AI Action Summit in Paris: Das müssen Unternehmen wissen

Der AI Action Summit in Paris hat milliardenschwere Investitionen, strategische Partnerschaften und Weichenstellungen für die Zukunft der KI gebracht. Was bedeuten die Ergebnisse für deutsche Unternehmen?
Le président français Emmanuel Macron et le Premier ministre indien Narendra Modi lors de la séance de clôture du Forum économique franco-indien au Quai d’Orsay à la suite du Sommet d’action sur l’intelligence artificielle (IA) à Paris
Auf dem AI Action Summit in Paris zeigten die Staatschefs Narendra Modi und Emmanuel Macron demonstrativ ihre Geschlossenheit (© Imago)

Am 10. und 11. Februar 2025 haben sich in Paris führende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum AI Action Summit versammelt. Gastgeber Frankreich und Indien verfolgten das Ziel, Europas Position im globalen KI-Wettbewerb zu stärken und nachhaltige sowie ethische Leitlinien für den Einsatz von KI zu etablieren. Während China und die USA den Markt dominieren, will Europa mit massiven Investitionen aufholen. 

Milliardeninvestitionen und die „EU AI Champions“-Initiative 

Einer der wichtigsten Beschlüsse des Gipfels war die Schaffung der „EU AI Champions“-Initiative, die innerhalb der kommenden fünf Jahre insgesamt 150 Milliarden Euro in europäische KI-Projekte lenken soll. Diese Initiative soll europäischen Unternehmen den Anschluss an die globalen KI-Märkte ermöglichen und die Wettbewerbsfähigkeit stärken. 

Zusätzlich investiert Frankreich 109 Milliarden Euro in den Ausbau von Rechenzentren, während die EU-Kommission die InvestAI-Initiative um 50 Milliarden Euro aufstockt. Ein neuer europäischer Fonds in Höhe von 20 Milliarden Euro soll den Aufbau von KI-Gigafabriken unterstützen. „Diese Gigafabriken werden die weltweit größte öffentlich-private Partnerschaft für vertrauenswürdige KI darstellen“, betonte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Zudem hat Frankreich ein Abkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten über Investitionen von bis zu 50 Milliarden Euro für den Bau eines leistungsstarken Rechenzentrums sowie eines europäischen KI-Campus abgeschlossen. 

Globale KI-Governance: Neuer Regulierungsrahmen 

Ein wesentlicher Streitpunkt auf dem Gipfel war die globale KI-Governance. Eine gemeinsame Erklärung zur „inklusiven und nachhaltigen KI“ wurde von rund 60 Ländern, darunter China, Indien und Kanada, unterzeichnet. Die USA und Großbritannien lehnten die Vereinbarung ab, da sie eine zu strenge Regulierung fürchten. US-Vizepräsident JD Vance warnte: „Zu viel Regulierung könnte Innovationen ersticken.“ 

Für deutsche Unternehmen bedeutet dies, dass sie sich auf neue Sicherheits- und Datenschutzanforderungen einstellen müssen. Die EU strebt weiterhin einen strengen Regulierungsrahmen an, der Datenschutz und ethische Standards sicherstellt, aber auch eine zu starke Abhängigkeit von US- und chinesischen Anbietern reduzieren soll. Der AI Act ist eine der Maßnahmen, die die EU für europäische Unternehmen beschlossen hat, wodurch KI-Schulungen für Mitarbeitende nun zur Pflicht geworden sind.   

Der Gipfel betonte außerdem, dass Vertrauen in KI-Systeme essenziell ist, um deren Akzeptanz und Marktdurchdringung zu fördern. Datenschutz und Sicherheit wurden als zentrale Faktoren identifiziert, um Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen zu schützen. Deutsche Unternehmen stehen vor der Herausforderung, hohe Datenschutzstandards zu gewährleisten und gleichzeitig Innovationen voranzutreiben. Dies könnte jedoch auch ein Vorteil sein: Europäische Firmen, die sich durch besonders hohe Sicherheits- und Transparenzstandards auszeichnen, könnten global an Vertrauen gewinnen. 

Zukunft der Arbeit: KI als Treiber von Produktivität und Wohlbefinden 

Ein weiteres zentrales Thema war die Zukunft der Arbeit. KI wird nicht nur zur Automatisierung von Prozessen eingesetzt, sondern auch zur Steigerung der Produktivität und Verbesserung des Wohlbefindens der Mitarbeiter. Durch KI könnten sich Arbeitsprozesse grundlegend verändern: Repetitive Aufgaben können automatisiert werden, während menschliche Arbeitskräfte sich auf kreative und wertschöpfende Tätigkeiten konzentrieren können. 

Eine Studie von Hubspot zeigt, dass bereits 83 Prozent der deutschen Unternehmen KI im Marketing nutzen. Allerdings haben nur sieben Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) den Einsatz von KI optimiert – verglichen mit 20 Prozent in Finnland und 17 Prozent in der Schweiz. Hauptgründe für diese Zurückhaltung sind Budgetmangel, Fachkräftemangel und Widerstand gegen Veränderung. Eine gezielte Kooperation mit europäischen KI-Start-ups könnte Abhilfe schaffen und deutschen Unternehmen den Zugang zu innovativen Technologien erleichtern. 

Auch wenn Hubspot als Anbieter von KI-Lösungen eigene wirtschaftliche Interessen verfolgt, verdeutlichen die Zahlen: Deutsche Unternehmen müssen in Weiterbildungsmaßnahmen investieren. Vor allem, um ihre Belegschaft auf die neuen Anforderungen vorzubereiten. Denn Unternehmen, die KI strategisch einsetzen, können ihre Effizienz und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit erheblich steigern. 

Nachhaltigkeit: KI als Werkzeug für eine grünere Zukunft 

Der Gipfel thematisierte auch die Rolle der KI bei der Förderung nachhaltiger Praktiken. KI kann Unternehmen dabei helfen, Ressourcen effizienter zu nutzen, indem sie Energieverbräuche optimiert, Materialverschwendung reduziert und Produktionsprozesse nachhaltiger gestaltet. Beispielsweise können KI-gesteuerte Algorithmen Vorhersagen über den Energiebedarf treffen und dadurch die Nutzung erneuerbarer Energien verbessern. 

Darüber hinaus kann KI den Klimaschutz durch intelligente Verkehrssteuerung, nachhaltigere Lieferketten und präzisere Umweltanalysen unterstützen. Insbesondere in der Landwirtschaft könnten KI-gesteuerte Systeme helfen, den Wasserverbrauch zu senken und Pestizide gezielter einzusetzen, um Umweltschäden zu minimieren. Solche Innovationen bieten deutschen Unternehmen die Möglichkeit, nachhaltige Geschäftspraktiken mit technologischen Fortschritten zu verknüpfen und somit sowohl regulatorische Anforderungen zu erfüllen als auch wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.  

Diese Maßnahmen sollen jedoch nicht davon ablenken, dass für die Nutzung von KI selbst einen hohen Energiebedarf benötigt. So könnte der Energieverbrauch von KI bis 2027 zwischen 85 und 134 Terawattstunden (TWh) pro Jahrbetragen, was dem jährlichen Stromverbrauch eines kleinen Landes wie den Niederlanden entspricht. 

Strategische Chancen für deutsche Unternehmen 

Europa ist aus seinem Dornröschenschlaf in der KI-Entwicklung erwacht und sucht aktiv nach Wegen, um sich von der Dominanz der USA und Chinas zu lösen. Die massiven Investitionen und strategischen Partnerschaften zeigen, dass die EU gewillt ist, ein ernstzunehmender Akteur im globalen KI-Wettbewerb zu werden. 

Gleichzeitig warnt die EU vor den Gefahren einer unkontrollierten KI-Entwicklung. Risiken wie Fehlinformationen, Diskriminierung durch Algorithmen und Sicherheitslücken sind zentrale Herausforderungen, die durch eine strenge Regulierung eingedämmt werden sollen. Doch genau hier liegt das Spannungsfeld: Die Balance zwischen ethischen Standards und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit zu finden, wird eine der größten Herausforderungen für die europäische KI-Strategie sein. 

Für deutsche Unternehmen bedeutet dies sowohl Chancen als auch Anpassungsdruck. Einerseits werden sie durch gezielte Förderprogramme gestärkt, andererseits müssen sie sich auf striktere Vorschriften und höhere Compliance-Anforderungen einstellen. Wer jedoch frühzeitig in vertrauenswürdige und ethisch vertretbare KI investiert, kann sich langfristig als globaler Innovationsführer etablieren. 

(amx, Jahrgang 1989) ist seit Juli 2022 Redakteur bei der absatzwirtschaft. Er ist weder Native noch Immigrant, doch auf jeden Fall Digital. Der Wahlberliner mit einem Faible für Nischenthemen verfügt über ein breites Interessenspektrum, was sich bei ihm auch beruflich niederschlägt: So hat er bereits beim Playboy, in der Agentur C3 sowie beim Branchendienst Meedia gearbeitet.