Angela Ahrendts verlässt Apple: der überraschende Abschied der glamourösen Retail-Chefin

Es ist eine überraschende Wende in einer erstaunlichen Karriere: Als Angela Ahrendts 2014 den CEO-Posten beim britischen Edel-Schneider Burberry verließ, um nach Cupertino als Chefin der Apple Stores zu wechseln, galt sie als erste Kandidatin für die Nachfolge von Tim Cook. Genau fünf Jahre später verlässt sie nun den Kultkonzern aus Cupertino ohne bleibende Hinterlassenschaft. Was ist schiefgelaufen?
Scheidende Retail-Chefin Angela Ahrendts: Die Luxuswette ging nicht auf (© Apple)

Auch Henry Blodget liegt mal daneben. Der Gründer des Wirtschaftsportals Business Insider sagte im Oktober 2013, als Angela Ahrendts als neue Retail-Chefin vorgestellt wurde, voraus, dass die glamouröse Amerikanerin einmal Tim Cook als Apple-CEO beerben würde. Fünfeinhalb Jahre später ist klar: Es kam anders.

Seit heute ist klar, dass Ahrendts’ Zeit beim inzwischen erneut wertvollsten Konzern der Welt schon wieder abgelaufen ist – und zwar punktgenau nach Erfüllung ihres Fünfjahresvertrags im April. Die Demission wirft viele Fragen auf, galt Ahrendts doch bei Tim Cooks Umbau und Neuausrichtung von Apple, zu dem ebenso Yves Saint Laurent-CEO Paul Deneve als auch TAG Heuer-Manager Patrick Pruniaux verpflichtet wurden, als ein Königstransfer, der jedoch gleichzeitig von Beginn an kritisch beäugt wurde.

Ahrendts Verpflichtung war eine Wette auf die krisenresistentere Luxusgüterindustrie

Was wollte die Chefin des Modedesigners Burberry beim Tech-Pionier aus Cupertino? Der heute 58-jährigen Amerikanerin eilt ein bemerkenswerter Ruf voraus: Seit 2006 verantwortete sie die Geschicke des britischen Luxuslabels, das im Auswahlindex FTSE 100 gelistet ist und unter Ahrendts’ Ägide um fast 400 Prozent an der Londoner Börse zulegte, den Börsenwert dabei auf 6 Milliarden Pfund steigerte, während sich der Umsatz verdoppelte.

Ahrendts’ Verpflichtung sagte viel über Tim Cooks Zukunftsvorstellungen aus: Es war eine Wette auf die krisenresistentere Luxusgüterindustrie, in der Apple-Produkte seit Jahrzehnten unterschwellig beheimatet sind. Was im Apple-Design verpackt ist, darf schon mal das Doppelte kosten.

Apple Watch-Launch wurde zum Desaster

Die Hochpreiswette versuchte Apple mit dem Launch des ersten neuen Produkts der Tim Cook-Ära 2015 mit Bling-Bling-Faktor auszureizen. Angela Ahrendts galt als Mastermind hinter dem Launch der Apple Watch, der kolossal floppte. Wie Mode-Accessoires lagen die neuen Apple-Uhren in den Apple Stores in Glasvitrinen, ehe sie tatsächlich erworben werden konnten – und als es so weit war, waren die meisten Modelle monatelang vergriffen.

Auch der Schwenk zur puren Luxusklasse wurde zum Bumerang: Die unter viel Medienbuhei und mit Promi-Faktor von Beyoncé bis Karl Lagerfeld eingeführte Apple Watch Edition mit 18 Karat-Gold-Gehäuse floppte grandios und wurde schon nach zwei Jahren wieder einkassiert.

 

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1st apple watch specially made for KarL !! Amazing !!! Thanks #apple !!!!!! @karllagerfeld

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Angela Ahrendts passte nie in Apples Führungszirkel

Danach wurde es ziemlich still um die offiziell am besten verdienende Apple-Managerin, die 2017 allein 24 Millionen Dollar an Gehalt einstrich – doppelt so viel wie Apple-CEO Tim Cook. Ahrendts verantwortete in den vergangenen Jahren das Redesign der Apple Stores, die jedoch weiter fast so aussehen wie zur Eröffnung vor mittlerweile 18 Jahren – von marginalen Ergänzungen an der Genius Bar wie Angeboten wie „Today at Apple“ einmal abgesehen.

Zur Wahrheit gehört wohl auch, dass die glamouröse 58-Jährige nie wirklich in Apples eingeschworenen Führungszirkel, bestehend aus Getreuen der Steve Jobs‘ Ära, passte.  Wie es mit Ahrendts weitergeht, ist offen. Fest steht dagegen, wer ihr nachfolgt: Personalchefin Deirdre O’Brien, die bereits seit 30 Jahren im Tech-Konzern arbeitet.