur die Vorstufe eines neuen groß angelegten Streaming-Angebots nach dem Vorbild von Netflix oder Amazons Prime – ein trojanisches Pferd in Hollywood.
Apple Music – Cupertinos Version von Amazon Prime?
Der iKonzern versuche, sich mit Apple Music eine „gesunde“ Abonnentenzahl aufzubauen, der der Zusatzservice im Film- und im TV-Segment angeboten werde. „Es ist sehr schwer, einen Streaming-Service mit Abo-Modell in den Markt zu bringen, wenn man bei Null anfängt“, schrieb Lessin bereits im Herbst 2015.
„Netflix hatte seinen DVD-Verleiher, Amazon hatte Prime. Apple Music ist, gewissermaßen, nun Apples Version von Amazon Prime“, schlussfolgerte die Techreporterin. Apples neuste Content-Offensive lässt die These anno durchaus plausibler erscheinen.