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Es gab einmal eine Zeit, da konnte Rihanna nichts falsch machen. Ganze 17 Jahre war Rihanna alt, als sie der Welt mit „Pon de Replay“ einen ziemlich unschuldigen Sommerhit bescherte, der ihre enorme Karriere starten sollte – exakt ein Jahrzehnt ist das jetzt her.
Welch enorm weiten Weg Rihanna in der vergangenen Dekade zurückgelegt hat, dokumentierte vorgestern der Interessenverband von Unternehmen aus der amerikanischen Musikindustrie (RIAA), der Rihanna als ersten Popstar auszeichnete, dem 100 Millionen digitale Verkäufe gelangen.
Doch anno 2015 sieht es so aus, als wäre bei Rihanna einiges falschgelaufen. Zunächst musikalisch: Seit dem letzten Studio-Album „Unapologetic“ sind inzwischen mehr als drei Jahre vergangen – trotz wiederholter Ankündigungen, eine neue Veröffentlichung stünde unmittelbar bevor. Was veröffentlicht wurde, waren indes Singles, die es kaum mit Hits der Jahre 2007 bis 2012 aufnehmen konnten: Die seltsame Gitarren-Zupf-Kollaboration „Four Five Seconds“ mit Paul McCartney und Kanye West, „American Oxygen“, ein pseudo-kritischer Versuch „Born in the USA“ ins R&B-Zeitalter zu übersetzen und das gewollte Skandalvideo zu „Bitch better have my money“.
Samsung startet Viral-Kampagne für Rihanna-Album „Anti“
Nun ist es so weit: Das neue Studioalbum „Anti“ steht unmittelbar bevor – am Freitag wird es auf Jay-Zs bislang äußerst erfolglosem Streaming-Dienst Tidal gelauncht, eine Woche später weltweit. Wie ihr Mentor lässt sich die 27-Jährige den Launch millionenfach veredeln: Entdecker Jay-Z stellte sein jüngstes Album „Magna Carta Holy Grail“ Samsung-Kunden mittels App bereits eine Woche vorab zur Verfügung. Ein ähnliches Pre-Launch-Spektakel brennt Rihanna nur für „Anti“ ab: Eine Viral-Kampagne von Samsung läutet den finalen Countdown für den neuen Longplayer ein, auf den wiederum im nächsten Jahr eine große Welttour folgt – natürlich von Samsung gesponsert.
#ANTIWorldTour presented by @samsungmobileusa coming February 2016! Bringing out @travisscott in North America + @abelxo and @bigsean in Europe! Tix on sale Thursday, Dec 3 with @americanexpress pre-sale starting Monday, November 30 at LiveNation.com. Ein von badgalriri (@badgalriri) gepostetes Foto am
Es geht darum, „das Mysterium zu entschlüsseln“, lockt der südkoreanische Techgigant in einem Clip, der auf Twitter angeteast wird:
Unlock the mystery. #ANTIdiaRY https://t.co/ddHbXXa8dd — Samsung Mobile US (@SamsungMobileUS) November 23, 2015
Rihanna postet über ihren Twitter-Account dasselbe Rätsel:
Are you in? #ANTIdiaRy https://t.co/fGkIAEiomj pic.twitter.com/T2RG73ienA — Rihanna (@rihanna) November 22, 2015
Nutzer, die den Clip anklicken, werden nicht schlauer: Nur wer die URL über ein Smartphone abruft, bekommt 360-Grad-Video-Schnipsel aus verschiedenen Räumen zu sehen, in denen immer mal wieder ein Samsung-Smartphone auftaucht – im Schlafzimmer, dem Studio, aus dem Kleiderschrank, aus einem zerstörten Flur.
Wer etwa in den ersten Raum, das Schlafzimmer, gelangen will, wird mit dem Worten gelockt: „Das hübsche Mädchen erwachte. War dieser Ort der Anfang vom Ende. Folgt dem Schimmer der Krone. Bald wirst Du den Schlüssel finden.“ Auf Instagram und Twitter wird die Kampagne jeweils unter dem Account @iamthekeyholder mit kryptischen Landschaftsfotos, in denen immer ein Strichmännchen mit Krone auftaucht, weitergedreht.
#ANTIdiaRy Ein von the keyholder (@iamthekeyholder) gepostetes Foto am
Schnell wird klar: Für diese Art von Storytelling hat keiner Zeit – erst recht nicht ungeduldige Millennials. Rihanna setzt ihr suboptimales Jahr 2015 genauso zielsicher wie Samsung seine bisherigen Werbeaktionen fort: mit einer echten „Anti“-Kampagne.