An den Anblick müssen sich Anleger und Analysten erst einmal gewöhnen: Mit Apples heutiger Quartalsbilanz wird der erfolgsverwöhnte Konzern aus Cupertino ein großes Stück intransparenter. Über Jahrzehnte waren Aktionäre gewohnt, haarklein den Geschäftsverlauf der Konzernsparten präzise bis auf die dritte Nachkommastelle verfolgen zu können – das ist nun Geschichte.
Was Apple-CEO Tim Cook Investoren nach Handelsschluss in der Form der neusten Geschäftsbilanz für das abgelaufene vierte Kalenderquartal 2018 präsentierte, das gleichzeitig Apples erstem Quartal des Fiskaljahres 2019 entspricht, hat viel von einer Wundertüte.
Der nur noch viertwertvollste Konzern der Welt weist nur noch das aus, was er nach den Regularien der US-Börsenaufsicht muss – die Umsatz- und Gewinnentwicklung sowie den Gewinn je Aktie und seine Cash-Bestände – und scheint sich bei den zusätzlichen Angaben zudem die Rosinen aus seiner Geschäftsentwicklung zu picken.
Umsatz- und Gewinnrückgang
Unterm Strich musste Apple, wie nach der Ausblicksrevision Anfang Januar zu erwarten war, nachgebende Geschäfte vermelden: Die Umsätze sanken um fünf Prozent von 88,3 auf 84,3 Milliarden Dollar, während der Nettogewinn moderat von 20,06 auf 19,97 Milliarden Dollar nachgab. Es war der erste gemeinsame Umsatz- und Gewinn-Rückgang seit mehr als einer Dekade. Der Umsatzrückgang kam allein durch einen Erlöseinbruch von knapp fünf Milliarden Dollar in China zustande.
Wegen der beschleunigten Aktienrückkäufe konnte der Gewinn je Aktie indes um immerhin 7 Prozent von 3,98 auf 4,18 Dollar je Anteilsschein gesteigert werden. Apple gelang damit gegenüber den Analystenschätzungen, die bei 4,17 Dollar je Aktie gelegen hatten, eine Punktlandung.
iPhone-Absatz um neun Milliarden Dollar schwächer
In den einst klar unterteilten Konzernbereichen nach Kategorien wird es nun unübersichtlicher. Apple-CEO Tim Cook musste eingestehen, dass die iPhone-Absätze in Dollar und Cent um 15 Prozent bzw. 9 Milliarden Dollar von 61,1 auf 51,98 Milliarden Dollar regelrecht implodierten.
Nach Berechnungen des Finanzinformationsdienstes Bloomberg dürften die iPhone-Stückzahlenverkäufe indes gar um 22 Prozent eingebrochen sein – und damit noch stärker als erwartet. Tim Cook deutet in der anschließenden Telefonkonferenz mit Analysten zudem an, dass Apple die iPhone-Preise in zuletzt absatzschwachen Regionen wie China reduzieren könnte.
Servicesparte mit 63-prozentiger Gewinnmarge
Die zuletzt von Tim Cook bei jeder Gelegenheit hochgeredete Servicesparte, bestehend aus den Erlösen des iTunes Stores, App Stores, iCloud, Apple Music und Apple Care, legte unterdessen gegenüber dem Vorjahresquartal um 19 Prozent auf 10,9 Milliarden Dollar zu. Apple veröffentlichte zudem erstmals die Gewinnmarge seiner Services-Division, die bei 63 Prozent lag.
Erlöszuwächse konnten zudem die iPad- (+15 Prozent) und Mac-Unit (+ 9 Prozent) verbuchen, während der Wearable- und Accessoire-Bereich mit der Apple Watch, den AirPods und dem Smartspeaker HomePod seine Umsätze mit 33 Prozent am dynamischsten steigern konnte.
Ausblick enttäuscht, Aktie steigt trotzdem
Obwohl Apple-CEO Tim Cook in der Analystenkonferenz betonte, er habe den Eindruck, dass die Geschäfte vor allem in Problemmärkten wie China im Januar wieder stärker anzogen, lag der Ausblick auf das laufende Quartal mit in Aussicht gestellten Erlösen von 55 bis 59 Milliarden Dollar unter den Wall Street-Erwartungen von 59 Milliarden Dollar.