Die Black Week ist vorüber und mit ihr die wohl größte Rabattschlacht, seit es diese amerikanische Form der Konsumförderung in Deutschland gibt: Der Handelsverband Deutschland schätzt die Ausgaben allein am Schwarzen Freitag und am Cyber Monday auf knapp sechs Milliarden Euro, ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Viele Händler sehen es zwiespältig, weil die Preisnachlässe, wenn sie echt sind, ihre Marge drücken – und nachhaltig ist der kollektive Kaufrausch auch nicht. Trotzdem kann sich kaum noch eine Marke dem Spektakel entziehen, im Gegenteil: „Immer mehr Händler beschränken sich bei ihren Aktionen nicht mehr nur auf den Black Friday, sondern veranstalten eine Black Week oder sogar einen ganzen Black November“, stellt auch das Internetportal Blackfriday.de fest. Selbst Münchner Traditionshäuser wie der Herrenausstatter Hirmer, die mit einem „Better Friday“ lange versucht hatten, die Sonderpreise zu umgehen, warben dieses Jahr mit Nachlässen von bis zu 70 Prozent.
Zielgruppengerecht die Preise erhöht
Ein von unbeugsamen Weinliebhaber*innen geführter Shop jedoch hört nicht auf, Widerstand zu leisten. „Nur für kurze Zeit: Alles 10% teurer!“ Solche E-Mails verschickte der Versandhändler Delinat einen Tag vor Black Friday. Ja, wirklich: Während alle Welt auf Rabatte gebürstet war, taten die Rebell*innen das Gegenteil. Und erklärten es damit, dass der Black Friday ein „rabenschwarzer Tag für die Umwelt“ sei: „Alleine der Berg an Verpackungsmüll ist gigantisch; schlimmer noch, dass ein Drittel der Ware zurückgeschickt und zum Teil ungenutzt vernichtet wird.“ Freilich handelt es sich bei den Bio-Weinhändlern nicht um Fundis, sondern um Profis, die ihre Zielgruppe kennen und mit der Strategie konsequent auf ihren USP einzahlen. Mit dem Mehrerlös macht sich Delinat nicht die Taschen voll, sondern spendet ihn einer Umweltstiftung und legt noch einmal den gleichen Betrag drauf. Rund 33.000 Euro kamen so zusammen. Respekt!
Autogipfel zeigt Grenzen deutscher Unternehmen
Wo wir schon bei Preisen sind: Der Autogipfel im Kanzleramt zu Beginn dieser Woche hat ein Dilemma offenbart. Das Ziel, bis 2030 rund 15 Millionen E-Fahrzeuge auf deutsche Straßen zu bringen, ist nur zu erreichen, wenn die Autos massentauglich werden, also: billiger. Verkehrsminister und Umweltverbände appellierten daher an die Hersteller, ihre Produktionskosten zu senken. Aber die liegen eben auf dem Niveau einer entwickelten, rohstoffarmen Industrienation: hohe Löhne, teure Rohstoffimporte, überdies muss die auf Verbrenner ausgerichtete Produktionsstruktur umgebaut werden.
Hilft also nur massive staatliche Förderung nach dem Motto: „Alles zehn Prozent billiger“? Selbst dann würde die deutsche Autoindustrie kräftig Marktanteile verlieren, wenn die wirklich preiswerten Angebote aus dem Ausland kommen. Es ist ja kein Zufall, dass sich bei der diesjährigen IAA in München die Zahl der Aussteller aus China verdoppelt hatte. Importzölle sind auch keine Lösung, denn die machen die Fahrzeuge teurer, und dann klappt es eben mit der Zielerreichung 2030 nicht. Windkraft und Sonnenenergie haben sich schließlich auch erst dann durchgesetzt, als asiatische Hersteller für einen Preissturz bei Photovoltaik und Rotoren sorgten. Nun jammern alle, dass es solche Produkte Made in Germany kaum mehr gibt, aber der Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch liegt bei 52 Prozent.
Rückenwind für Mobility-Start-ups
Was also tun? Einen interessanten Blickwinkel nimmt (durchaus im Eigeninteresse) der Report „Die lokale Automotive-Branche im Wandel“ ein, die der Berliner Startup-Verband gerade vorgelegt hat. Unter Verweis auf die „disruptive und tiefgreifende Transformation, die die gesamte Branche neu organisiert und mit einem enormen Tempo voranschreitet“, wird festgestellt, dass in Deutschland der Anteil der Autoproduktion am Bruttoinlandsprodukt sechsmal höher liegt als in den USA – dort aber pro Kopf das Dreifache in Mobility-Start-ups investiert wird. Die Botschaft: Lieber das Neue unterstützen als den Wandel behindern. Der kommt ohnehin: VW-Markenchef Thomas Schäfer hat den Beschäftigten „spürbare Einschnitte“ angekündigt, auch beim Personal. Es wird nicht das letzte Sparprogramm sein.
Wirklich innovativ: Vogelschutz per Kamera und KI
Pioniergewinne streicht unterdessen ein amerikanisches Unternehmen mit einem Antikollisionssystem ein. Nicht um die Vermeidung von Unfällen zwischen Fahrzeugen geht es da – vielmehr rettet die Anlage Großvögeln das Leben: Ein intelligentes Kamerasystem erkennt Vogelarten wie Rotmilan, Schwarzmilan und Seeadler und schaltet automatisch Windräder ab, wenn sie im Anflug sind. Der Preis für IdentiFlight ist atemberaubend, eine Viertelmillion Euro und mehr, das Produkt aber alternativlos, wenn die Windradbetreiber nur so Vorgaben zum Artenschutz erfüllen können. Offenbar haben nun auch europäische Firmen den lukrativen Markt entdeckt. Dann mal los.
Nachhaltige Verpackungen fördern Verkaufserfolg
Wer im Vorweihnachtstrubel noch Zeit herausschinden kann für ein Webinar, sollte sich den 7. Dezember vormerken. Da berichtet das Rheingold Institut, wie nachhaltige Verpackungen ein Produkt aufwerten können. Vorgestellt werden Studien zu Markenherstellern wie Kölln Müsli, Milram oder Rügenwalder Mühle. Bei Letzterer steigt übrigens gerade die Kölner Holding Pfeifer & Langen ein. Ziel: Die internationale Expansion des Familienunternehmens, das mit seinem frühzeitigen Einstieg ins Vegetarier-Segment enorm erfolgreich war.
Eine gute Woche noch, und behalten Sie die Zukunft im Blick!