Mit dem „Grenzen setzen“ haben wir ein Leben lang zu tun. Das beginnt schon in der Schule, setzt sich in der Universität oder der Ausbildung fort und hört auch nicht auf, wenn wir eine Führungsposition einnehmen. Vorgesetzte, die sich nur schwer entscheiden können, sind für ein Team eine Bürde. Denn meist sind selbst unpopuläre Entscheidungen besser, als gar keine Entscheidung zu treffen. Laut einer Umfrage des Magazins „Manager-Seminare“ im Jahr 2015 fürchten sich 72 Prozent der Führungskräfte, Fehler zu machen. Die Last der Angst zu versagen und Entscheidungen zu treffen, trägt ein Chef immer mit sich herum. Denn Mitarbeiter müssen geführt, Anweisungen gegeben, Leistungen eingefordert und harte Entscheidungen getroffen werden. Wie schafft man es als Führungskraft, eindeutig und bestimmend Nein zu sagen? Ein Interview:
Wenn Mitarbeiter und Projekte einen fordern, überlastet man sich selbst. Wie haben Sie gelernt „Nein“ zu sagen?
In meiner Position als Geschäftsführer hat man immer mehr auf dem Tisch als man tatsächlich schaffen kann. Die Arbeit geht nie aus und es gibt immer beliebig viel, was noch zu tun wäre. Der Schlüssel, um nicht den Überblick zu verlieren: Man muss effektiv priorisieren und delegieren können. Was muss man selbst machen? Was kann man teilweise oder ganz an andere weitergeben? Und was kann auf später verschoben werden? Wenn man das irgendwann gelernt hat, muss man nicht mehr so oft nein sagen, weil man auf Anfragen und Aufgaben konstruktiv und flexibel reagieren kann.
Wie schafft man es von Mitarbeitern respektiert zu werden und trotzdem eine klare Ansage machen zu können?
Meiner Erfahrung nach wird man gerade wegen klarer Ansagen und Entscheidungen von Mitarbeiter und Kollegen respektiert – so lange diese gut begründet und nachvollziehbar sind. Das eine schließt das andere also nicht aus, sondern beide Elemente sind eher als zwei Seiten der gleichen Medaille zu betrachten.
Gerade bei Saatchi & Saatchi kommen sicherlich oft Kooperationsanfragen rein. Wie wählt man aus und wie lehnt man ab?
Kooperationen sowie die Zusammenarbeit zwischen Personen und Firmen gehören in unserer vernetzten Welt zum Tagesgeschäft dazu. Neben harten Fakten muss man sich dabei auch auf das eigene Bauchgefühl und seine Erfahrung verlassen, um die richtigen Partner zu finden. Wenn es dann mal nicht passt, ist es besser dies klar zu formulieren, damit alle wissen woran sie sind.
Hat man danach ein „schlechtes Gewissen“?
Ein schlechtes Gewissen wäre hier fehl am Platz, da bei einer von Beginn an wackeligen Zusammenarbeit sowieso nicht alle glücklich werden können. Daher ist es in solchen Fällen im Zweifel immer gut, seinem Bauchgefühl zu folgen und einfach auch mal nein zu sagen.