Verharmlosung statt Aufklärung – so und nicht anders lässt sich Amazons bisheriger Kurs in Sachen fehlender Geldauszahlung am besten zusammenfassen. Denn statt sich um die Händler, dessen Geld Amazon vergangene Woche ohne Grund einbehielt, sowie die Aufklärung und zügige Behebung des Problems zu kümmern, hielt es der Onlineriese für angemessener, möglichst lange für Ungewissheit zu sorgen und das Thema zu verharmlosen.
Problem gelöst?
Nun wies Amazon am Sonntag darauf hin, dass der Fehler bereits am Donnerstag behoben worden sei. „Alle Zahlungen an die betroffenen Verkäufer wurden durchgeführt“, teilte das Unternehmen mit. Bis das Geld auf den Konten eingeht, wird es noch etwas dauern. Schlecht für die Händler. Denn einige, vor allem kleinere Händler stehen inzwischen kurz vor der Pleite, weil sie wegen des fehlenden Geldes keine neue Ware einkaufen und somit die Nachfrage nicht bedienen können. Und das mitten im Weihnachtsgeschäft.
Amazon steht im Schnitt mit 22.000 Euro in der Kreide
Amazon selbst pocht darauf, dass es sich bei den Betroffenen lediglich um „eine kleine Anzahl“ handele. Dies widerlegt das Handelsblatt, für das der Branchenverband „Händlerbund“ eine exklusive Umfrage startete. Auf den Aufruf des Händlerbundes, der rund 70.000, meist kleine Onlinehändler vertritt, meldeten sich spontan 660 Händler, 94 Prozent von ihnen waren betroffen und denen schuldet Amazon im Schnitt rund 22.000 Euro.
Insgesamt sei es allein bei den Händlern, die an der Umfrage teilgenommen hatten, um mehr als zehn Millionen Euro gegangen. „Die Ergebnisse haben uns überrascht, da im aktuellen Fall offenbar sehr viele Amazon-Händler betroffen sind und es sich zudem um enorm hohe Beträge handelt, die über mehrere Tage nicht abgerufen werden konnten“, sagt Franziska Ulbricht vom Händlerbund gegenüber dem Handelsblatt. Zudem berichten die Händler, dass sich Amazon weigere, die Überziehungszinsen zu ersetzen, die in der Zwischenzeit angefallen sind.