In einem langfristig angelegten Projekt wurde die Agentur Track mit der Aufgabe betraut, auf Basis des erfolgreichen Kundenmagazins „Aldi inspiriert“ eine neue digitale Plattform aufzubauen und kontinuierlich durch Content nah am Verbraucher auszubauen. Die Seite soll aber noch viel mehr können, als nur die Printinhalte zu spiegeln: Die Nutzer können selbst bestimmen, welche Inhalte sie interessieren und bekommen dann bei künftigen Besuchen nur noch jene Beiträge angezeigt, die ihren persönlichen Vorlieben entsprechen. Zur Wahl stehen Kategorien wie Essen & Trinken, Zuhause & Deko, Draußen & Garten, Wohlfühlen & Fitness, Familie & Kinder und Reisen. Doch wer befüllt die Seite? „Aldi Süd arbeitet für die Content-Erstellung mit verschiedenen Bloggern und Agenturen zusammen, Track ist unter anderem für die technische Bereitstellung und Instandhaltung der Seite sowie die strategische Weiterentwicklung der Plattform zuständig“, so eine Sprecherin gegenüber asw Online.
Die Strategie dahinter
Aldi, Lidl & Co. haben es in den letzten zehn Jahren nicht geschafft die klassischen Supermärkte langfristig zu verdrängen. Dazu haben Rewe, Edeka und Co. in den vergangenen Jahren massiv modernisiert und fahren eine ausgeklügelte Content-Strategie, verbunden mit erfolgreichen, viralen TV-Spots. „Heute werden die Discounter auf der einen Seite von Online-Lebensmittellieferanten (z.B. Amazon Fresh) und auf der anderen Seite von den klassischen LEH-Vollsortimentern unter Druck gesetzt. Mehrere Jahrzehnte des kontinuierlichen Wachstums sind erst einmal vorüber. Die Jäger sind zu den Gejagten geworden“, erklärt Markenexperte Karsten Kilian der asw Online. Also muss nachgerüstet werden.
Und das soll bei der jungen Zielgruppe durch guten Content entstehen. So baute Aldi in den letzten Jahren den Unternehmensbereichs Marketing & Communications fortwährend aus. „Der neue digitale Kanal liegt in der Verantwortung der Abteilung Customer Relationship Management (CRM) und richtet sich gezielt an unsere Kunden. Die Abteilung CRM ist Teil des Unternehmensbereichs Marketing & Communications. Die unterschiedlichen Fachbereiche tauschen sich zu der Plattform intensiv miteinander aus, um die Weiterentwicklung von aldi-inspiriert.de voranzutreiben und Synergien zu nutzen“, so Aldi.
Auf der Plattform soll die Inspiration und Kundenbindung im Vordergrund stehen, daher findet der Verbraucher Sales- und Produktkommunikation weiterhin auf der Seite aldi-sued.de, teilt das Unternehmen mit. „Auf aldi-inspiriert.de verzichten wir bewusst auf Produktwerbung, da wir unseren Kunden Inspirationen liefern und sie mit unterhaltsamen Beiträgen durch den Alltag begleiten möchten“, so die Sprecherin. Die fehlende Produktverlinkung fällt bei der ersten Begutachtung der Seite sofort auf. Dazu fehlt die Möglichkeit zum direkten Dialog. Es gibt zwar Verlinkungen auf die Social-Media-Kanäle, allerdings wirkt die Seite sonst ein wenig „aus der Zeit gefallen“, beschreibt es Kilian.
Will Aldi weg von seinem Discounter/Supermarktimage?
Dafür spricht, dass sich die klassischen Discounter immer mehr zu höherwertigen Supermärkten mit überschaubarem Sortiment entwickeln, deren Ladengestaltung nicht mehr „billig“ ist. „Mit ‚Aldi inspiriert‘, das es in Heftform schon über ein Jahrzehnt gibt, hat sich Aldi schon vor Jahren punktuell höher positioniert. Mit der Website geht Aldi jetzt den nächsten Schritt, allerdings ein paar Jahre zu spät“, meint Kilian. „Das wirkt alles zu sehr von einer Agentur konstruiert. Der Nutzer bleibt als passiver Konsument und Leser außen vor, was aber nicht mehr in unsere Zeit passt. Das Portal müsste deshalb deutlich interaktiver konzipiert werden – und verkaufsorientierter. Das darf nicht zu plump und offensichtlich gemacht werden, aber die Kaufmöglichkeit ganz wegzulassen ist kaufmännisch einfach dumm. Aber vielleicht ist ‚Aldi inspiriert‘ in der jetzigen Form auch nur Ausbaustufe eins und die Interaktion und der Abverkauf werden in Stufe zwei und drei zeitnah ergänzt. Dann könnte Aldi aktuell und potenzielle Kunden inspirieren – und den eigenen Onlineumsatz forcieren.“
Inwieweit sich die Kunden tatsächlich auf der neuen Plattform aufhalten, bleibt abzuwarten. Ist die Seite nur zur Imagepflege, braucht es keinen messbaren Einfluss. Dann scheint jedoch der Aufwand ein wenig zu groß. Doch vielleicht überraschen die Aldi-Kunden und greifen nicht mehr nur zum Heftformat, sondern besuchen auch mal die Seite.