Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und ihren Agenturen wird in den meisten Fällen regelmäßig quantitativ und qualitativ evaluiert. Es geht dabei um Aspekte wie Kreativität, Projektmanagement oder Kostenplanung. Zusätzliche wertvolle Learnings entstehen, wenn nicht nur der Auftraggeber seine Agentur, sondern im Gegenzug die Agentur den Auftraggeber bewertet.
Denn so findet ein Austausch auf Augenhöhe statt, von dem beide Seiten profitieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass durch diesen gemeinsamen Austausch nicht nur das Tagesgeschäft optimiert, sondern auch das Vertrauen insgesamt zwischen den Teams gestärkt wird.
Eine solche „Paartherapie“ scheint auch überfällig: Denn mit einer durchschnittlichen Partnerschaft von zwei bis drei Jahren von Werbetreibenden mit ihren Agenturen bilden langfristige Beziehungen in unserem Business noch eher die Ausnahme.
Natürlich ist Kreativität das Kernprodukt von Agenturen. Und darauf liegt stets der Fokus. Aber wir spüren bei einigen Unternehmen durchaus den vermehrten Wunsch nach engerer Kollaboration. Die hierfür erforderlichen Prozesse und Instrumente werden beispielsweise bei Ausschreibungen explizit nachgefragt.
„Hire and Fire” verbrennt wertvolle Ressourcen
Da wirkt es aus der Zeit gefallen, wenn manche Marketing-Entscheider*innen im stressigen Tagesgeschäft und bei den aktuellen Herausforderungen zusätzliche Investments in eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihren kreativen Partnern scheuen.
Im Hinblick auf Auswahlverfahren wie kraftraubende Pitches kostet es nicht nur Agenturen ein Vielfaches, neue Beziehungen einzugehen, statt sich in bestehenden Kundenbeziehungen zu engagieren. Bei einem „Hire and Fire” ihrer Dienstleister entsteht auch auf Unternehmensseite ein erheblicher Mehraufwand. Studien gehen von durchschnittlich fünffach höheren Kosten für die Markenführung aus.
An häufigen Wechseln leidet neben dem Portemonnaie vor allem einer der wichtigsten und wertvollsten Effizienztreiber in einer Kunden- und Agenturbeziehung: die Freude und der Spaß an der gemeinsamen Arbeit.
Auftraggeber fragen: Macht die Arbeit für uns Spaß?
Jüngst beeindruckte uns ein Kunde in einem Feedback-Gespräch mit einer sehr aufrichtigen Frage: „Macht es Spaß, mit uns zu arbeiten?“, wollte die Marketingchefin von unserem Team wissen. Ein wahres „Wow!” für Agenturen an motivierender Offenheit sowie ein starkes Commitment in die gemeinsame Partnerschaft. Dieser positive Spirit hat im konkreten Fall seit dem ersten Tag das Miteinander geprägt.
Das kollektive Credo „Wir wollen Spaß!“ ist aber nicht nur ein Grund für überdurchschnittliche Leistungen und Ergebnisse. Eine Umfrage aus dem Jahr 2020 von Indeed und YouGov zeigt, dass heute für Arbeitnehmer*innen bei ihrer beruflichen Entwicklung der Spaß noch vor dem Gehalt an erster Stelle steht. Freude und Spaß an der Arbeit liegen zudem auf Spitzenrängen bei der Weiterempfehlung des Jobs und des Arbeitgebers.
Natürlich kann eine komplexe Zusammenarbeit von Kunde und Agentur nicht durchgehend Spaß machen. Doch gerade angesichts hoch kompetitiver Marktumfelder und einem zunehmenden Wettbewerb um Talente kann es uns allen nur guttun, uns gegenseitig ab und zu mit einem „Wow!” zu überraschen.
Roland Bös ist Vorstandsmitglied des GWA und Chief Growth Officer &. Partner von Scholz & Friends.