Herr Winter, wofür haben Sie KI zuletzt persönlich eingesetzt?
Mittlerweile setze ich KI täglich ein – das passiert ja schon automatisch: Ich steige morgens ins Auto und fahre mit Hilfe meiner Google-gestützten Navigation ins Büro, natürlich kenne ich den Weg. Aber das ist zur Gewohnheit geworden und außerdem vertraue ich den Routen-Empfehlungen aufgrund der aktuellen Verkehrslagen. KI ist weder aus dem privaten noch aus dem beruflichen Umfeld mehr wegzudenken. Im Büro geht es weiter mit E-Mails, DeepL unterstützt mich bei Übersetzungen, ChatGPT hilft mir bei der Excel-Analyse – und das alles noch bevor ich den ersten Office-Kaffee getrunken habe… Den dann aber klassisch frisch gemahlen und italienisch aufgebrüht.
In welcher Weise setzt Ihr Unternehmen KI im Marketing ein?
Beispiel Kundenkommunikation: Wir setzen KI unterstützend zur Optimierung ein – bei der Erstellung beziehungsweise auch Verteilung von Onlinewerbemitteln etwa für E-Mail-Marketing, Suchmaschinen oder soziale Netzwerke.
Können Sie anhand eines konkreten Beispiels erklären, wie KI Ihrem Marketing-Team die Arbeit erleichtert?
Aktuell stellen wir unseren Call-Flow im Servicecenter um. Früher lief das folgendermaßen: unterschiedlichste Sprechproben anhören, pro Zielsprache einen Sprecher auswählen, Warteschlangentexte auf Deutsch formulieren, eine Agentur mit der Übersetzung beauftragen, anschließend die Texte an die Sprecher verteilen, auf die Audiodaten warten, prüfen, einpflegen. Das war aufwändig und ein Projekt, das früher kumuliert sicher eine Arbeitswoche beansprucht hätte. Heute erledigt unser Marketing-Team es an einem halben Tag.
Welche rechtlichen oder ethischen Fragen zur KI sind Ihrer Meinung nach noch zu klären?
Es gibt noch einige Herausforderungen und vieles zu klären im Zusammenhang mit KI – unter anderem Verantwortlichkeiten, Datenschutz, Transparenz. Beispiel Feedback: KI stellt unsere Feedback-Abteilung vor ganz neue Herausforderungen. Gab es früher eine Beschwerde über ein ungenügend gereinigtes Zimmer und es gab ein Foto dazu, dann war der Fall schnell klar. Heute kann ich mithilfe von KI jedes Foto kinderleicht nach meinen Wünschen manipulieren. KI-erzeugte Inhalte müssen gekennzeichnet werden oder zumindest müssen Tools zur Überprüfung zur Seite gestellt werden. Aktuell befinden wir uns in einem El Dorado der Kreativität – im Guten wie im Schlechten …
Welche Aufgaben im Marketing könnte die KI in Zukunft noch übernehmen und wo liegen die Grenzen, also für was wird es immer das menschliche Hirn brauchen?
Einerseits sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt und a&o war von Beginn an sehr technologie-affin. Vielleicht geht es weniger darum, was alles mit KI möglich sein wird, als vielmehr: Was machen wir bewusst wieder ohne und stellen damit echten menschlichen Content in den Fokus – eine Lesung von Menschen für Menschen, ein akustisches Konzert ohne Technik.
Empathie, Emotionen, echtes Erleben – diese Themen könnten in Zukunft stärker zum Buchen inspirieren und im touristischen Marketing wichtiger werden.
Das Interview wurde schriftlich geführt.
Alle bisher erschienenen Folgen der Interviewserie mit Markenentscheider*innen zu KI lesen Sie hier.